Seit jeher lassen sich Rohstoffe in zwei Gruppierungen einteilen. In der
einen Gruppe befindet sich das, was der Mensch aus der Erde pumpt,
fördert, baggert oder hämmert. Das sind die Bodenschätze wie Öl, Gold oder
Kupfer, englisch „Hard Commodities“ genannt. In der anderen Gruppe ist das
enthalten, was der Mensch anbaut, pflanzt, erntet oder füttert. Das sind
die nachwachsenden Rohstoffe, englisch heißen diese „Soft Commodities“.
Diese beiden Gruppierungen kämpfen um die
Vorherrschaft. Betrachtet man dieses Duell seit 1960 anhand der Ratio
„Nachwachsende Rohstoffe“ zu „Bodenschätze“, so fällt es leicht, den
Sieger dieses Duells auszurufen: Es sind die Bodenschätze.
Doch das war nicht immer so. Lassen Sie
uns die Ratio zweier Rohstoffe betrachten, von denen lange
Vergleichsreihen existieren: Weizen und Kupfer.
Man erkennt auf dem obigen Chart, dass
Weizen als nachwachsender Rohstoff gegenüber Kupfer als „Bodenschatz“
zwischen 1800 und 1950 stetig an Wert gewann. Nachwachsen-de Rohstoffe
sind demnach nicht seit alters her die „Verlierer“, sondern verdienen
dieses Prädikat erst seit Ende des zweiten Weltkrieges.
Betrachtet man den Verlauf der Ratio
„Nachwachsende Rohstoffe“ zu „Bodenschätze“ in jüngerer Zeit, so deutet
sich eine Trendwende an, die durchaus der Beginn einer neuen relativen
Stärke der „Soft Commodities“ gegenüber den „Hard Commodities“ darstellen
kann. Der rote Kreis auf dem folgenden Chart deutet diese Trendwende an.
Man muss deutlich sagen, dass die
Bodenbildungsphase an dieser Stelle für uns noch nicht abgeschlossen
erscheint. Doch gerade Rohstoffe wie Zucker, Orangensaft, Baumwolle und
jetzt auch Sojabohnen oder Weizen deuten an, dass sie nicht mehr gewillt
sind, die Führungsarbeit den Bodenschätzen zu überlassen.
Die meisten nachwachsenden Rohstoffe
fungierten bis vor kurzem ausschließlich als Basisprodukte für die
Herstellung von Nahrungsmitteln. Heute übernehmen die "Soft Commodities"
zunehmend eine Rolle als Energieträger. Dieser Trend wird sich verstärken.
Landwirte freunden sich zunehmend mit ihrer Rolle als "Energiewirte"
an. Diese Entwicklung unterstützt den dargestellten charttechnischen
Prozess.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
|