Gestern lag ein Brief mit folgender aufgedruckter Frage in meiner Post:
„Sollten Sie am 9. Juni 2006 Ihre Aktien verkaufen?“ Der Werbebrief kam
vom Investor Verlag, für den „Börsenpfarrer“ Uwe Lang einen Börsenbrief
(„Börsensignale“) verfasst. In einem Beitrag für den aktuellen „Smart
Investor“ hatte Uwe Lang bereits das Geheimnis gelüftet und die Frage mit
„ja“ beantwortet.
Jeder hat seine Methoden und ich schätze das, was Uwe Lang macht. Da wir
als „Wellenreiter“ uns ebenfalls gern auf der Zeitschiene bewegen, nehmen
wir diese Fragestellung zum Anlass, mit unserer Methodik nach einem Top an
den Aktienmärkten Ausschau zu halten.
Wir gehen davon aus, dass sich auch in diesem Jahr die 4-Jahres-Zyklik an
den Aktienmärkten durchsetzen wird. Der 4-Jahres-Zyklus ist bekannt und
besonders seit 1962 mit einer Ausnahme (1986/87) auf den Charts von S&P500
und Dow Jones Index deutlich sichtbar. Wenn die Kurse also im
September/Oktober niedriger liegen als jetzt - das Korrekturpotential
dürfte bei 15 bis 20 Prozent vom Top liegen – muss sich das Sommerhoch
zwangsläufig zwischen Mai und September einstellen.
Zur Bestimmung eines geeigneten Datums nutzen wir folgende Instrumente:
Unsere auf Fibonacci-Zahlen beruhende Zeitprojektionsmethode, einen etwa
sechswöchigen Trendzyklus, das Verhalten der 6er-Jahre/Zwischenwahljahre
sowie diverse Verlaufsvergleiche. Außerdem nutzen wir die statistische
Tendenz, dass Märkte in Neumondphasen leicht stärker agieren als in
Vollmondphasen.
Zunächst einmal gilt es zu überprüfen, was es aus unserer Sicht mit dem 9.
Juni auf sich hat. Bemerkenswert ist an diesem Datum, dass am 9. Juni das
Eröffnungsspiel der Fußball-WM in Deutschland stattfindet. Man könnte
jetzt spekulieren, dass die weltweite Freude auf dieses Ereignis bis zum
Eröffnungsspiel ständig steigt und damit auch die Stimmung der Anleger bis
dorthin positiv beeinflusst wird. Tatsache ist, dass der Dow Jones Index
in WM-Jahren dazu neigt, bereits weit vor dem Beginn der WM auszutoppen.
Das hat Dimitri Speck (www.seasonalcharts.com)
in einer Untersuchung gezeigt, die auch im Smart Investor veröffentlicht
wurde.
In einzelnen WM-Jahren lag der Zeitpunkt des Tops auch später (zuletzt
1998 am 17. Juli).
Der 11. Juni ist ein Vollmondtag. Die Statistik besagt, dass die Periode
einen Tag vor Vollmond bis drei Tage nach Vollmond mit einer
Wahrscheinlichkeit von 55 Prozent zur Schwäche neigt. Betrachtet man den
Durchschnittsverlauf eines 6er-Jahres, so findet man für Mitte Juni ein
sekundäres Hoch. Interessant ist auch, dass wir unserem 6-wöchigen
Trendzyklus zufolge für ein Datum um den 10. Juni herum mit einem
wichtigen Wendepunkt rechnen können. Aus unserer Sicht ist der Gedanke mit
dem 9. Juni demnach keinesfalls ein schlecht gewählter.
Erweitern wir unsere gedanklichen Überlegungen und beziehen den gesamten
Zeitraum zwischen Mai und September mit ein. Aus Zeitprojektionssicht
erscheinen uns folgende Daten wichtig: 31. Mai, 09./10. Juni und 14.
August.
Der 31. Mai ist aus Sicht des – auch für die Edelmetalle und
Zinsbewegungen geltenden – 30-Jahres-Zyklus interessant. Am 29. Mai 1946 –
also fast genau 60 Jahre zuvor – wurde das Jahreshoch des Jahres 1946
erzielt. Der 31. Mai hat den Vorteil, dass er ein Mittwoch ist.
Statistisch ist der Mittwoch der Wochentag, der - mit weitem Abstand vor
dem Montag – die meisten bedeutenden Hochs auf sich vereinigt. Dieser
frühe Termin würde auch der Neigung von WM-Jahren entgegen kommen, ein
frühes Sommerhoch zu bilden.
Unsere Überlegungen zum 9./10. Juni hatten wir bereits dargestellt.
Jetzt zum 14. August. Das Jahr 2006 ist sowohl ein 6er-Jahr als auch ein
Zwischenwahljahr (US-Präsidentschaftszyklus). 6er-Jahre neigen dazu, Mitte
Juni und Mitte August wichtige Hochs auszubilden. Zwischenwahljahre neigen
deutlich zu einem Sommerhoch Mitte August. Der 14. August ist ein Montag,
und der Montag ist nach dem Mittwoch der zweitstärkste Topping-Tag. Der
August hat ein interessanten Verfallswochen-Durchschnittsverlauf: Der
Montag vor dem Verfallstag bezeichnet durchschnittlich bereits das
Wochenhoch.
Ein spätes Sommerhoch wie der 14. August hätte die Konsequenz, dass die
Kurse Luft haben, noch ein gutes Stück zu steigen. Allerdings kann dann
der Fall umso größer sein (wie beispielsweise 1987).
Fazit: Der 9. Juni kommt für ein Sommerhoch in Frage. Aus unserer Sicht
möchten wir den 31. Mai sowie den 14. August hinzufügen, wobei wir hier
von Wahrscheinlichkeiten und nicht von 100-Prozent-Aussagen reden. Ob
überhaupt eines dieser Daten in Frage kommt, wird man bei der Annäherung
an das jeweilige Datum erkennen können. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt
sehen, dass der Dow Jones Index zuvor ein neues Allzeithoch erzielt hat,
die Anleger deutlich bullisch gestimmt sind, die Märkte ihr Volumen
verlieren und die Marktinterna überkauft sind, dann kann jederzeit mit der
Formung des Sommerhochs gerechnet werden. Wir überprüfen diese Faktoren
handelstäglich in unserer Wellenreiter-Frühausgabe und machen Sie mit den
Konsequenzen vertraut.
Einige von Ihnen werden sicherlich ebenfalls Daten für ein Sommer-Top im
Kopf haben. Schreiben Sie mir diese doch einfach per Mail mit einer kurzen
Begründung. Wir sind schon auf Ihre Einsichten gespannt und werden in
einer der nächsten Ausgaben über die Ergebnisse berichten.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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