Zwischen den USA und China herrscht ein Gleichgewicht des Schreckens, von
dem niemand Interesse hat, dass es aufgehoben wird. Die USA konsumieren
die in China hergestellten Waren, die chinesischen Unternehmen erhalten
dafür US-Dollar und legen diese bei den Banken an. Die chinesische
Zentralbank steuert dem - durch die Handelsbilanzüberschüsse ausgelösten -
permanenten Aufwertungsdruck des Renminbi entgegen, indem sie US-Anleihen
kauft. Dies hält wiederum die US-Zinsen niedrig und ermöglicht es dem
US-Konsumenten, mit Hilfe preiswerter Kredite noch mehr Güter aus China zu
erwerben.
Wenn man sich fragt, welches Element diesen derzeit stabilen Kreislauf
unterbrechen und in einen Teufelskreis verwandeln könnte, so sind es weder
die chinesischen Unternehmer noch die chinesische Zentralbank. Es ist auch
nicht die Fed und nicht die US-Regierung. Das schwache Glied in der Kette
ist der US-Konsument.
Auf der 21. Kapitalanleger-Tagung in Zürich wurde deshalb dem
US-Konsumenten besondere Aufmerksamkeit zuteil. Nachdem in den vergangenen
Jahren vor allen Dingen permanente Negativ-Denker und „Doomsayer“ das Ende
des US-Konsumrauschs vorhersagten und damit wieder und wieder schief
lagen, dürften die derzeitigen Aussagen von Großbanken wie der Credit
Suisse die Ansicht unterstützen, dass der US-Konsum in diesem Jahr hinter
seinem Potentialwachstum zurückbleiben wird. Dieser Konsumrückgang kann
auch nicht durch verstärkte Capex-Ausgaben ausgeglichen werden, so Philipp
Vorndran, CEO der Credit Suisse Asset Management Deutschland.
Vorndran erinnerte daran, dass der Westen bereits einmal in ein großes
Handelsbilanzdefizit mit China hineinlief. Im 17. und 18. Jahrhundert
schwärmte der Westen für Tee und Seide und führte sie in großen Mengen aus
China ein. Umgekehrt hatte China kein Interesse an westlichen Waren, so
dass die Devisenabflüsse nach China im Westen zu einer spürbaren
Silberverknappung führte, was teils dramatische Folgen für die westlichen
Volkswirtschaften hatte.
Wie löste der Westen das Problem? Indem allen voran die Briten mit dem
verstärkten Export von Opium nach China begannen, um die Chinesen vom
Rauschgift abhängig zu machen. Laut einem Artikel in
Wikipedia.de verfünffachte sich zwischen 1821 und 1837 die
umgeschlagene Menge. China versuchte sich zu wehren, Großbritannien
entsandte Kriegsschiffe nach China. Der erste Opiumkrieg dauerte von 1839
bis 1842 und führte zum Niedergang Chinas. Das Reich verkam in der
Folgezeit zu einem westlichen Protektorat. Ist das Opium von damals der
US-Dollar von heute? Damals erhielt China für Tee und Seide
gezwungenermaßen Opium, heute erhält das Reich für Geschenkartikel,
Porzellan und Pullover eine Papierwährung namens US-Dollar. Der Westen hat
gelernt und ist so schlau, die eigentlichen Währungsreserven (Gold und
Silber) nicht nach China fließen zu lassen.
Im Gegensatz zu damals scheint heute niemand an einem einseitigen Abbruch
der Waren- und Kapitalströme interessiert zu sein, und deshalb erscheint
eine Lösung im Rahmen eines Krieges nicht wahrscheinlich: Noch
funktioniert der Kreislauf. Probleme gibt’s erst dann, wenn das
Gleichgewicht des Schreckens aufgehoben wird. Und würde man auf ein Glied
in der Kreislaufkette wetten, so müsste man aus heutiger Sicht auf den
US-Konsumenten als das potentiell schwächste Glied hinweisen. Nicht
zuletzt, weil sich ein Ende des Hausbaubooms jetzt auch in Zahlen
niederschlägt, aber auch, weil die Löhne in den USA kaum steigen.
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Was war Konsensus in Zürich? Ein fallender US-Dollar ja, aber nicht in den
ersten Monaten. Europa vorn? Ja, ein zyklischer Aufschwung dürfte eine
positive Überraschung sein. Asien wurde ebenfalls weiteres
Aufwärtspotential zugetraut, ein positiver Investmentcase Japan war ein
Lieblingsthema der Referenten. Ein anderes großes Thema in Zürich waren
die Rohstoffe. Der Trend, in Rohstoffe zu investieren, beginnt für die
großen Versicherungen und Pensionskassen erst jetzt. Auch auf
Immobilieninvestments in Asien und Indien wurde hingewiesen. Inflation in
USA? Das sahen nur wenige. Einzig das Bankhaus Metzler kann sich deutlich
steigende Inflationswerte in diesem Jahr vorstellen. An den Aktienmärkten
sah man allgemein Gefahren für das 2. Halbjahr.
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Enttäuschend und unengagiert vorgetragen war der Vortrag von Stephen
Roach, dem Chef-Ökonom von Morgan Stanley. Insgesamt war die Veranstaltung
jedoch lohnenswert, insbesondere deshalb, weil wir das Vergnügen hatten,
das Wall-Street-Urgestein Ralph Acampora zu interviewen. Acampora ist der
Dow Jones Index nicht ganz geheuer, Komponenten wie General Electric,
General Motors oder Johnson & Johnson befinden sich in massiven
Abwärtstrends. Für positive Überraschungen dürften Sony, Hitachi, Corning
und Akamai sorgen.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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Knapp 100 Seiten, mehr als 100 Abbildungen: unsere bisher umfangreichste
Jahresprognose ist erschienen. Als Sonderthema haben wir uns in diesem
Jahr für das Thema „Inflation“ entschieden. Wir versuchen die Treiber der
Inflation zu identifizieren und nennen Frühwarnindikatoren für einen
Inflationshöhepunkt. Wir betrachten neben dem Aktienmarkt die Rohstoffe
(inklusive Gold und Kupfer) sowie die Anleihen und die Währungen, weil
diese Märkte nicht unabhängig voneinander analysiert werden können. Nähere
Informationen zu Bezug, Inhalten und Abbildungsverzeichnis unter
http://www.wellenreiter-invest.de/ausblick2006.html
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Endspurt zum VTAD-Award: 1000 Euro sind ausgelobt
Die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) vergibt erstmals
einen Preis für die beste Technische Analyse. Die VTAD möchte mit dieser
Auslobung Kreativität und analytisches Geschick im deutschsprachigen Raum
auf diesem Gebiet fördern. Der so genannte „VTAD-Award“ wird für eine
Leistung vergeben, die neue Erkenntnisse auf dem Gebiet der Technischen
Analyse vermittelt oder etablierte Techniken entscheidend weiterführt.
Praxisbezogene Analysen, die auf einer soliden Recherche beruhen und mit
einem Text versehen sind, der durch die Klarheit der Argumentation
besticht, werden von der Jury bevorzugt.
Die Jury besteht aus folgenden Personen:
- Dr. Gregor Bauer (1. Vorsitzender der VTAD)
- Klaus Deppermann (BHF-Bank)
- Ralf Flierl (Chefredakteur Smart Investor)
- Dr. Michael Lorenz (Regionalmanager Chemnitz)
- Marcel Mussler (Mussler-Briefe)
- Robert Rethfeld (Wellenreiter-Invest; Jury-Vorsitz; Non-Voting)
Bewerben können sich all diejenigen, die an dem Thema „Technische Analyse“
interessiert sind. Die Preisvergabe erfolgt anlässlich der Vorstellung des
VTAD-Frühjahrsgutachtens im Frühjahr 2006. Der Sieger erhält 1000 Euro.
Co-Sponsor ist das Smart Investor-Magazin.
Die Richtlinien für die Vergabe können hier abgerufen werden. Zusätzliche
Fragen beantwortet der Jury-Vorsitzende Robert Rethfeld unter
rrethfeld@wellenreiter-invest.de
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