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Unsere Interpretation der aktuellen „Commitment
of Traders“ (CoT)-Reports erscheint regelmäßig im Rahmen unserer
Montags-Frühausgabe. Den Report vom vergangenen Montag veröffentlichen wir
hiermit als Wochenend-Wellenreiter. Er zeigt ganz gut, wir wir eine solche
Interpretation angehen.
In diesem Zusammenhang führen wir am 14. Juli in Oberursel/Ts. eine
Veranstaltung durch, auf der wir unsere Methoden und Erkenntnisse mit aktuellem
Bezug näher erläutern. Die Veranstaltung ist - mit Ausnahme des Verzehrs -
kostenlos.
Zeitpunkt: 19:30h Ort: Alt-Oberurseler Brauhaus, Ackergasse 13, 61440 Oberursel;
Dauer der Veranstaltung: ca. 2 Std. Wg. Kapazitätssteuerung wird dringend um
Voranmeldung gebeten. Kurze E-Mail an
rrethfeld@wellenreiter-invest.de genügt.
Der nachfolgende Report besteht aus sechs Abschnitten: Aktien, US-Anleihen,
Währungen, Edelmetalle, Energie und sonstige Rohstoffe. Eine Einführung in die CoT-Interpretation finden Sie
hier.
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Interpretation des aktuellen CoT-Reports
Von Alexander Hirsekorn
Der aktuelle CoT-Report vom 14.06.2005 weist neue Extrempositionierungen der
Commercials im Devisen-, Edelmetall- und Agrarbereich auf.
US-Aktienmarkt in Aufwärtsbewegung, erste bearishe Divergenzen werden
sichtbar
Der US-Aktienmarkt notierte im Betrachtungszeitraum wie in der Vorwoche mit
Ausnahme der Technologiewerte fester. Bei den Standardwertenindizes stieg der
Dow Jones Industrial um 64 auf 10.547 Punkte, die Commercials haben ihre
Longpositionierung trotz steigender Preise marginal ausgebaut.
Der S&P 500 stieg um 6 auf 1.203 Punkte, die Commercials haben ihre
Shortpositionierung leicht abgebaut.
In beiden Standardwerteindizes fallen die wöchentlichen Veränderungen so gering
aus, dass sie kaum erwähnenswert sind. Es überwiegt aber der positive Aspekt, da
die Commercials trotz langsam steigender Preise keinen höheren
Absicherungsbedarf gesehen haben.
Der Nasdaq 100 gab um 7 auf 1.524 Punkte nach, die Commercials haben ihre
Longpositionierung weiter abgebaut und nähern sich damit deutlich einer
neutralen Positionierung.
Da die Positionierung der Commercials wenig verändert ausfällt, erscheinen
andere Aspekte für die weitere Entwicklung erwähnenswert.
In den beiden Vorjahren markierte der S&P 500 am 17.06. (2003) bzw. am 23.06.
(2004) ein vorläufiges Preishoch, bevor eine Korrekturphase auftrat. Eine solche
Korrekturphase im dritten Quartal (Juli/August) wird auch in diesem Jahr sehr
wahrscheinlich eintreten, dafür sprechen bereits zwei Aspekte.
Der Smart Money Flow Indikator zeigt eine deutliche bearishe Divergenz zum Dow
Jones Industrial an, da er den Ausbruch aus der Handelsspanne nach oben nicht
nachvollzieht und deutlich zurückhinkt. Der Ausbruch aus der Handelsspanne nach
oben beim Dow Jones wird zudem (noch) nicht vom spekulativen Geld an der Nasdaq
oder von den Halbleitern bestätigt, der Nasdaq Composite notiert weiterhin noch
unterhalb seiner Widerstandszone von 2.100 Punkten.
Auf der positiven Seite ist weiterhin die positive Marktbreite, die neue
Jahreshochs in etlichen Indizes (Versorger, Biotechnologie, Hausbau) mit sich
bringt, und ein positiver Torschlussindex, der anzeigt, dass weiterhin
Kaufneigung gegen Ende der Börsensession vorhanden ist, zu nennen. Der S&P 500
zeigt relative Stärke zum Dow Jones Industrial und befindet sich bereits
inmitten einer Beschleunigungsphase nach oben, nachdem er zuvor bereits langsam
anstieg und nicht seitwärts lief wie der Dow Jones. Insofern überwiegen
kurzfristig noch die positiven Aspekte.
US-Bondsmarkt – Konsolidierung, Test des alten Preishochs wahrscheinlich
Der US-Bondsmarkt notierte im Betrachtungszeitraum schwächer. Die zehnjährigen
Bonds fielen um 1,05 auf 112,13 Punkte, die dreißigjährigen Bonds fielen um 2,02
auf 116,04 Punkte. Die Commercials haben den Preisrückgang überwiegend zum
Positionsaufbau genutzt.
In den dreißigjährigen Anleihen haben die Commercials ihre Shortpositionierung
auf ein Minimum reduziert, so dass die Aussage vom CoT-Report am 24.05.2005,
dass der faire Wert der dreißigjährigen Anleihen im Bereich von 4,45-4,50%
anzusiedeln ist, in dieser Woche Bestätigung findet.
In den zehnjährigen Anleihen hat sich die Longpositionierung der Commercials
erhöht, indem Absicherungen reduziert wurden.
Das Verhalten der Commercials signalisiert, dass der Bondsmarkt in der Nähe
seines fairen Wertes notiert, aber auf mittelfristige Sicht noch über etwas
Potential verfügt. Ein Anlauf auf das bisherige Jahreshoch erscheint nach der
kurzen Korrektur der letzten Tage weiterhin wahrscheinlich. Auf eine solche
Entwicklung deutet auch das Verhalten der zinssensitiven Aktien hin, da sowohl
Versorger-, als auch der Hausbausektor in den USA neue Jahreshochs erzielen
konnten.
Politische Nachwehen beim Euro denkbar, Gegenbewegung beim US-Dollar aus
technischen Gründen zu erwarten
Der US-Dollarindex stieg um 1,77 auf 89,26 Punkte, die Commercials haben ihre
auf Rekordniveau befindliche Shortpositionierung noch einmal marginal erhöht.
Die Commercials besitzen damit ein weiteres Mal die größte Shortpositionierung
aller Zeiten.
Der Euro fiel um 0,0239 auf 1,2038 US-Dollar, die Positionierung der Commercials
hat sich überraschend sehr stark verändert, indem aus einer Long- eine
Shortpositionierung wurde.
Dieses Verhalten ist höchst ungewöhnlich und wird von den anderen Währungen in
keinster Weise bestätigt. Eine ähnlich seltsame Bewegung konnte zuletzt vom 07.
auf den 14.12.2004 beobachtet werden, als die Commercials unmittelbar am
Preishoch aus ihrer Shortpositionierung eine marginale Longpositionierung
gemacht haben. Im Umkehrschluss würde dies bedeuten, dass der Euro (auf Basis
seines ersten Preishochs Anfang Dezember) nach 6 Monaten ein Preistief
ausgebildet hat und nun wieder fester notieren würde.
Aufgrund der Saisonalität – der US-Dollarindex bildet normalerweise im Juni sein
Preishoch und tendiert dann in der zweiten Jahreshälfte schwächer – und der
Positionierung der Commercials in den anderen Währungen wäre eine solche
Entwicklung denkbar, wir wollen diesen Gedanken aber zunächst einmal
zurückstellen, da die politische Entwicklung durch den gescheiterten EU-Gipfel
für die Finanzplanung der nächsten Jahre (2007-2013) zum Stresstest in der
kommenden Woche wird, ob wirklich bereits alle negativen Nachrichten in den
letzten Wochen eingepreist wurden. Dies ist denkbar, da nach dem doppelten Nein
zur EU-Verfassung durch Frankreich und die Niederlande nun das Scheitern der
Finanzplanung einen vorläufigen Strich unter die politische Seite zieht, da
diese beiden offenen Fragen realistischerweise erst in 2006 wieder angegangen
werden. Neuverhandlungen werden sehr wahrscheinlich erst in 2006 durchgeführt,
da der britische Premierminister Blair die EU-Ratspräsidentschaft von Luxemburg
am 01.07. übernimmt und die britische Haltung ein wichtiger Aspekt für das
Scheitern der Finanzplanung war.
In den anderen Währungen ergeben sich neue Rekordlongpositionierungen der
Commercials im Britischen Pfund, Schweizer Franken und Japanischen Yen. Im
Britischen Pfund besitzen die Commercials die größte Longpositionierung seit
drei Jahren.
Im Schweizer Franken haben die Commercials ihre Longpositionierung noch einmal
marginal ausgebaut.
Es ist weiterhin die zweitgrößte Longpositionierung der Commercials aller
Zeiten.
Im Japanischen Yen haben die Commercials in dieser Woche die größte
Longpositionierung aller Zeiten aufgebaut.
Die kommende Woche wird zum Stresstest für den Euro. Sofern es keine neuen Tiefs
mehr geben sollte, steht zumindest eine kurze, aber kräftige Gegenbewegung an,
die die technische Belastung beim US-Dollarindex neutralisieren wird.
Edelmetalle: Technische Seite bei den Edelmetallen sehr unterschiedlich,
Silber weiterhin mit erheblicher Belastung
Der Goldpreis stieg um 2 auf 426 US-Dollar, während der Silberpreis um 0,28 auf
7,25 US-Dollar nachgab.
Die Commercials haben bei Gold ihre Shortpositionierung angesichts des
Preisanstiegs erhöht.
Bei Silber haben die Commercials trotz des kurzfristigen und deutlichen
Preisrutsches ihre relativ hohe Shortpositionierung kaum abgebaut.
Bei Platin besitzen die Commercials in dieser Woche die größte
Shortpositionierung seit einem Jahr und übertreffen damit die bisherige
Shortpositionierung vom 26.04. marginal.
Bei Palladium erreicht die Positionierung der Commercials hingegen nahezu das
niedrigste Niveau seit einem Jahr.
Der Edelmetallsektor bietet somit ein sehr heterogenes Bild bei der
Positionierung der Commercials. Insbesondere bei Silber fällt das jüngste
Verhalten der Commercials bearish aus. Es ähnelt sehr dem Verhalten bei Gold,
als Ende April eine sehr hohe Shortpositionierung trotz niedrigerer Hochpunkte
vorlag. Dieser Umstand kann der unterschiedlichen Saisonalität dieser beiden
Edelmetalle geschuldet sein, da Silber oftmals erst gegen Ende Juni ein
saisonales Tief ausbildet.
Betrachtet man den Silberpreis neben der reinen Nettopositionierung der
einzelnen Marktteilnehmer anhand des Open Interest, so zeigt der Chart eine
interessante Divergenz an.
Das Open Interest in dieser Woche zeigt ein höheres Niveau an als an den beiden
Preishochs am 06.04. 2004 (OI lag bei 120.507) oder am 07.12.2004 (OI lag bei
125.722). Bereits damals bestand angesichts eines leicht niedrigeren Preishochs
im Dezember eine kleine bearishe Divergenz. Angesichts eines aktuell deutlich
niedrigeren Preishochs bedeutet das neue Hoch im Open Interest mit 128.442
Kontrakten eine deutliche spekulative Entwicklung, die angesichts der
niedrigeren Preishochs eine deutliche Belastung von der technischen Seite für
den Silberpreis darstellen wird.
Bei den Minenaktien hat Newmont Mining die entstandene Kurslücke bei 40
US-Dollar geschlossen und somit das Minimumziel erfüllt, das Kursziel der
inversen SKS kann mit 42 US-Dollar angegeben werden. Bei den Goldminen fällt
bereits eine Mine durch ein neues Allzeithoch und damit deutlicher relativer
Stärke auf: Randgold Resources (WKN 725199; Kürzel GOLD.NAS). Das Gros des
erwarteten Potentials mit einem Rücklauf an die 200-Tageslinie im XAU und HUI
haben die Minenaktien aber bereits vollzogen, so dass vor dem Hintergrund des
bearishen Bildes bei Silber und dem erreichten Aprilhoch bei Gold ein Preishoch
in Reichweite liegt.
Steigende Energiepreise bleiben für den Sommer ein „heißes“ Thema, Erdöl über
60 US-Dollar nur eine Frage der Zeit
Im Betrachtungszeitraum stieg der Erdölpreis um 1,24 auf 55,01 US-Dollar an.
Die Commercials haben ihre Longpositionierung leicht abgebaut, bleiben aber noch
immer marginal long positioniert. Der Chart zeigt an, dass der Ölpreis keine
Spekulationsprämie enthält.
Der Ölpreisanstieg wird durch das Verhalten der Ölaktien und Ölserviceaktien
voll bestätigt, beide Indizes haben bereits neue Jahreshochs erzielt, bei beiden
Indizes handelt es sich zudem um neue Allzeithochs.
Beim Ölpreis ist eine Frage der Zeit, bis er die Marke von 60 US-Dollar
überwinden wird. Kurzfristig könnte er erstmal daran scheitern und einen kurzen
Pulback absolvieren, aber spätestens im Anschluss daran ist der steigende
Ölpreis das Thema des Sommers 2005.
Neue Signale bei Rohstoffen bleiben weiterhin Mangelware
Wie in der Vorwoche haben die Commercials bei magerem Schwein ihre auf
Allzeitrekordniveau befindliche Longpositionierung weiter ausgebaut.
Neue Shortpositionierungen auf einem Einjahresrekordniveau ergeben sich bei
Sojabohnen und Sojabohnenmehl.
Aufgrund der extremen Longpositionierung der Commercials bleibt Weizen in
Chicago beobachtenswert. Die dieswöchige Longpositionierung liegt auf dem Niveau
von Anfang Februar, als der Preissqueeze, der dann wieder komplett in sich
zusammenfiel, begann.
Fazit/Ausblick
Das „Problemkind“ bleibt der Ölpreis, der aufgrund der inversen Korrelation zum
Aktienmarkt bei einem Ausbruch auf neue Höchstkurse die Aktien unter Druck
setzen würde wie zuletzt in der Zeitperiode Juli/August sowie Oktober 2004 und
März 2005. Die Schwächeperiode der Aktien, die 3-5% Abschläge mit sich brachte,
wurde jeweils durch den Ausbruch auf neue Allzeithochs ausgelöst, der dann
insgesamt deutliche Preisschübe von 6-9 US-Dollar mit sich brachte. Insgesamt
zeigt der US-Aktienmarkt gegenüber dem Ölpreisanstieg jedoch eine beeindruckende
relative Stärke, da der Dow Jones Industrial auf dem gleichen Preisniveau wie
vor 12 Monaten notiert (der S&P 500 als marktbreiter Index zeigt einen Zugewinn
von 7% an und zeigt relative Stärke) und dies bei einem Ölpreisanstieg von 50%.
Die jüngste Abkopplung vom Aktienmarkt vom steigenden Ölpreis kann zum einen ein
Hinweis sein, dass der Versuch, die psychologische Marke von 60 US-Dollar direkt
zu überwinden, scheitern wird. Eine Abkopplung wie in der ersten Aprilhoch, als
der Ölpreis nach einem Doppelhoch bereits fiel und der Aktienmarkt ebenfalls für
kurze Zeit (3 Wochen) fiel, erscheint zwar möglich, ist aber wenig
wahrscheinlich und besäße dann umso mehr Aufholpotential im Juli.
Die kommende Woche wird bei den Konjunkturnachrichten in den USA verhältnismäßig
datenarm sein, so dass der Ölpreis wesentlich stärker im Fokus der Investoren
stehen wird.
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Soweit der Report von Alexander Hirsekorn vom vergangenen Montag. Nahezu alle
gezeigten Charts findet man unter
www.wellenreiter-invest.de/cot.html. In unserem
Abonnentenraum zeigen
wir zusätzlich folgende Charts:
- Commercials und Preis langfristig
- Open Interest und Preis
- Commercials/Open Interest und Preis
- Small Specs und Preis
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P.S. Wir veröffentlichen morgens gegen zwischen 7:30h und 8:00h eine tägliche
Kolumne zum aktuellen Geschehen, die als 14-tägiges
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getestet werden kann. Im Rahmen dieses Schnupperabos können auch unsere
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Robert Rethfeld
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