Wellen

Das größte im Urlaub aus Sicht kleiner Kinder ist das Strandleben. Burgen bauen, einbuddeln, Sandkuchen backen und Kanäle ausgraben: Das ist ein Urlaub nach Maß. Zusammen mit meinen Kindern und Kindern einer anderen Familie grub ich während unseres Tunesien-Urlaubs am Strand des Club Aldiana einen Kanal, der das Meer mit einem dahinter liegenden Pril verband. Wir wollten, dass das Meerwasser den Wasserstand des Prils aufbesserte (siehe Foto; Pril nicht im Bild).

Als wir fertig waren und die Kinder sich anderen Beschäftigungen widmeten, legte ich mich in meinen Liegestuhl und sinnierte. Mir fiel ein, dass der Erfinder des Dow Jones Index, Charles Dow, vor etwa 100 Jahren die Bewegungen der Finanzmärkte mit den Wellenbewegungen des Meeres verglichen hatte.

Ich beobachtete den Verlauf der Wellen für etwa eine halbe Stunde ganz genau. Es herrschte ablandiger, mittelstarker Wind, der das Wasser ins Meer zurückdrückte. Flaute der Wind etwas ab, wagten sich die Wellen weiter nach vorn.

Demzufolge musste der Kanaleingang bei weiter nachlassendem Wind irgendwann zerstört werden. Ich fragte mich, wie das geschehen würde: Würden sich die Wellen Stück für Stück weiter nach vorn arbeiten oder würde es ein, zwei plötzliche Wellenschläge geben, die dem Kanaleingang den Garaus machen würden? Lange brauchte ich nicht auf die Antwort zu warten. Mit zwei gewaltigen Schlägen wurde der Kanaleingang zerstört (siehe nächstes Foto). Man sieht die zweite Welle gerade heranrollen.

Aktienmärkte funktionieren ähnlich. Nachdem tagelang nichts geschieht, bewegen sich die Indizes plötzlich mit einem irren Tempo in eine bestimmte Richtung, nur um anschließend zu verharren. 70% seiner Zeit verbringt der Dow Jones Index in Konsolidierungen, nur 30% in Trends.