Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

05. Mai 2006
An welchem Datum erfolgt das Sommer-Top?
 

Gestern lag ein Brief mit folgender aufgedruckter Frage in meiner Post: „Sollten Sie am 9. Juni 2006 Ihre Aktien verkaufen?“ Der Werbebrief kam vom Investor Verlag, für den „Börsenpfarrer“ Uwe Lang einen Börsenbrief („Börsensignale“) verfasst. In einem Beitrag für den aktuellen „Smart Investor“ hatte Uwe Lang bereits das Geheimnis gelüftet und die Frage mit „ja“ beantwortet.

Jeder hat seine Methoden und ich schätze das, was Uwe Lang macht. Da wir als „Wellenreiter“ uns ebenfalls gern auf der Zeitschiene bewegen, nehmen wir diese Fragestellung zum Anlass, mit unserer Methodik nach einem Top an den Aktienmärkten Ausschau zu halten.

Wir gehen davon aus, dass sich auch in diesem Jahr die 4-Jahres-Zyklik an den Aktienmärkten durchsetzen wird. Der 4-Jahres-Zyklus ist bekannt und besonders seit 1962 mit einer Ausnahme (1986/87) auf den Charts von S&P500 und Dow Jones Index deutlich sichtbar. Wenn die Kurse also im September/Oktober niedriger liegen als jetzt - das Korrekturpotential dürfte bei 15 bis 20 Prozent vom Top liegen – muss sich das Sommerhoch zwangsläufig zwischen Mai und September einstellen.

Zur Bestimmung eines geeigneten Datums nutzen wir folgende Instrumente: Unsere auf Fibonacci-Zahlen beruhende Zeitprojektionsmethode, einen etwa sechswöchigen Trendzyklus, das Verhalten der 6er-Jahre/Zwischenwahljahre sowie diverse Verlaufsvergleiche. Außerdem nutzen wir die statistische Tendenz, dass Märkte in Neumondphasen leicht stärker agieren als in Vollmondphasen.

Zunächst einmal gilt es zu überprüfen, was es aus unserer Sicht mit dem 9. Juni auf sich hat. Bemerkenswert ist an diesem Datum, dass am 9. Juni das Eröffnungsspiel der Fußball-WM in Deutschland stattfindet. Man könnte jetzt spekulieren, dass die weltweite Freude auf dieses Ereignis bis zum Eröffnungsspiel ständig steigt und damit auch die Stimmung der Anleger bis dorthin positiv beeinflusst wird. Tatsache ist, dass der Dow Jones Index in WM-Jahren dazu neigt, bereits weit vor dem Beginn der WM auszutoppen. Das hat Dimitri Speck (www.seasonalcharts.com) in einer Untersuchung gezeigt, die auch im Smart Investor veröffentlicht wurde.

In einzelnen WM-Jahren lag der Zeitpunkt des Tops auch später (zuletzt 1998 am 17. Juli).

Der 11. Juni ist ein Vollmondtag. Die Statistik besagt, dass die Periode einen Tag vor Vollmond bis drei Tage nach Vollmond mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent zur Schwäche neigt. Betrachtet man den Durchschnittsverlauf eines 6er-Jahres, so findet man für Mitte Juni ein sekundäres Hoch. Interessant ist auch, dass wir unserem 6-wöchigen Trendzyklus zufolge für ein Datum um den 10. Juni herum mit einem wichtigen Wendepunkt rechnen können. Aus unserer Sicht ist der Gedanke mit dem 9. Juni demnach keinesfalls ein schlecht gewählter.

Erweitern wir unsere gedanklichen Überlegungen und beziehen den gesamten Zeitraum zwischen Mai und September mit ein. Aus Zeitprojektionssicht erscheinen uns folgende Daten wichtig: 31. Mai, 09./10. Juni und 14. August.

Der 31. Mai ist aus Sicht des – auch für die Edelmetalle und Zinsbewegungen geltenden – 30-Jahres-Zyklus interessant. Am 29. Mai 1946 – also fast genau 60 Jahre zuvor – wurde das Jahreshoch des Jahres 1946 erzielt. Der 31. Mai hat den Vorteil, dass er ein Mittwoch ist. Statistisch ist der Mittwoch der Wochentag, der - mit weitem Abstand vor dem Montag – die meisten bedeutenden Hochs auf sich vereinigt. Dieser frühe Termin würde auch der Neigung von WM-Jahren entgegen kommen, ein frühes Sommerhoch zu bilden.

Unsere Überlegungen zum 9./10. Juni hatten wir bereits dargestellt.

Jetzt zum 14. August. Das Jahr 2006 ist sowohl ein 6er-Jahr als auch ein Zwischenwahljahr (US-Präsidentschaftszyklus). 6er-Jahre neigen dazu, Mitte Juni und Mitte August wichtige Hochs auszubilden. Zwischenwahljahre neigen deutlich zu einem Sommerhoch Mitte August. Der 14. August ist ein Montag, und der Montag ist nach dem Mittwoch der zweitstärkste Topping-Tag. Der August hat ein interessanten Verfallswochen-Durchschnittsverlauf: Der Montag vor dem Verfallstag bezeichnet durchschnittlich bereits das Wochenhoch.

Ein spätes Sommerhoch wie der 14. August hätte die Konsequenz, dass die Kurse Luft haben, noch ein gutes Stück zu steigen. Allerdings kann dann der Fall umso größer sein (wie beispielsweise 1987).

Fazit: Der 9. Juni kommt für ein Sommerhoch in Frage. Aus unserer Sicht möchten wir den 31. Mai sowie den 14. August hinzufügen, wobei wir hier von Wahrscheinlichkeiten und nicht von 100-Prozent-Aussagen reden. Ob überhaupt eines dieser Daten in Frage kommt, wird man bei der Annäherung an das jeweilige Datum erkennen können. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt sehen, dass der Dow Jones Index zuvor ein neues Allzeithoch erzielt hat, die Anleger deutlich bullisch gestimmt sind, die Märkte ihr Volumen verlieren und die Marktinterna überkauft sind, dann kann jederzeit mit der Formung des Sommerhochs gerechnet werden. Wir überprüfen diese Faktoren handelstäglich in unserer Wellenreiter-Frühausgabe und machen Sie mit den Konsequenzen vertraut.

Einige von Ihnen werden sicherlich ebenfalls Daten für ein Sommer-Top im Kopf haben. Schreiben Sie mir diese doch einfach per Mail mit einer kurzen Begründung. Wir sind schon auf Ihre Einsichten gespannt und werden in einer der nächsten Ausgaben über die Ergebnisse berichten.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
 

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