Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

8. Dezember 2007
Was bedeutet dieser Anleihen-Wendepunkt?

In den Tagen vor dem jüngsten Aktienmarkt-Tief sah man eine deutliche Flucht des Kapitals aus den Aktienmärkten hinüber in die Anleihenmärkte. Dann – als die Aktien-märkte stark stiegen – wurde das Kapital wieder aus den Anleihemärkten abgezogen. Lässt sich ein solcher Zusammenhang generell nachweisen?

Der folgende Chart zeigt, dass dieser Zusammenhang besteht. Man denke an die Flucht in Anleihen während der LTCM-Krise 1998, im März 2001, während der WTC-Anschläge im September 2001 oder auch in der jetzigen Phase. Spikes in den Anleihemärkten bedeuteten in diesen Fällen gleichzeitig Tiefpunkte an den Aktienmärkten (siehe Chart).

Die Zahl dieser Treffer ist ausreichend hoch, um einen signifikanten Zusammenhang zu erkennen. Lückenlos ist diese Korrelation natürlich nicht, das wäre zu einfach.

Interessant ist der Blick in die Jahre 2000 und 2001. Die Flucht in die US-Anleihen begann im Januar 2000 und setzte sich bis Ende März 2001 ununterbrochen fort (roter Doppelpfeil). Die Marktteilnehmer standen der wirtschaftlichen Entwicklung zunehmend skeptischer gegenüber. Zu Recht, denn im März 2001 begann eine US-Rezession.

Ähnlich wie im März 2001 hat sich im November 2007 aller Wahrscheinlichkeit nach ein wichtiges Top am langen Ende des US-Anleihenmarktes ergeben. Tatsächlich ist es so, dass der Beginn von Rezessionen häufig von derartigen Tops gekennzeichnet ist. Die Anleihen stiegen in den letzen fünf Monaten – getrieben durch Rezessionsängste – signifikant an. Nachfolgend das Durchschnittsverhalten von US-Anleihen in US-Rezessionen.

In der ersten Phase einer Rezession werden die Bonds üblicherweise abverkauft (die Renditen steigen). Ihr Rezessionstief erreichen die Anleihen, nachdem ein gutes Drittel der Rezession vorüber ist – durchschnittlich nach vier Monaten. Von da an steigen die Anleihen (die Renditen fallen) bis zum Ende der Rezession.

Das bedeutet, dass sich die längerfristigen Zinsen zum Ende einer Rezession auf einem sehr niedrigen Niveau befinden. Der Markt wird mit billigerem Geld stimuliert, so dass dann die wirtschaftliche Expansion einsetzen und der Kreislauf von vorn beginnen kann.

Für die Aktienmärkte ist der oben genannte Wechsel von Anleihen in Aktien zunächst positiv. Doch muss der Anstieg - wie im März 2001 gesehen - nicht notwendigerweise nachhaltig sein. Insbesondere im Umfeld von Rezessionen ist er es in der Regel nicht.

Sollte der jüngste Anleihen-Spike tatsächlich den Beginn einer US-Rezession markiert haben, so ist an den Aktienmärkten in den kommenden Monaten mit einem Retest des November-Tiefs zu rechnen.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

P.S. Wie wird das Börsenjahr 2008? Sichern Sie sich schon jetzt Ihr Exemplar unseres traditionellen Jahresausblicks auf Aktien, Anleihen, Rohstoff- und Währungsmärkte. Das Werk - über 100 Abbildungen auf über 100 Seiten - erscheint zum Jahreswechsel.

Näheres unter http://www.wellenreiter-invest.de/ausblick2008.html

P.S. Ein kostenloses 14tägiges Schnupperabonnement erhalten Sie unter www.wellenreiter-invest.de
 

Kostenloses Abonnement des Wochenend-Wellenreiters: Bitte hier klicken, E-Mail-Adresse eintragen und absenden.

Alle Wochenend-Wellenreiter seit dem Jahr 2003 sind im Archiv verfügbar.


 

 

 



Robert Rethfeld
 

 

 

Impressum/
Datenschutz/
rechtl. Hinweise/
Haftung/
Disclaimer