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Macht und Ohnmacht

Wellenreiter-Kolumne vom 28. Februar 2014

Um einen ausreichenden Puffer gegen Deflation zu schaffen, streben Zentralbanken eine offizielle Inflationsrate von 2 Prozent an. Aktuell wird diese Maßgabe weder auf der einen noch auf der anderen Seite des Atlantiks erreicht. Gelddrucken hilft nicht. Diese Machtlosigkeit treibt den Zentralbankern der EU und der USA die Sorgenfalten auf die Stirn.

 

Auch wenn einige Rohstoffpreise seit Januar diese Sorgen zu vertreiben scheinen: Kupfer zieht nicht mit. Kupfer ist historisch betrachtet ein guter Inflationsindikator. In New York notiert Kupfer bei 3,20 US-Dollar pro Pfund. Würde der Kupferpreis die 3-Dollar-Linie unterschreiten (rote Linie folgender Chart), wäre eine Verstärkung des deflationären Musters vorgezeichnet.

 

 

Was für den Kupferpreis die 3-Dollar-Marke, ist für den chinesischen Leitindex die 2000-Punkte-Notierung (folgender Chart).

 

 

Ein weiteres Deflationszeichen betrift die Schwäche des Baltic Dry Index. Der Index zeigt – wie Kupfer - eine positive Korrelation zum Shanghai Composite Index.

 

 

Die Baltic Dry Index ist ein wichtiger Preisindex für das weltweite Verschiffen von Frachtgütern wie Kohle, Eisenerz und Getreide.

 

Diese Korrelationen zeigen vor allen Dingen eines: Der Westen ist darauf angewiesen, dass der Osten „Betrieb macht“. Der Westen allein kann weltweite Inflationsraten nicht anheben. Der notwendige Hebel liegt schon längst in China bzw. in den BRIC-Staaten.

 

Eine Ausnahme gibt es. Die Geschehnisse in der Ukraine bringen einen Chart zurück in den Fokus, der zeigt, dass die US-Inflationsrate während des US-Bürgerkriegs, im und nach dem ersten Weltkrieg, im und nach dem zweiten Weltkrieg sowie zum Ende des Vietnam-Kriegs stets einen Peak produzierte.

 

 

Friedenzeiten sind meist deflationär geprägt. Konsumgüter stehen in Hülle und Fülle zur Verfügung. Kriegszeiten schaffen Knappheiten. Die Preise steigen.

 

Florian Illies rief mit seinem Buch "1913: Der Sommer des Jahrhunderts" die unmittelbare Vorkriegszeit des ersten Weltkrieges in Erinnerung. Er stellte fest: Zwangsläufigkeiten gab es keine, die Geschichte hätte anders verlaufen können.

 

Es sollte hoffentlich keine Zwangsläufigkeit sein, dass dem Jahr 14 in den vergangenen Jahrhunderten jeweils eine große historische Bedeutung zukam. Man denke an den im Jahr 1714 beendeten spanischen Erbfolgekrieg, an den Wiener Kongress von 1814/15 im Gefolge der napoleonischen Kriege oder an den ersten Weltkrieg 1914 bis 1918.

 

Niemand möchte das Inflationsproblem auf diese Art und Weise gelöst sehen. So bleibt zu hoffen, dass die Politik deeskalierend auf die Ereignisse in der Ukraine einwirkt. Sie muss Lösungen finden, die einen Flächenbrand vermeiden. Der laut Forbes „mächtigsten Frau der Welt“, Angela Merkel, dürfte in dieser Angelegenheit eine wichtige Vermittler-Rolle zukommen. Eine fatalistische Einstellung ist hier nicht angesagt.

 


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