Wir glauben, dass der Erdölpreis im Jahr 2005 eine
Konsolidierungsbewegung vollführen wird, die den Preis zwischen 40 und 60 Dollar
schwanken lässt. Die untere Preisgrenze nennen wir, weil wir davon überzeugt
sind, dass der Ölpreis seine alte, 23jährige Handelsspanne nach oben verlassen
hat (siehe folgenden Chart).
Auch die Daten des „Commitment
of Traders“-Reports zeigen an, dass in 2004 eine Neubewertung des
Erdölpreises stattgefunden hat. Definiert man den „fairen Wert“ eines
Marktes durch eine neutrale Positionierung der Commercials, also einem
Positionierungssaldo von Null, dann ist augenscheinlich, dass die
Commer-cials den fairen Wert von Erdöl mittlerweile signifikant höher
einschätzen als in den beiden Vorjahren.
In 2002 lag der faire Wert des Erdölpreises bei ca. 26,50 US-Dollar, im
November 2003 erhöhte er sich zunächst leicht auf 29 US-Dollar und erhöhte
sich danach deutlich schneller. Im Juni 2004 sahen die Commercials den
fairen Wert des Erdölpreises zunächst bei ca. 35 US-Dollar erreicht und
schätzen ihn aktuell am Jahresende 2004 bei ca. 45 US-Dollar.
Diese dynamische Entwicklung wollen wir für das Jahr 2005 nicht unbedingt
fortschreiben, sie ist aber ein Indiz für eine generelle Neueinschätzung
der Situation am Erdölmarkt.
Der Erdölpreis
unterliegt einer relativ starken saisonalen Zyklik und neigt insbesondere
in den ersten beiden Monaten eines Jahres zur Schwäche und steigt danach
in einzelnen Schüben bis in den Oktober an. Wir glauben, dass die
Korrekturbewegung des Erdölpreises bereits im Bereich um 40 US-Dollar
enden wird.
Dafür spricht, dass die OPEC bereits eine Kürzung der Fördermenge um 1
Million Barrel zum 01. Januar 2005 angekündigt hat und eine weitere
Kürzung beim nächsten Sondertreffen am 30.01.2005 in Wien diskutieren
will. Dies zeigt den Willen der OPEC, einen höheren Preis erzielen zu
wollen als den offiziell deklarierten Preis von 22-28 US-Dollar. Da der
Erdölpreis somit zum Teil ein politischer Preis ist, erwarten wir, dass er
sich im Jahresverlauf auf einem neuen Gleichgewicht einpendeln wird und
dieses im Bereich von 40-60 US-Dollar liegen wird.
Der 8-Jahres-Zyklus
sieht für den Ölpreis einen wichtigen Punkt erst im Januar 2010 vor
(vorheriger Chart).
Wichtig erscheint noch der folgende Chart. Er zeigt die Ratio zwischen dem
Öl-Service-Index und dem Ölpreis an.
Der Chart deutet auf
ein Ende der relativen Schwäche der Ölserviceaktien in 2005 hin. Öl- und
Ölserviceaktien dürften somit in 2005 ein interessantes Investmentthema
darstellen. Hierfür spricht vor allem die relative Stärke dieser Aktien
während der laufenden Korrekturphase des Ölpreises.
Diese Analyse ist ein Auszug aus unserem „Jahresausblick 2005“. Auf 44
Seiten erläutern wir unsere Erwartung für Aktien, Anleihen, Euro, Gold und
Erdöl. Die Zusammenhänge werden wie gewohnt visuell mit erklärendem Text
dargestellt; die Erkenntnisse in 11 Thesen zusammengefasst. Auch eine
Einschätzung des voraussichtlichen Marktverlaufs 2005 fehlt nicht.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest