Derzeit ist viel von „Schwarzen Schwänen“ die Rede. Ob auf diversen
Internet-Seiten oder in einem bemerkenswerten Artikel im Traders Journal
von Michael Vogt. Ein „Schwarzer Schwan“ ist per Definition das Eintreten
einer besonders schlimmen Ereignisses. Das können Kriege, plötzliche
Todesfälle oder eben auch besonders hohe Verluste an der Börse sein. Die Tatsache an sich, dass sich viele US- und auch deutsche Finanzmedien
damit beschäftigen, ist zunächst einmal Ausdruck von Angst und
sentimenttechnisch positiv zu werten. Ich kannte diesen Begriff bis vor
einigen Wochen nicht.
Im nachfolgenden Chart sind sämtliche Kursveränderungen des Dow Jones
Index auf Tagesbasis und ausgedrückt in Prozent eingezeichnet. Die Grafik
sieht aus wie ein Erdbeben-Seismograph. Sie zeigt - der Übersicht halber
- Gewinne und Verluste jeweils nur bis 10 Prozent.
Die „Börsen-Erdbeben“ sind auf dem Chart gut zu erkennen. Besonders der
Zeitraum von 1929 bis 1932 ist einmalig in seiner „Ausschlags-Dichte“.
Auch der Crash von 1987 ist gut zu sehen. Der höchste Einzelverlust der
letzten 106 Jahre fand am 19.10.1987 mit einem Minus von knapp 23 Prozent
statt. Einen derart katastrophalen „schwarzen Schwan“ hat es selbst im
Oktober 1929 nicht gegeben. Interessant auch, dass die als Bärenmarkt
verschrienen 70er Jahre keinen einzigen Tag mit einem Minus von 4 Prozent
oder mehr hervorbrachten, jedoch vier Tage mit einem Plus von mindestens 4
Prozent.
Wir wollen hier nicht nur die Negativ-, sondern auch die
Positiv-Ereignisse betrachten und haben uns die Frage gestellt, ob
negative oder positive schwarze Schwäne in einigen Monaten häufiger
vorkommen als in anderen Monaten. Dabei haben wir ein Tagesgewinn-/verlust
von 4 Prozent oder darüber als positives oder negatives Einzelereignis
definiert. Die Periode zwischen Oktober 1929 und Dezember 1933 haben wir
bei der Betrachtung außen vor gelassen, dass in diesem Zeitraum Plus- und
Minus-Ereignisse von 4 Prozent eher die Regel als die Ausnahme waren.
Positive und negative Tagesbewegungen über 4 Prozent sind etwa gleich
verteilt. In den letzten 106 Jahren (Ausnahmeperiode siehe oben) wurden 43
Plus- und 46 Minusereignisse gezählt. Wie der folgende Chart zeigt, kommen
Schwarze Schwäne (minus 4% oder mehr) erwartungsgemäß im Herbst besonders
häufig vor.
Auffällig ist allerdings, dass der Mai sich negativ hervortut. Der
Zeitraum um den Jahreswechsel ist weitgehend „Schwarzer-Schwan-freies“
Territorium.
Betrachtet man die „positiven schwarzen Schwäne“ (also Tagesbewegungen von
4 Prozent plus oder höher), so fällt auf, das diese sich sehr ungleich
über das Jahr verteilen. Sie konzentrieren sich deutlich auf den Oktober
und den November.
Dieses Bild zeigt einmal mehr, dass der als Crash-Monat bekannte Oktober
häufig schnelle Gewinne verspricht und deshalb viel stärker als Chance-
denn als Risikomonat wahrgenommen werden sollte.
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Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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