Der Wellenreiter Wirtschaftsthemen der Zeit |
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28. Mai 2004
Geldmengen- und Zinsentwicklung
Für die Einschätzung von Inflationserwartungen sind die Zinssätze am langen Ende (10 bzw. 30 Jahre) sowie die Wachstumsgeschwindigkeit der US-Geldmenge M3 die wohl wichtigsten Indikatoren. Mich hat interessiert, ob zwischen beiden Faktoren eine grafisch darstellbare Relation existiert, die über einen Prognosewert verfügt. Ich denke, es gibt sie, wie ich nachfolgend zeigen möchte. Der Zinssatz der 10jährigen US-Staatsanleihen erreichte sein Hoch im Jahr 1981, nur um anschließend auf eine 22jährige Talfahrt zu gehen, die vermutlich im Jahr 2003 endete. Sein gleitender 4-Jahres-Durchschnitt toppte 1984 aus und hat bisher noch keinen Boden gebildet. Auf dem nächsten Chart ist die Wachstumsdynamik der US-Geldmenge M3 abgebildet. Diese erreichte 1971 einen ersten Höhepunkt, anschließend ließ die Dynamik zunächst langsam und dann immer schneller nach, bis Anfang der 90er Jahr sogar eine Kontraktion der Geldmenge zu verzeichnen war. Im August 2001 folgte ein neues, bisher nicht übertroffenes Wachstumshoch. Im gleitenden 4-Jahres-Durchschnitt wurde das Topp 1974 und der Boden 1994 erzielt. Ein weiteres Topp wurde im Dezember 2001 registriert. Scheinbar bewegen sich Zinsen und Geldmengenwachstum asynchron. Versuchsweise habe ich die beiden gleitenden Durchschnitte in einem Chart angeordnet und siehe da, es gibt doch Interessantes zu entdecken. Zwischen dem Austoppen der Geldmengendynamik und dem Zinstopp liegen etwas über 10 Jahre (Juni 1974 zu Oktober 1984), wie der folgende Chart zeigt. Der Boden des Geldmengenwachstums wurde im Februar 1994 erreicht. Nimmt man an, dass zwischen der Geldmengen- und Zinsentwicklung eine Phasenverschiebung von 10 Jahren und 4 Monaten existiert, so müsste der Boden des 4-Jahres-Durchschnitts der 10jährigen Zinsen im Juni oder Juli 2004 erfolgen, also in den kommenden Wochen.
Die Chancen dafür stehen recht
gut, wenn man annimmt, dass der Juni 2003 mit einem Zinssatz von 3,31 Prozent
das Tief darstellt.
Im nächsten Chart habe ich die Verläufe von 10jährigen Zinsen und US-Geldmengenwachstum (jeweils die 4-Jahres-Durchschnitte) so gezeichnet, dass die Topps von 1974 (Geldmenge) und 1984 (Zinsen) genau übereinander liegen. Sollte sich die Phasenverschiebung fortsetzen und die Zinsentwicklung der Geldmengenentwicklung folgen, so wäre für die kommenden 8 Jahre ein steiler Zinsanstieg zu erwarten. Und das würde nichts anderes als Inflation bedeuten. Diese Entwicklung könnte erfolgen, ohne dass die Geldmenge aus aktuelle Sicht noch wesentlich steigen müsste. Natürlich ist und bleibt dies ein Gedankenspiel. Niemand kann die Entwicklung mit Sicherheit vorhersagen. Ganz abwegig erscheinen mir diese Gedanken jedenfalls nicht.
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