Am Freitag konnte die erwartete -„implizierte“- Volatilität des S&P500 („VIX“)
um knapp 14 Prozent zulegen. Die Marktteilnehmer antizipieren eine
deutliche Erhöhung der Schwankungsbreite im S&P500. Ist das ein Fehlsignal
oder ist das der Beginn einer Phase, in der mit beständig höheren
Volatilitäten zu rechnen ist? Um diese Frage beantworten zu können, müssen
wir in die Vergangenheit schauen. Lassen Sie uns einen Blick auf die
„historische“ Volatilität werfen. Die historische Volatilität lässt sich
gut darstellen, wenn man sich die Tagesschwankungen des S&P500 der letzten
Jahre anschaut.
Auf der Grafik kann man erkennen, dass sich das bisherige Jahrzehnt in
zwei Phasen einteilen lässt: Hohe Volatilität von 2000 – Mitte 2003
(blauer Kreis); niedrige Volatilität von Mitte 2003 bis heute.
Wir haben uns einmal angeschaut, wann zuletzt eine Bewegung von mehr als
zwei Prozent im Dow Jones Index erfolgt ist. In den vergangenen
zweieinhalb Jahren wurde lediglich ein Tag mit einer solchen Bewegung im
Dow Jones Index notiert. Am 21. April 2005 stieg der Dow um 2,06 Prozent.
Der Tag davor bedeutete das Jahrestief 2005. Hier die Daten (Bewegungen
über 2 Prozent) für den Zeitraum seit März 2003:
Bewegungen über 2% |
Dow Jones |
|
Datum |
Prozent |
Richtung |
21. April 2005 |
2,06% |
Aufwärts |
01. Oktober 2003 |
2,09% |
Aufwärts |
16. Juni 2003 |
2,21% |
Aufwärts |
27. Mai 2003 |
2,09% |
Aufwärts |
19. Mai 2003 |
2,14% |
Abwärts |
02. April 2003 |
2,67% |
Aufwärts |
24. März 2003 |
3,61% |
Abwärts |
21. März 2003 |
2,84% |
Aufwärts |
17. März 2003 |
3,59% |
Aufwärts |
13. März 2003 |
3,57% |
Aufwärts |
10. März 2003 |
3,22% |
Abwärts |
Das Risiko eines hässlichen „Downdays“ (Verlust von zwei Prozent oder
mehr) ist in den letzten Jahren ständig gefallen. Solche Tage sind seit
dem 19. Mai 2003 – seit fast drei Jahren – nicht mehr vorgekommen. Eine
derart lange Phase ohne einen großen Abwärtstag ist ungewöhnlich. Zuletzt
wurde eine solche Phase Anfang der 70er Jahre (zwischen Mitte 1970 und
Mitte 1973) notiert.
Je länger die gegenwärtige „Schwach-Vola-Phase“ andauert, desto mehr
wächst die Gefahr einer größeren „Entladung“. Historisch betrachtet
korreliert eine erhöhte Volatilität stärker mit fallenden als mit
steigenden Kursen.
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Abschließend zeige ich Ihnen noch meinen Versuch, den VIX bis zum Jahr
1900 zurückzurechnen. Nach einigen Tests bin ich davon überzeugt, dass der
VIX damals so ausgesehen haben müsste, wie er auf der folgenden Grafik zu
sehen ist. Damit wird deutlich, dass Werte um 10 – die wir heute als
niedrig erachten – in den Jahren 1940 bis 1970 teilweise weit
unterschritten wurden.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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