Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

07. Oktober 2005

Kein Hokus-Pokus um Leitzins-Entwicklung
 

Im Vorfeld von Fed-Sitzungen wird um die Richtung des Leitzinses ein Riesen-Hokus-Pokus betrieben. Dabei gibt es klare und neutrale Anzeichen für die Markterwartungen: Sie lassen sich an der Entwicklung der Fed-Funds- und der Eurodollar-Futures ablesen.

Greenspan und seine Kollegen geben den Märkten Sicherheit, indem sie - fast ohne Ausnahme - ihre Absichten vorab mitteilen. Die Fed-Funds- und Eurodollar-Futures reagieren entsprechend. Gerade jetzt ist ein Feldzug im Gange, der keine Zweifel daran lassen soll, dass die Leitzinsen nach der kommenden Sitzung um zumindest 0,25 Basispunkte erhöht werden.

Die nächste Fed-Sitzung findet am 1. November statt. Um herauszufinden, welcher Zinssatz erwartet wird, schaut man sich die Fed-Funds-Futures und die Eurodollar-Futures an. „Eurodollars“ sind außerhalb der USA vorgehaltene Dollar-Depots. Mit den Eurodollar-Futures werden keine Währungsrelationen, sondern Zinssätze für die Verleihung von Eurodollars gehandelt. Ein Eurodollar-Future mit einem Wert von 95 bedeutet, dass der Zinssatz für das Verleihen von Eurodollars 5 Prozent beträgt (5=100-95). Auch die Fed Funds Futures werden auf diese Art in Zinssätze umgerechnet.

Die November-Eurodollar-Rate beträgt derzeit 95,73 Punkte, was 4,27 Prozent ergibt. Als Faustregel gilt, dass von der Eurodollar-Rate 0,25 Basispunkte abzuziehen sind, um einen Hinweis für einen Leitzinssatz zu erhalten. 4,27 minus 0,25 ergibt eine Leitzinserwartung von 4,02 Prozent. Unser zweiter Indikator – die Fed Funds Rate – nennt im November-Kontrakt derzeit 96 Punkte, was bei 100 – 96 genau 4,00 Prozent ergibt.

Ergebnis: Die Markterwartung für den Leitzins der Federal Reserve Bank beträgt für die Fed Sitzung am 1. November 4,02 Prozent (ermittelt durch den Eurodollar-Future) und 4,00 Prozent (ermittelt durch den Fed Funds-Future). Dieses Berechnung lässt sich für alle weiteren Futures Kontrakte (Dezember, Januar, Februar etc.) wiederholen. Der folgende Chart zeigt das Ergebnis.



Die Erwartungshaltung für den ersten November beträgt 4 Prozent. Da der Leitzins derzeit 3,75 Prozent beträgt, erwartet der Markt eine Erhöhung um 0,25 Basispunkte. Für die nächste Sitzung am 13. Dezember beträgt die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung 68 Prozent (Markterwartung 4,17 Prozent ist näher zu 4,25 als zu 4,00 Prozent). Noch vor wenigen Tagen betrug die Wahrscheinlichkeit annähernd 100 Prozent; die Verbal-Interventionen durch Greenspan und seine Mitstreiter scheinen sich bereits auszuzahlen.

Die erste Fed-Sitzung im Jahr 2006 findet am 31. Januar statt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es dort nochmals zu einer Zinserhöhung kommt, ist derzeit ehr gering. Der auf dem Chart zu erkennende Spread zwischen Fed Funds und Eurodollar-Futures wird sich bis dahin verringert haben.

Wir beobachten diese Entwicklungen regelmäßig und decken größere Veränderungen in unserer Frühausgabe ab.

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Am kommenden Freitag (14.10.) werde ich in Berlin einen Vortrag zum Thema „Commit-ment of Traders“ und weiteren aktuellen Themen halten. Nähere Informationen unter www.vtad.de , Regionalgruppe Berlin.
 

Robert Rethfeld
 
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Robert Rethfeld
 

 

 

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