Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

03. Juni 2006
Von Jahrzehnten und Jahrhunderten
 

Vergleicht man den Verlauf verschiedener Jahrzehnte miteinander, so ergeben sich statistische Anomalien, die kaum erklärbar sind, aber dennoch deutlich hervortreten. Ein Jahrzehnt beginnt in der Regel schwach. Man muss sich lediglich vergegenwärtigen, wie die Jahre 2000–2002, 1990–1992 oder 1980–1982 verliefen, um dem gezeigten Chartverlauf eine hohe Wahrscheinlichkeit zusprechen zu können. Der folgende  Chart stellt den Durchschnittsverlauf der vergangenen 21 Dekaden des zurückgerechneten Dow Jones Index dar.

Nach einem schwachen Beginn ölt erst das „4er-Jahr“ die Mechanik der Aktienmärkte derart, dass ein größerer Sprung nach oben möglich ist. Die Hausse setzt sich meist bis zum Beginn des „6er-Jahres“ fort. Dort verliert sie an Dynamik und geht in eine bärische Bewegung über, die meist bis zum Ende des „7er-Jahres“ andauert. Das „8er-Jahr“ zeigt meist außerordentliche Stärke, die bis weit ins „9er-Jahr“ und damit in das letzte Jahr eines Jahrzehnts hineinreicht (roter Pfeil). Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit für eine nächste große Kaufgelegenheit im Oktober/November 2007 hoch ist.

Denkt man ein wenig weiter, fragt man sich unwillkürlich, ob sich ein solches Muster auch auf Jahrhunderte übertragen lässt? Das würde bedeuten, dass beispielsweise die 5er-Jahre den 50er-Jahren auf der Jahrhundertskala entsprechen. Das Jahrhundert würde in den ersten drei Jahrzehnten schwach starten und in den 40er und 50er-Jahren an Fahrt gewinnen. Die 60er und 70er Jahre wären eher schwächliche Jahrzehnte, die 80er wären bombastisch und die 90er auch noch gut. Versierte Börsenhistoriker ahnen sicher schon die Antwort, aber um diese Frage einigermaßen korrekt beantworten zu können, müsste man zumindest über den Verlauf der Finanzmärkte der vergangenen zehn Jahrhunderte Zahlenmaterial vorliegen haben. Verlässliche Zahlen der US-Finanzmärkte liegen erst seit Gründung der New York Stock Exchange im Jahr 1792 vor. So können wir lediglich versuchen, den Durchschnittsverlauf der vergangenen beiden Jahrhunderte zu bilden (siehe Chart).

Zum besseren Vergleich haben wir das Jahrzehnt- und das Jahrhundertmuster in eine Grafik eingetragen, wobei für das Jahrhundertmuster eine Log-Skala verwendet wird. Wichtig ist nicht die Amplitude der Bewegungen, sondern lediglich, ob gemeinsame Perioden der Stärke und der Schwäche erkennbar sind.

Ähnlichkeiten sind nicht zu leugnen. Der schwarze Kreis deutet die Schwäche der 3er- bzw. der 30er-Jahre an, der grüne Kreis die Schwäche der 6er- und 7er bzw. der 60er und 70er Jahre.

Als ob das jetzt nicht weit genug nach vorne gesponnen ist, möchte ich noch eine weitere Idee ins Spiel bringen. Wenn sich Jahrzehnt- und Jahrhundertmuster gleichen, warum nicht auch Jahrzehnt-, Jahrhundert- und Jahrtausendmuster? Lassen Sie einfach den folgenden Chart auf sich wirken :-)

In diesem Zusammenhang empfiehlt sich die Lektüre des Anfang März erschienenen Wochenend-Wellenreiters „Peak Mensch“ . So pessimistisch man nach den obigen Ausführungen sein müsste, um so konzentrierter lassen sich die Dinge angehen, die zum Beispiel in "Peak Mensch" als Aufgaben genannt worden sind. Und die nächste Kaufgelegenheit an den Aktienmärkten befindet sich - nach historischen Maßstäben - in greifbarer Nähe...

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
 

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