Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

17. Dezember 2004
 

Mythos 5er-Jahre


Das fünfte Jahr einer Dekade verlief in den vergangenen einhundert Jahren ausnahmslos positiv, der durchschnittliche Gewinn betrug fast 35 Prozent. Im Hinblick auf die Börsenaussichten des kommenden Jahres wird häufig auf dieses Phänomen verwiesen. Ein Blick auf den Chart verdeutlicht diesen Tatbestand:


Für eine erweiterte Betrachtung des 5er-Jahres-Charts siehe www.seasonalcharts.com. Dort finden sich auch zu anderen Themen der Saisonalität interessante Grafiken.

Doch diese Performance ist Vergangenheit; wir befinden uns in einem neuen Jahrhundert. Die Frage, die sich mir stellt: Kann man sich auf das 5er-Jahresmuster verlassen oder ist es ein spezifisches Phänomen des vergangenen Jahrhunderts?

Die Antwort muss lauten: Es ist ein spezifisches Phänomen des vergangenen Jahrhunderts. Niemand kann wissen, ob es auch ein Kennzeichen dieses Jahrhunderts sein wird, aber die Gesamtbetrachtung der Vergangenheit spricht eher gegen eine Fortsetzung dieser exorbitant hohen Jahresgewinne. Warum?

Lassen Sie uns den Zeitraum zwischen 1795 und 1895 betrachten; seit dem liegen einigermaßen verlässliche Börsendaten vor. Die folgenden Daten beruhen auf einen bis zum Jahr 1790 zurückgerechneten Dow Jones Index, der in ähnlicher Weise über www.globalfindata.com kostenpflichtig verfügbar ist.

Wie der folgende Chart zeigt, betrug der durchschnittliche Jahresgewinn aller 5er-Jahre zwischen 1795 und 1895 weniger als 1 Prozent.



Damit unterscheiden sich die 5er-Jahre des 19. und 20. Jahrhunderts erheblich.

Nun ist das Jahr 2005 nicht nur ein 5er-Jahr, sondern auch ein Nachwahljahr der US-Präsidentschaftswahl. Seit 1900 sind Nachwahljahre in der Regel problematische Jahre mit schwachen ersten drei Monaten. Erst im April beginnen die Aktien zu steigen. Schauen wir uns den Verlauf der 5er Jahre aus dem vorvergangenen Jahrhundert an, die zugleich Nachwahljahre waren. Das Spezifikum eines schwachen Jahresbeginns findet sich auch hier.



Auffällig: Die 5erJahre/Nachwahljahre des vorvergangenen Jahrhunderts verfügen in der Regel über einen starken Endspurt. Das haben sie mit ihren Counterparts aus dem vergangenen Jahrhundert gemeinsam.

Fazit: 5er-Jahre sind nicht seit Urzeiten auf Erfolg programmiert, sondern erst seit 1905. Die vorhergehenden Jahre verliefen - mit einem durchschnittlichen Gewinn von weniger als einem Prozent - durchwachsen.

Lediglich die 5erJahre, die zugleich Nachwahljahre waren, konnten in einem Jahresendspurt ein drohendes Negativ-Jahr noch in ein positives Jahr verwandeln. Mehr unter anderem dazu in unserem Jahresausblick 2005, der ab Ende kommender Woche auf www.wellenreiter-invest.de verfügbar sein wird.

Ich wünsche Ihnen allen ein ruhiges Weihnachtsfest und kommen Sie gut ins neue, wie ich glaube sehr spannende Jahr 2005. Gleichzeitig möchte ich mich für Ihre Lesetreue in diesem Jahr bedanken.


Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest


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Robert Rethfeld
 

 

 

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