13. Januar 2007
Jahresausblicke 2007: Was ist Konsens?
Jahresausblicke kommen in unterschiedlicher Qualität daher. Die besseren zwingen
zum Nachdenken, indem sie ideenreich und schlüssig zu begründen versuchen, warum
sich die Märkte voraussichtlich in der beschriebenen Art und Weise entwickeln
werden. Zaubern kann keiner, aber man sieht, ob spitz gefeilt oder nur lässig
dahergeschrieben wurde.
Wir haben viele der bisher veröffentlichten Ausblicke für 2007 gelesen
oder zumindest quer gelesen (ob von Banken, unabhängigen
Vermögensverwaltern oder Börsenbrief-verfassern). Was sind die
Kernaussagen?
1. Der Dollar rutscht ab
Wenig überraschend wird der US-Dollar einmal mehr als Schlüssel für die
weltweiten Kapitalmärkte gesehen. Viele befürchten ein weiteres Abrutschen
des US-Dollars. Dies würde negative Folgen für die weltweiten Aktienmärkte
mit sich bringen. Gold würde dann als alternatives Investment gefragt
sein.
Unser Kommentar: Die Angst, dass der US-Dollar deutlich absinkt, ist weit
verbreitet. Man kann jedoch davon ausgehen, dass die Zentralbanken alles
versuchen werden, den US-Dollar-Index oberhalb der Marke von
80 Punkten zu halten. Die größte Angst herrscht unter den Zentralbankern
selbst: Sie werden alles in ihrer Macht stehende tun, um den US-Dollar
nicht abstürzen zu lassen. Die EZB verzichtete sogar auf eine
Zinserhöhung. Ob es den Zentralbanken auch in 2007 gelingen wird, den
Dollar zu stabilisieren? Wir vermuten: Insgesamt ja, auch wenn der Euro in
der zweiten Jahreshälfte Luft nach oben haben sollte.
2. Die USA meiden
Die USA als Investment-Region erscheint vielen völlig uninteressant, ja
sogar gefährlich. Laut einer Umfrage der DAB Bank empfehlen lediglich vier
Prozent der deutschen Vermögensverwalter- und Fondsvermittler besonders
die USA als Anlagemarkt. Europa ist hingegen bei 48 Prozent der Favorit.
http://www.dab-bank.com/dabip/homepage.jsp?content=/DE/de/promos/mix/thema/04/boersenjahr2007.jsp
Kommentar: Letztes Jahr wurden Europa und die USA in Empfehlungen
gemieden; Asien war der große Favorit. Trotz es üblichen „Home-Bias“ wäre
es erstaunlich, wenn angesichts dieser Zahlen Europa die USA im Jahr 2007
ausperformen würde.
3. Abverkauf in Hälfte zwei
In vielen Jahresausblicken wird für 2007 ein Anstieg der Volatilität
vorhergesagt – verbunden mit zeitweise deutlichen Abverkäufen. Die
Gefahren des 7er-Jahres werden betont. Darin spielt ein Abverkauf in der
zweiten Jahreshälfte eine zentrale Rolle. Dieser Abverkauf wird sehr
häufig und übereinstimmend genannt (auch von uns wird diese Möglichkeit
für wahrscheinlich gehalten).
Kommentar: Man fragt sich unwillkürlich, ob eine derart breit antizipierte
Bewegung auch tatsächlich eintreten wird. Die Börse ist nicht dazu da, um
Statistiken haargenau nachzubilden. Man denke nur an das 5er-Jahr 2005,
das im Dow Jones Index zum ersten Mal seit 120 Jahren im Minus endete und
damit einen großen Mythos zerstörte. Oder an das 6er-Jahr 2006, das
entgegen aller Wahrscheinlichkeiten einen Super-September feierte.
Außerdem wurde das Allzeithoch vom 14. Januar 2000 im Dow Jones Index fast
gegen alle Erwartungen gleich beim ersten Anlauf überwunden. Auch in 2007
wird der Aktienmarkt rechts antäuschen und links vorbeigehen. Das heißt
nicht, dass die statistische Erarbeitung von möglichen Verläufen unsinnig
ist. Der Markt lässt sich auf die Statistiker ein und suggeriert ihnen
sogar für eine gewisse Zeit, dass sie Recht haben. Aber in einem
entscheidenden Moment – dann, wenn es die wenigsten Marktteilnehmer
erwarten -, macht er sein eigenes, von keiner Historie belegtes, ureigenes
Ding. Und das gilt es zu greifen.
Da viele Marktteilnehmer einen Abverkauf im Herbst erwarten: Werden diese
bis zum letzten Moment warten, um ihre Aktien abzustoßen? Jeder mag sich
diese Frage selbst beantworten.
4. Zinsen bleiben nahezu unverändert
Den Zinsen am langen Ende werden meist nur geringe Bewegungen zugetraut.
Kommentar: Wir antizipieren einen deutlichen Zinsanstieg am langen Ende
und sehen uns da in einer kuscheligen und wenig bevölkerten Ecke.
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Unser 117 Seiten umfassende und mit 133
Abbildungen bestückte Wellenreiter-Jahresausblick 2007 kann unter dem
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Dort können auch Inhalts- und
Abbildungsverzeichnis eingesehen werden.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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