|
Energieeffizienz auf dem Radar-Schirm
Die Entwicklung des Energiebewusstseins ist keine Frage von
Parteienzugehörigkeit oder gesellschaftlicher Akzeptanz, wie es in den 70er
Jahren der Fall war, sondern wird zunehmend durch wirtschaftliche Aspekte
bestimmt. Angesichts steigender Energiepreise vollzieht sich im Hintergrund eine
Entwicklung zum energieeffizienten Handeln.
Eine Revolution findet nicht statt, sondern eine stetig mahlende Evolution, die
sich unabweisbar ihren Weg bahnt. Und das nicht, weil es Spaß macht, sondern
weil sich Energieeffizienz zu einer zwingenden wirtschaftlichen Notwendigkeit
entwickelt, die immer breitere Schichten der Bevölkerung umfasst. Lassen Sie uns
angesichts dieser Aspekte einzelne Entwicklungen betrachten. Doch zunächst ein
Blick auf die Struktur des Energieverbrauchs in Deutschland.
Energie wird in den Bereichen Arbeit, Verkehr und Wohnen verbraucht. Der Bereich
„Arbeit“ (Industrie sowie Gewerbe, Handel, Dienstleistungen) beansprucht 42% der
Endenergie, der Bereich Wohnen 30% und der Bereich Verkehr 28%.
Wo kann der einzelne etwas tun? Sicher in den Bereichen Wohnen und Verkehr,
wobei 30% des Energieverbrauchs im Bereich Verkehr durch LKWs verursacht werden.
Den Sektor Arbeit lassen wir außen vor, dort sind die direkten
Einflussmöglichkeiten – gemessen an der Gesamtbevölkerung - relativ gering.
Fazit: Der einzelne hat direkten Einfluss auf 50% des Energieverbrauchs in
Deutschland (Wohnen 30%, Verkehr 20%).
----------
Interessant – und erschreckend -, dass gerade diese beiden Bereiche in den
vergan-genen 15 Jahren insgesamt gesehen einen steigenden Energieverbrauch
aufweisen, …..
…..während der Bereich Arbeit (Industrie sowie Gewerbe, Handel,
Dienstleistungen) seit Jahren seinen Endenergieverbrauch senkt.
----------
Lassen Sie uns zwei Avantgarde-Entwicklungen aus den Bereichen Wohnen und
Verkehr herausheben, die bis vor wenigen Jahren noch unterhalb des Radars
breiter Bevölkerungsschichten abliefen und zunächst spöttelnd, doch letztlich
mit mehr und mehr Interesse wahrgenommen wurden und werden: Das Passivhaus und
den Hybrid-Motor.
Beide Entwicklungen haben gemeinsam, dass sie eine Weiterentwicklung
herkömmlicher Konzepte – jeweils angereichert mit einer pfiffigen Idee -
darstellen. Eine weitere Gemeinsamkeit ist der wesentlich höhere Nutzungsgrad
vorhandener Energie. Der so genannte Hybridmotor – entwickelt von Toyota –
verbindet die Stärken des Benzinmotors mit den Stärken des Elektromotors.
Dadurch verbraucht beispielsweise der Toyota Prius etwa 30% weniger als ein
vergleichbares, nur mit einem Ottomotor ausgestattetes Fahrzeug. Erläuterungen
dazu unter
http://de.wikipedia.org/wiki/ Hybridmotor. Der Toyota Prius wurde in den USA
ohne großartigen Werbeaufwand zum Kassenschlager. Nicht das Marketing, sondern
Konzept und Verbrauch überzeugten die Käufer. Auch europäische Hersteller nehmen
sich jetzt dieses Themas an.
----------
In einem normalen Haus liegt der Energieverbrauch bei etwa 18 Litern Öl pro qm
pro Jahr. Für ein Haus mit 200qm Wohnfläche werden demnach 3600 Liter Heizöl pro
Jahr benötigt. Der Preis für 100 Liter Heizöl liegt in Deutschland momentan bei
50 Euro. Das bedeutet, dass der Eigentümer 1800 Euro/Jahr für die Beheizung
seines Hauses aufwenden muss.
Heute bei Neubauten bereits üblich sind „Niedrigenergiehäuser“, die dem
Eigentümer eines 200qm-Hauses nur noch eine Jahresheizkostenrechnung von 700 bis
1000 Euro bescheren.
Die derzeit effizienteste Bauart ist der Passivhausstandard. Ein Passivhaus ist
hochwärmegedämmt, mit 3-fach Fenstern ausgestattet sowie mit einer
Lüftungsanlage (keine Klimaanlage!) und einer Solaranlage zur
Brauchwassererwärmung versehen. Auf konventionelle Heizkörper kann verzichtet
werden. Passivhäuser bescheren dem Besitzer eine Heizenergie-Rechnung von
maximal 1,50 Euro pro Quadratmeter und Jahr.
Mitte der 90er Jahre wurde ein Buch namens „Faktor 4“ von Ernst Ulrich von
Weizsäcker veröffentlicht. Darin beschrieb er die Möglichkeit, den
Energieverbrauch mit machbaren Mitteln um den Faktor 4 zu senken. Was damals
Aufsehen erregte, gilt heute als überholt. Bereits 5000 gebaute Passivhäuser in
Deutschland – die Tendenz ist stark steigend – schaffen jeweils eine um den
Faktor 10 verbesserte Energieeffizienz. Weiterführende Informationen findet man
unter
http://de.wikipedia.org/wiki/Passivhaus
Das Freiburger Büro für Solarmarketing erwartet eine Steigerung der Zahl der
gebauten Passiv- und Niedrigstenergiehäuser von heute knapp 5.000 auf 160.000
Wohneinheiten im Jahr 2010. Ob diese Zahlen realistisch sind, wird letztendlich
durch Angebot und Nachfrage sowie durch die Entwicklung der Energiekosten
bestimmt.
Im Gegensatz zur Brennstoffzellentechnik sind die vorgestellten Technologien
bereits im Markt eingeführt und verfügbar. Mit zunehmendem Masseneffekt werden
die Produktionskosten sinken; aus Avantgarde wird Mainstream.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
|
Kostenloses
Abonnement des Wochenend-Wellenreiters:
Bitte
hier klicken, E-Mail-Adresse eintragen und absenden.
Alle
Wochenend-Wellenreiter seit dem Jahr 2002 sind im
Archiv verfügbar. |
|
|
Robert Rethfeld
Impressum/
Datenschutz/
rechtl. Hinweise/
Haftung/
Disclaimer |