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Wie misst man die Spekulationsneigung?
Spekulation (lat. Speculari; spähen, beobachten)
bezeichnet nach www.wikipedia.de
die „planvolle Handlung einer wirtschaftenden
Person, die nach lukrativen, zumeist kurzfristigen Investitionsmöglichkeiten
Ausschau hält“.
Die Spekulationsneigung bezeichnet hingegen den Grad der Bereitschaft, sich an
der Spekulation zu beteiligen.
Zur Messung der Spekulationsneigung exisitieren unterschiedliche Verfahren.
Cognitrend und Sentix in Deutschland; Investors Intelligence, Market Vane und
AAII in den USA sind Institutionen, die durch Marktumfragen die Anlegerstimmung
erforschen. Sind die Investoren sehr bullisch gestimmt, so lässt dies indirekt
auf eine hohe Spekulationsneigung schließen.
Weitere Stimmungsindikatoren sind die Put/Call-Ratio, die Zahl der
Insiderverkäufe- und –käufe, die Mittelzu- und -abflüsse der Investmentfonds
sowie das „Open Interest“ an den Futures-Märkten. Den zuletzt genannten Aspekt
wollen wir betrachten und ihn später mit einem weiteren, (zu Unrecht) wenig
genutzten Instrument ergänzen.
An den Futures-Märkten lässt sich die Spekulationsneigung durch das so genannte
„Open Interest“ ablesen. Das Open Interest bezeichnet die Gesamtzahl aller
gehandelten (offenen) Futures-Kontrakte. Nimmt die Zahl der gehandelten
Kontrakte zu, so steigt die Spekulationsneigung der Investoren. Am Beispiel des
Goldmarktes (nächster Chart) lässt sich erkennen, dass eine abnehmende
Spekulationsneigung bei anziehenden Preisen in der Regel bullisch ist. Als
Beispiel dient der Zeitraum zwischen Mai und September 2004 im Goldfuture.
Interessanterweise funktioniert diese Divergenz auch bei einem weiteren
Stimmungsindikator. Es ist das Verhältnis zwischen den Handelsvolumina an der
Nasdaq- und an der New York Stock Exchange (Nasdaq/NYSE-Volumen-Ratio).
Erläuterung: Man geht davon aus, dass – bezogen auf die USA - die spekulativen
Werte überwiegend an der Nasdaq und die konservativen Werte überwiegend an der
NYSE zu finden sind. Ist das Handelsvolumen an der Nasdaq im Verhältnis zur NYSE
besonders hoch, bedeutet dies eine erhöhte Spekulationsneigung. Ein Übergewicht
der NYSE deutet hingegen auf ein vorsichtiges und konservatives Engagement hin.
Im folgenden Chart ist die Nasdaq/NYSE-Volumen-Ratio seit Januar 1985
dargestellt. Deutlich erkennbar ist die erhöhte Spekulationsneigung im Sommer
1996 (es kam zu einem kurzzeitigen Einbruch an den Märkten).
Im Herbst 1998 (Asienkrise) war die Angst groß und
die Spekulationsneigung gering. Ihren absoluten Höhepunkt erreichte die Ratio
zur Jahreswende 2000/ 2001. Wer kann sich nicht an die „Suche nach dem Boden“ im
Jahr 2000 erinnern, welche die Anleger davon abhielt, bärisch zu werden? Und als
Alan Greenspan zu Beginn des Jahres 2001 die Zinsen massiv senkte, konnte ja
nichts mehr schief gehen, oder? Erst der Einbruch der Aktienmärkte im März 2001
nahm den Anlegern die Lust auf Spekulation, die im Herbst 2002 sowie im Frühjahr
2003 einen weiteren Tiefpunkt erreichte.
Zoomen wir in den Chart hinein und fügen der Ratio den Verlauf des Nasdaq
zwischen 1999 und 2005 hinzu. Man erkennt eine bullische und eine bärische
Divergenz.
Die bärische Divergenz betraf das Jahr 2000
(gerade erläutert); die bullische den Zeitraum zwischen dem Herbst 2002 und dem
Frühjahr 2003. Ähnlich wie im weiter oben gezeigten Gold-Future-Chart erwies
sich die geringere Spekulationsneigung im Frühjahr 2003 als bullisch für den
Markt.
Das Jahr 2004 war bis zum Herbst von einer abnehmenden Spekulationsneigung
geprägt, doch diese drehte im November 2004 fast vertikal nach oben, wo sie
momentan verharrt. Man darf gespannt sein, ob sich an dieser Stelle wiederum
Divergenzen herausbilden.
Fazit: Die Spekulationsneigung lässt sich auf vielfache Art und Weise messen. An
den Futures-Märkten ist in diesem Zusammenhang das Open Interest von besonderer
Bedeutung; die einfach zu bildende Nasdaq/ NYSE-Volumen-Ratio ergänzt die an den
Aktienmärkten üblichen Stimmungsindikatoren.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Robert Rethfeld
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