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An der New York Stock Exchange (NYSE) stehen derzeit 1366 „Sitze“ zur Verfügung.
Mit dem Erwerb eines Sitzes wird eine Person zum prestigeträchtigen Mitglied der
NYSE und ist gleichzeitig berechtigt, auf dem Parkett zu handeln.
Seit dem Jahr 1868 sind Sitze an der NYSE handelbar. Der Interessent muss
bestimmte Voraussetzungen (z.B. persönliche und finanzielle Integrität)
mitbringen. Das auf- und abschwellende Interesse für einen Sitz macht sich in
der Preisgestaltung bemerkbar. Nach den Anfangserfolgen Hitlers in den ersten
beiden Jahren des 2. Weltkriegs gab es reale Befürchtungen, dass der New Yorker
Handelsplatz in der Bedeutungslosigkeit versinken würde. Ein Sitz war im Jahre
1942 bereits für 17.000 Dollar zu haben. 13 Jahre zuvor – auf dem Höhepunkt der
Spekulationsblase des Jahres 1929 – mussten in der Spitze 625.000 Dollar berappt
werden. Das bisherige Rekordhoch hält der August 1999 mit einem Preis von 2,65
Mio. Dollar für einen Sitz.
Schon an diesen Beispielen wird die Schwankungsfähigkeit der Sitzpreise
deutlich. Es liegt nahe, den Verlauf des Dow Jones Index mit dem Verlauf der
Sitzpreise zu vergleichen. Ähnlichkeiten sind unverkennbar.
Doch es gibt einige Anomalitäten, wie z.B. der starke Verfall der Sitzpreise in
den siebziger Jahren, für die eine charttechnische Entsprechung des Dow Jones
Index nur unzureichend vorhanden ist. Dieser Umstand hat damit zu tun, dass
Sitzpreise wie alle Preise inflationsabhängig sind. Wenn man den Dow Jones Index
inflationsbereinigt einzeichnet, erhält man folgenden Chart:
Man sieht, dass dem starken Verfall der Sitzpreise in den 70er Jahren ein ebenso
starker Verfall des inflationsbereinigten Dow Jones Index entgegensteht.
Betrachten wir die jüngste Vergangenheit. Sitze werden unregelmäßig gehandelt,
mal alle zwei Wochen, mal einige Monate gar nicht. Dennoch spiegelt der folgende
Chart die realen Gegebenheiten: In den Monaten, in denen nicht gehandelt wurde,
haben wir die zuletzt gehandelten Preise angenommen.
Nach dem Rekordpreis vom August 1999 (2,65 Mio. Dollar) fiel der Sitzpreis bis
Mitte 2000, um anschließend – zum Großteil entgegen der Marktrichtung –
kontinuierlich anzusteigen. Anfang 2002 wurde das Rekordniveau fast noch einmal
erreicht. Als der Markt im Frühjahr 2002 zu fallen begann, riss er den Sitzpreis
mit nach unten.
Nach einem kleinen Anstieg von März bis Juli 2003 begann der Sitzpreis heftig zu
fallen, obwohl der Dow Jones Index noch bis zum Januar 2004 anstieg.
Im Januar dieses Jahres fiel der Sitzpreis kurzzeitig unter eine Million Dollar
und damit auf das Niveau im Jahr 1987 kurz vor dem Crash. Doch seitdem ist er
wieder auf dem Weg nach oben. Der aktuelle Preis für eine Mitgliedschaft in der
NYSE beträgt 1,8 Mio. US-Dollar.
Fazit: Die langfristige Korrelation zwischen Aktienmarkt und Sitzpreis ist
offensichtlich. Auf kurzfristiger Basis gibt es gegenläufige Bewegungen, die z.T.
erheblich sind. Meist eilt der Dow voraus, der Sitzpreis bewegt sich
schwerfälliger und ahmt die Bewegungen lediglich nach, jedenfalls hat er das in
den letzten 4 Jahren getan. Aus diesem Grund ist der „NYSE-Seat-Indikator“ zwar
interessant, aber für kurz- bzw. mittelfristiges Trading aus unserer Sicht nur
bedingt geeignet.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Robert Rethfeld
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