Kein Hokus-Pokus um Leitzins-Entwicklung
Im Vorfeld von Fed-Sitzungen wird um die Richtung des Leitzinses ein
Riesen-Hokus-Pokus betrieben. Dabei gibt es klare und neutrale Anzeichen für
die Markterwartungen: Sie lassen sich an der Entwicklung der Fed-Funds- und
der Eurodollar-Futures ablesen.
Greenspan und seine Kollegen geben den Märkten Sicherheit, indem sie - fast
ohne Ausnahme - ihre Absichten vorab mitteilen. Die Fed-Funds- und
Eurodollar-Futures reagieren entsprechend. Gerade jetzt ist ein Feldzug im
Gange, der keine Zweifel daran lassen soll, dass die Leitzinsen nach der
kommenden Sitzung um zumindest 0,25 Basispunkte erhöht werden.
Die nächste Fed-Sitzung findet am 1. November statt. Um herauszufinden,
welcher Zinssatz erwartet wird, schaut man sich die Fed-Funds-Futures und
die Eurodollar-Futures an. „Eurodollars“ sind außerhalb der USA vorgehaltene
Dollar-Depots. Mit den Eurodollar-Futures werden keine Währungsrelationen,
sondern Zinssätze für die Verleihung von Eurodollars gehandelt. Ein
Eurodollar-Future mit einem Wert von 95 bedeutet, dass der Zinssatz für das
Verleihen von Eurodollars 5 Prozent beträgt (5=100-95). Auch die Fed Funds
Futures werden auf diese Art in Zinssätze umgerechnet.
Die November-Eurodollar-Rate beträgt derzeit 95,73 Punkte, was 4,27 Prozent
ergibt. Als Faustregel gilt, dass von der Eurodollar-Rate 0,25 Basispunkte
abzuziehen sind, um einen Hinweis für einen Leitzinssatz zu erhalten. 4,27
minus 0,25 ergibt eine Leitzinserwartung von 4,02 Prozent. Unser zweiter
Indikator – die Fed Funds Rate – nennt im November-Kontrakt derzeit 96
Punkte, was bei 100 – 96 genau 4,00 Prozent ergibt.
Ergebnis: Die Markterwartung für den Leitzins der Federal Reserve Bank
beträgt für die Fed Sitzung am 1. November 4,02 Prozent (ermittelt durch den
Eurodollar-Future) und 4,00 Prozent (ermittelt durch den Fed Funds-Future).
Dieses Berechnung lässt sich für alle weiteren Futures Kontrakte (Dezember,
Januar, Februar etc.) wiederholen. Der folgende Chart zeigt das Ergebnis.
Die Erwartungshaltung für den ersten November beträgt 4 Prozent. Da der
Leitzins derzeit 3,75 Prozent beträgt, erwartet der Markt eine Erhöhung um
0,25 Basispunkte. Für die nächste Sitzung am 13. Dezember beträgt die
Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung 68 Prozent (Markterwartung
4,17 Prozent ist näher zu 4,25 als zu 4,00 Prozent). Noch vor wenigen Tagen
betrug die Wahrscheinlichkeit annähernd 100 Prozent; die
Verbal-Interventionen durch Greenspan und seine Mitstreiter scheinen sich
bereits auszuzahlen.
Die erste Fed-Sitzung im Jahr 2006 findet am 31. Januar statt. Die
Wahrscheinlichkeit, dass es dort nochmals zu einer Zinserhöhung kommt, ist
derzeit ehr gering. Der auf dem Chart zu erkennende Spread zwischen Fed
Funds und Eurodollar-Futures wird sich bis dahin verringert haben.
Wir beobachten diese Entwicklungen regelmäßig und decken größere
Veränderungen in unserer Frühausgabe ab.
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Am kommenden Freitag (14.10.) werde ich in Berlin einen Vortrag zum Thema „Commit-ment
of Traders“ und weiteren aktuellen Themen halten. Nähere Informationen unter
www.vtad.de , Regionalgruppe Berlin.
Robert Rethfeld
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