|
Unbestritten scheint, dass Innovationen die
Triebkräfte der Wirtschaft sind. Dort, wo erfindungsreiche Kräfte walten, kommt
der Prozess der schöpferischen Zerstörung in Gang. Dieser Begriff wurde von
Joseph
Schumpeter geprägt, der ihn wie
folgt erläutert:
„Durch die Zerstörung von alten Strukturen werden die Produktionsfaktoren immer
wieder neu geordnet. Die Zerstörung ist also notwendig, damit Neuordnung
stattfinden kann. Auslöser für die schöpferische Zerstörung sind Innovationen,
die von den Unternehmern vorangetrieben werden mit dem Ziel, sich auf dem Markt
durchzusetzen.“
Innovationen verteilen sich nicht gleichmäßig über die Jahre, sondern häufen
sich zu bestimmten Zeiten. In anderen Perioden scheint die Innovationskraft
erlahmt. Der Autor Gerhard Mensch hat im Jahr 1975 – das Jahr ist kein Zufall,
Zyklen werden vornehmlich in Bärenmärkten diskutiert – in seinem Buch „Das
technologische Patt“ eine Tabelle veröffentlicht, in der er die Anzahl der
Basisinnovationen zwischen 1740 und 1959 auflistet (neuere Daten liegen mir
leider nicht vor).
Die Innovationskraft scheint demnach in vier Perioden besonders groß gewesen zu
sein:
1760 – 1770: Textilrevolution; (z.B. mechanischer Webstuhl; erfunden 1764)
1830 – 1840: Eisenbahn- und industrielle Revolution
1870 - 1890: Phonograph, Telefon, Börsenticker, Auto
1920 - 1939: Radar, Tonfilm, Farbfilm, Fernsehen, FM-Radio, Jet-Antrieb
Diese „Innovationswellen“ spiegeln sich grob im - den Lesern wohl hinlänglich
bekannten - Kondratieff-Zyklus (siehe
Definition von Ian Gordon)
wider. Vergleicht man die obigen Angaben mit dem folgenden Kondratieff-Chart, so
fällt auf, dass die Innovationskraft - wie allgemein angenommen – nicht im
Kondratieff-Herbst, sondern erst mitten im Kondratieff-Winter ihren Höhepunkt
erreicht.
Kondratieff-Zyklus
Innovationen geschehen nicht aus heiterem Himmel.
Man benötigt viel Geld, um Ideen umzusetzen zu können. Würde es Ebay, Amazon,
Google, United Internet, Freenet – um nur einige Namen zu nennen - geben, wenn
nicht mittels Venture Kapital extrem viel Luft zum Atmen bereitgestellt worden
wäre? Ist es nicht so, dass diese Jahrhundertblase viele Innovationen erst
möglich gemacht hat?
Liquidität und Risikokapital zur fast beliebigen Verfügung werden nicht in der
Baisse, sondern auf dem Höhepunkt eines Bullenmarktes generiert. Wäre UMTS
jemals verwirklicht worden, wenn die Euphorie und das Betteln um Lizenzen nicht
so überbordend groß gewesen wäre? Entstand nicht erst durch das viele
Geldausgaben ein Zwang, das Produkt auch weiterzuentwickeln?
Unsere These lautet demnach: Die Hausse – und erst recht deren euphorischer
Schlusspunkt – regt die Innovation dermaßen an, dass diese erst im
Kondratieff-Winter ihren Höhepunkt erreicht. Überprüfen können wir diese These,
wenn man dem Basisinnovationschart den Verlauf des – zurück gerechneten – Dow
Jones Index hinzufügt.
Der Chart spiegelt unsere These im Groben wider.
Besonders deutlich wird dies bei der Betrachtung der Börseneuphorie der 1920er
Jahre, die den Innovationsprozess offensichtlich bis weit in die dreißiger Jahre
hinein getragen hat.
Wenn dies so ist, dann werden wir auch in diesem Kondratieff-Winter die Früchte
der Innovation genießen. Vieles wird erst jetzt so richtig nutzbar. Genauso, wie
UFA- und Hollywood-Stars die Menschen in den 30er Jahren in die Kinos trieben,
werden wir vor dem Internet sitzen und bei Ebay einkaufen, werden Videos durchs
UMTS-Netz schicken und ansonsten bei „Bet und Win“ der expandierenden Wettlaune
frönen. Und irgendwann, wenn wir dessen ein wenig überdrüssig geworden sind,
erhebt sich der Kondratieff-Frühling mit ganz zarten Pflänzchen der Innovation,
die wir erst Jahre später als solche bemerken werden. Konrad Zuse erfand den
Computer im Jahre 1938.
----------
Eine ausführliche
Zeitreihe der Erfindungen
stellt Wikipedia zur Verfügung. Ein sehr lesenswerter
Artikel von Mike
Alexander zum Thema Innovationen und Märkte findet sich bei Safehaven.com
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
|
Kostenloses
Abonnement des Wochenend-Wellenreiters:
Bitte
hier klicken, E-Mail-Adresse eintragen und absenden.
Alle
Wochenend-Wellenreiter seit dem Jahr 2002 sind im
Archiv verfügbar. |
|
|
Robert Rethfeld
Impressum/
Datenschutz/
rechtl. Hinweise/
Haftung/
Disclaimer |