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Einwürfe zum Halbleiter-Markt
Zur Einschätzung des Halbleiter-Marktes lassen sich verschiedene
Instrumentarien verwenden. Ein üblicher Indikator ist die „Semi-Book-to-Bill-Ratio“
des amerikanischen Halbleiterverbandes. Book-to-Bill heißt „Buchungen zu
Rechnungen“ oder wirtschafts-deutsch „Auftragseingänge zu Auslieferungen“.
Befinden sich mehr Auftragseingänge in der Pipeline, als Auslieferungen
durchgeführt werden, so spricht dies für einen gesunden Halbleitermarkt. In
einem solchen Fall befindet sich die Book-to-Bill-Ratio oberhalb von 1.
Book-to-Bill-Ratio und der Verlauf des Halbleiterindex korrelieren ganz gut
miteinander, wie der folgende Chart zeigt.
Quelle: www.semi.org
Nachteilig ist, dass die Book-to-Bill-Ratio mit etwa drei Wochen Verzögerung
veröffentlicht wird, und obendrein nur einmal monatlich. Zum Handeln des
dynamischen Halbleiterindex erscheint die Ratio daher zu träge zu sein.
Zur Einschätzung des Halbleitermarktes erscheint es uns sinnvoller, einen
Indikator zu betrachten, der ebenfalls an einer Börse gehandelt wird. Wir meinen
den DRAM-Spot-Markt, der an der Singapur Stock Exchange beheimatet ist. DRAMs
sind Speicherchips, wie sie in PCs eingebaut werden. PCs sind etwa für die
Hälfte des Speicherprodukte-Umsatzes verantwortlich, wie der folgende Chart
zeigt, und können deshalb als einigermaßen repräsentativ für den Branchenumsatz
gelten.
Endprodukte-Nutzung für Speicherchips
Quelle: www.sia-online.org
Vergleicht man den Halbleiter-Index mit dem Verlauf des DRAM-Spot-Marktes, so
wird auch in diesem Fall eine hohe Übereinstimmung deutlich. Der Vorteil ist,
dass DRAM-Preise und Halbleiter-Index aktuell miteinander verglichen werden
können. Bloomberg bietet
tägliche und kostenlose DRAM-Preise.
Quelle: Bloomberg
Man erkennt, dass sich der DRAM-Spot-Preis seit April 2004 in einem Abwärtstrend
befindet, in dessen Rahmen der Preis von 6,5 auf gut 2 Dollar gefallen ist.
Historisch betrachtet ist das ein sehr niedriger Wert. Die Frage stellt sich, ob
die DRAM-Preise ihren Boden erreicht haben. Es gibt ein paar Hinweise, dass dies
so ist, siehe beispielsweise
diesen Artikel.
Doch wir sind keine Industrie-Experten und können diese Frage nicht beantworten.
Nur eins erscheint klar: Ein Anstieg der DRAM-Preise hätte durchaus das
Potential, auch den Halbleiter-Index aus seinem Dornröschenschlaf zu reißen.
Doch etwas anderes ist auffällig: In den letzten Tagen konnte man beobachten,
wie die Halbleiter-Führungsfigur Intel entgegen dem Trend des Halbleiterindexes
stieg. Immer, wenn dies geschieht, heißt es aufpassen. Bitte sehen Sie sich den
folgenden Chart an. Dort sind die Intel/Halbleiter Ratio (blau) sowie der
Halbleiter-Index abgetragen.
Man hat den Eindruck, dass die Intel/Halbleiter-Ratio dem Halbleiter-Index
vorausläuft. Diesen Effekt haben wir durch gelbe Striche markiert. Gegenwärtig
zeigt Intel ganz eindeutig relative Stärke gegenüber dem Halbleiterindex, was in
der Folge auch für den Index positiv sein sollte.
Fazit: Zur Richtungsbestimmung des Halbleiter-Index sollte man nicht nur auf die
Book-to-Bill-Ratio schauen, sondern auch den DRAM-Spot-Markt beachten. Und
zweitens lohnt sich die Beobachtung von Intel relativ zum Halbleiterindex.
Gegenwärtig bahnt sich - aus unserer Sicht - für den Halbleiterindex eine
mittelfristig positive Entwicklung an. Ein bestätigendes Signal wäre das
Anziehen der DRAM-Preise.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Robert Rethfeld
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