Vergleicht man den Verlauf verschiedener Jahrzehnte miteinander, so
ergeben sich statistische Anomalien, die kaum erklärbar sind, aber dennoch
deutlich hervortreten. Ein Jahrzehnt beginnt in der Regel schwach. Man
muss sich lediglich vergegenwärtigen, wie die Jahre 2000–2002, 1990–1992
oder 1980–1982 verliefen, um dem gezeigten Chartverlauf eine hohe
Wahrscheinlichkeit zusprechen zu können. Der folgende Chart stellt den
Durchschnittsverlauf der vergangenen 21 Dekaden des zurückgerechneten Dow
Jones Index dar.
Nach einem schwachen Beginn ölt erst das „4er-Jahr“ die Mechanik der
Aktienmärkte derart, dass ein größerer Sprung nach oben möglich ist. Die
Hausse setzt sich meist bis zum Beginn des „6er-Jahres“ fort. Dort
verliert sie an Dynamik und geht in eine bärische Bewegung über, die meist
bis zum Ende des „7er-Jahres“ andauert. Das „8er-Jahr“ zeigt meist
außerordentliche Stärke, die bis weit ins „9er-Jahr“ und damit in das
letzte Jahr eines Jahrzehnts hineinreicht (roter Pfeil). Das bedeutet,
dass die Wahrscheinlichkeit für eine nächste große Kaufgelegenheit im
Oktober/November 2007 hoch ist.
Denkt man ein wenig weiter, fragt man sich unwillkürlich, ob sich ein
solches Muster auch auf Jahrhunderte übertragen lässt? Das würde bedeuten,
dass beispielsweise die 5er-Jahre den 50er-Jahren auf der Jahrhundertskala
entsprechen. Das Jahrhundert würde in den ersten drei Jahrzehnten schwach
starten und in den 40er und 50er-Jahren an Fahrt gewinnen. Die 60er und
70er Jahre wären eher schwächliche Jahrzehnte, die 80er wären bombastisch
und die 90er auch noch gut. Versierte Börsenhistoriker ahnen sicher schon
die Antwort, aber um diese Frage einigermaßen korrekt beantworten zu
können, müsste man zumindest über den Verlauf der Finanzmärkte der
vergangenen zehn Jahrhunderte Zahlenmaterial vorliegen haben. Verlässliche Zahlen der
US-Finanzmärkte liegen erst seit Gründung der New York Stock Exchange im
Jahr 1792 vor. So können wir lediglich versuchen, den Durchschnittsverlauf
der vergangenen beiden Jahrhunderte zu bilden (siehe Chart).
Zum besseren Vergleich haben wir das Jahrzehnt- und das Jahrhundertmuster
in eine Grafik eingetragen, wobei für das Jahrhundertmuster eine Log-Skala
verwendet wird. Wichtig ist nicht die Amplitude der Bewegungen, sondern
lediglich, ob gemeinsame Perioden der Stärke und der Schwäche erkennbar
sind.
Ähnlichkeiten sind nicht zu leugnen. Der schwarze Kreis deutet die
Schwäche der 3er- bzw. der 30er-Jahre an, der grüne Kreis die Schwäche der
6er- und 7er bzw. der 60er und 70er Jahre.
Als ob das jetzt nicht weit genug nach vorne gesponnen ist, möchte ich
noch eine weitere Idee ins Spiel bringen. Wenn sich Jahrzehnt- und
Jahrhundertmuster gleichen, warum nicht auch Jahrzehnt-, Jahrhundert- und
Jahrtausendmuster? Lassen Sie einfach den folgenden Chart auf sich wirken
:-)
In diesem
Zusammenhang empfiehlt sich die Lektüre des Anfang März erschienenen
Wochenend-Wellenreiters
„Peak Mensch“ . So pessimistisch man nach den obigen Ausführungen sein
müsste, um so konzentrierter lassen sich die Dinge angehen, die zum
Beispiel in "Peak Mensch" als Aufgaben genannt worden sind. Und die
nächste Kaufgelegenheit an den Aktienmärkten befindet sich - nach
historischen Maßstäben - in greifbarer Nähe...
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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