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Kurs-Gewinn-Verhältnis und Inflation
Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des S&P500 setzt sich aus dem aktuellen Kurs
geteilt durch den kumulierten Gewinn der im S&P500 enthaltenen Unternehmen pro
Aktie zusammen. Die Rechnung ist einfach: Befindet sich der S&P500 bei 1.180
Punkten und beläuft sich der kumulierte Gewinn aller im S&P500 notierten
Unternehmen auf 50 Dollar pro Aktie, so ergibt sich ein KGV von 23,60.
Unternehmensgewinne sind einer der Hauptbestimmungsfaktoren für den Aktienkurs.
Deshalb sollte der Aktienkurs eines Unternehmens annähernd im gleichen Maße
steigen wie seine Gewinne. Doch das geschieht nicht, auch nicht bezogen auf
einen marktbreiten Index wie den S&P500. Im vergangenen Jahrhundert wurden im
S&P500 ein KGV-Tiefstwert von 5 und ein Höchstwert von über 40 gemessen.
Ein Beispiel für die unterschiedliche Bewertung bietet ein Vergleich der Jahre
1980 und 2003. Der S&P500 notierte 1980 bei knapp über 100 Punkten, während er
im Frühjahr 2003 mehr als das Achtfache maß. Die kumulierten Unternehmensgewinne
befanden sich in beiden Jahren bei 27 Dollar pro Aktie.
Wie kommt es eigentlich, dass das Kurs/Gewinn-Verhältnis des S&P500 im Laufe der
Zeit derart schwankt? Eine Aussage, die immer wieder zu hören ist: Anleger geben
denjenigen Unternehmen Raum für höhere KGV’s, für die sie besondere
Zukunftserwartungen hegen. Beispiele sind Ebay oder Google. Das gleiche kann
auch gelegenlich für den Gesamtmarkt gelten; als Beispiel dient die „Gewinne-sind-in-der-Zukunft-unendlich-Haltung“
im Nasdaq Ende der 90er Jahre.
Doch noch ein weiterer, nicht zu vernachlässigender Einflussfaktor existiert.
Und dieser nennt sich Inflation. Auf dem folgenden Chart ist das KGV des S&P500
gemeinsam mit der Inflationsrate abgetragen.
Man erkennt, dass ein niedriges KGV auffällig häufig mit einer hohen
Inflationsrate einhergeht (Pfeile). Zuletzt war diese Extremsituation in den
70er bis Mitte der 80er Jahre zu beobachten.
Warum besteht dieser Zusammenhang? In einem Wochenend-Wellenreiter aus dem
Dezember 2003 zitierte ich aus dem berühmt-berüchtigten „Business-Week“-Artikel
„Der Tod der Aktien“, erschienen am 13.08.1979.
Origninalton „Business Week“: „Die Massen haben sich bereits vor langer Zeit aus
dem Aktienmarkt zurückgezogen. Sie sind in alternative Investments mit höherer
Verzinsung und damit größerem Schutz vor Inflation eingestiegen. Jetzt haben
auch Pensionsfunds die Erlaubnis erhalten, Aktien und Anleihen zugunsten von
Immobilien, Futures, Gold und sogar Diamanten fallen zu lassen. Der Tod der
Aktien sieht nach einem beinahe permanenten Zustand aus; irgendwann umkehrbar,
aber nicht in der nahen Zukunft.“
„Bis jetzt war die Flucht der Institutionen aus den Finanzmärkten eher moderat.
Aber es besteht die Gefahr, dass sie sich in einen reißenden Strom verwandelt,
falls der diesjährige 60%ige Anstieg des Öl-Preises eine tiefe Rezession
auslöst, während die Inflation gen Himmel schießt.“
„In der Tat haben die Aktienmärkte nach einer Untersuchung der Salomon Bros.
seit 1968 einen enttäuschenden Return von 3,1% geliefert, der Consumer Price
Index (CPI) ist dagegen um 6,5% gestiegen. Gold konnte um unglaubliche jährliche
19,4% zulegen, Diamanten um 11,8% und der Preis von Einfamilienhäusern um 9,6%.“
Der gesamte Wellenreiter kann hier nachgelesen werden:
http://www.wellenreiter-invest.de/WellenreiterWoche/Wellenreiter031219.pdf
Ich erwähne das Thema Inflation nicht umsonst. Es hat in dieser Woche Zahlen aus
den USA gegeben, die auf den Beginn einer Ölpreisinduzierten Inflation schließen
lassen. In einem solchen Fall werden die Anleger dahin gehen, wo der
Inflationsschutz gewährleistet ist. Und das sind insbesondere Edelmetalle (bes.
Gold und Silber) sowie Inflationsgeschützte Anleihen (TIPS). Nähere Angaben zu
TIPS finden sich unter
http://www.investinginbonds.com/TIPS.htm
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Die in der vergangenen Woche angekündigte „Konsumstudie Erdöl“ ist
zwischenzeitlich erschienen. Wir modellieren darin ein Konsum-Szenario bis zum
Jahr 2050, indem wir die Konsumgewohnheiten der großen Nationen analysieren und
uns Gedanken über eine Anpassung an den vor uns liegenden
Erdöl-Produktionshöhepunkt machen. Die Studie kostet 15 Euro. Nähere
Informationen dazu unter
http://www.wellenreiter-invest.de/studien.html
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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