Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

02. September 2006
Das Sentiment kann täuschen

Das Sentiment zeigt keine Euphorie und deshalb muss der Markt so lange steigen, bis auch der letzte Schuhputzer seine Kunden nach Aktientipps durchlöchert. Eine solche Aussage hält einer kritischen Überprüfung nicht stand. Deshalb sollte man mit den aktuell wenig euphorischen Sentiment-Zahlen vorsichtig umgehen.

Lassen Sie uns als Beispiel das Jahr 2000 heranziehen. Auch damals stiegen die Kurse im August mit wenig Volumen. Der S&P 500 toppte am Freitag vor dem Labor-Day am 1. September 2000. Das dazugehörige Sentiment-Bild sieht wie folgt aus:

Auffallend ist der Fall des Sentiments zwischen April und August 2000 (grüner Pfeil). Das September-Hoch kam demnach ohne Euphorie zustande. Betrachtet man den aktuellen Verlauf des Sentiments in diesem Jahr, so lässt sich ebenfalls ein Verfall des Sentiments zwischen April und August feststellen (nächster Chart).

Was uns zusätzlich irritiert, ist die Extremsituation in der OEX-Put-Call-Ratio. Diese beschreibt das Verhältnis von Put zu Call-Käufen im S&P 100. Dort sind die - gemessen an der Marktkaptialisierung - 100 größten Unternehmen des S&P 500 versammelt. Der Chart zeigt, dass Topps im 10-Tages-Durchschnitt der OEX-PCR gut mit Topps im S&P 500 korrespondieren.

Interessanterweise hat der Level des 10-Tages-Durchschnitts der OEX-PCR fast das Niveau erreicht, das er am oben beschriebenen 1. September 2000 hatte (grüner Pfeil nächster Chart).

 

Dem Topp im September 2000 folgte eine Rezession in 2001. Auch aktuell sieht es so aus, als ob es im kommenden Jahr zu einer Rezession in den USA kommen wird.

Fazit: Fehlende Euphorie ist nicht immer ein Argument für steigende Kurse. Die aktuelle Situation erinnert an den August/September 2000, als der S&P 500 mit wenig Volumen stieg und fast ein neues Jahreshoch erreichte. Die OEX-PCR erreicht ein seltenes Extrem. Wir gehen davon aus, dass in der kommenden Woche ein zyklisches Hoch erreicht werden wird.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
 

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Robert Rethfeld
 

 

 

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