Offizielle Verlautbarung der US-Fed vom 10.
November 2005: “On March 23, 2006, the Board of Governors of the Federal
Reserve System will cease publication of the M3 monetary aggregate.”
Die US-Fed wird die
Geldmenge M3 nicht mehr weiterverfolgen.
Auf vielen Boards wurde dies als negativer Vorgang bezeichnet.
Verschwörungstheorien blühten auf, die US-Fed wolle den wahren Zustand der
Inflation verschleiern etc.
Wir lassen lieber die Charts sprechen und versuchen aus ihnen mögliche
Entwicklungen herauszulesen. Zunächst soll untersucht werden, ob die
Geldmenge M2, die dann ins Rampenlicht treten wird, als ebenbürtiger
Ersatz für die Geldmenge M3 gelten kann.
Nachfolgend sind der Veränderungsraten zu Vorjahresmonat der US-Geldmengen
M2 und M3 seit 1990 abgebildet. Man erkennt, dass die Veränderungsraten
weitgehend parallel verlaufen.
Ein genauer Blick verrät jedoch leichte Differenzen: Als sich das
Geldmengenwachstum Mitte der 90er Jahre verstärkte, zog zuerst die
Geldmenge M3 an, bevor M2 nachzog (grüner Kreis). Genauso ist es aktuell:
M3 wächst derzeit mit über 8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, während
M2 lediglich um 4 Prozent steigt. Insgesamt lässt sich sagen, dass die
Geldmenge M3 seit etwa einem halben Jahr stark anzieht. Normalerweise
sollte M2 nachziehen, wie es Mitte der 90er Jahre geschah.
Noch etwa zwei
Monate können beide Geldmengen nebeneinander betrachtet werden. Wir werden
das mit großem Interesse tun. Wenn die Wachstumsdifferenz in zwei Monaten
weiterhin so groß ist wie aktuell, dürften Verschwörungstheorien in dem
Sinne, dass die Fed das wahre Ausmaß des Geldmengenwachstums verschleiern
möchte, nicht mehr von der Hand zu weisen sein. Wahrscheinlicher ist aber,
dass die Geldmenge M2 ebenfalls stärker anziehen wird. Jedenfalls wiesen
die Veränderungsraten beider Geldmengen in den vergangenen 45 Jahren kaum
größere Unterschiede auf, wie der nächste Chart zeigt.
Interessant erscheint folgender Zusammenhang zwischen der Geldmenge M3
(man hätte auch M2 nehmen können) und der Inflationsrate: 1970/71 zog das
Geldmengenwachstum stark an (grüner Kreis nächster Chart). Es folgten hohe
Inflationsraten Mitte und Ende der 70er Jahre.
Auch zwischen Mitte und Ende der 90er Jahre zog das Geldmengenwachstum
deutlich an (schwarzer Kreis obiger Chart) – in der Spitze erreichte die
Veränderungsrate gegenüber dem Vorjahresmonat 13 Prozent zum Ende des
Jahres 2001. Im Jahr 2001 herrschte Rezession. Man kann gut erkennen, wie
die massiven Zinssenkungen der Fed im Zuge der Reflationsbemühungen zu
einer Erhöhung der Geldmenge führten. Das Ziel, eine Deflation zu
verhindern, wurde erreicht. Die Inflationsrate sank nicht unter 1 Prozent.
In den 70er Jahren rächte sich die massive Geldmengenerhöhung von 1970/71
etwa vier Jahre später, es kam zu zweistelligen Inflationsraten. Seit dem
Jahresende 2001 sind ebenfalls vier Jahre vergangen. Rächt sich jetzt der
„Hubschraubereinsatz“ der Fed? Wir halten es für wahrscheinlich.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Knapp 100 Seiten, mehr als 100 Abbildungen: unsere bisher umfangreichste
Jahresprognose ist erschienen. Als Sonderthema haben wir uns in diesem
Jahr für das Thema „Inflation“ entschieden. Wir versuchen die Treiber der
Inflation zu identifizieren und nennen Frühwarnindikatoren für einen
Inflationshöhepunkt. Wir betrachten neben dem Aktienmarkt die Rohstoffe
(inklusive Gold und Kupfer) sowie die Anleihen und die Währungen, weil
diese Märkte nicht unabhängig voneinander analysiert werden können. Nähere
Informationen zu Bezug, Inhalten und Abbildungsverzeichnis unter
http://www.wellenreiter-invest.de/ausblick2006.html
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Endspurt zum VTAD-Award: 1000 Euro sind ausgelobt
Die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) vergibt erstmals
einen Preis für die beste Technische Analyse. Die VTAD möchte mit dieser
Auslobung Kreativität und analytisches Geschick im deutschsprachigen Raum
auf diesem Gebiet fördern. Der so genannte „VTAD-Award“ wird für eine
Leistung vergeben, die neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Technischen
Analyse vermittelt oder etablierte Techniken entscheidend weiterführt.
Praxisbezogene Analysen, die auf einer soliden Recherche beruhen und mit
einem Text versehen sind, der durch die Klarheit der Argumentation
besticht, werden von der Jury bevorzugt.
Die Jury besteht aus folgenden Personen:
- Dr. Gregor Bauer (1. Vorsitzender der VTAD)
- Klaus Deppermann (BHF-Bank)
- Ralf Flierl (Chefredakteur Smart Investor)
- Dr. Michael Lorenz (Regionalmanager Chemnitz)
- Marcel Mussler (Mussler-Briefe)
- Robert Rethfeld (Wellenreiter-Invest; Jury-Vorsitz; Non-Voting)
Bewerben können sich all diejenigen, die an dem Thema „Technische Analyse“
interessiert sind. Die Preisvergabe erfolgt anlässlich der Vorstellung des
VTAD-Frühjahrsgutachtens im Frühjahr 2006. Der Sieger erhält 1000 Euro.
Co-Sponsor ist das Smart Investor-Magazin.
Die Richtlinien für die Vergabe können hier abgerufen werden. Zusätzliche
Fragen beantwortet der Jury-Vorsitzende Robert Rethfeld unter
rrethfeld@wellenreiter-invest.de
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