24. Februar 2007
Aufbruch in Afrika
Wer weiß schon, dass sich der afrikanische Kontinent - würde man ihn quer
legen - von Berlin bis nach Seoul erstrecken würde? Momentan erwacht ein
großer Kontinent aus seinem finanztechnischen Dornröschenschlaf.
Die afrikanischen Börsen sind teils hochmodern – wie diejenigen von
Johannesburg, Tunis oder Lagos, – teils funktionieren sie ausschließlich
auf Zuruf - wie die Börse in Uganda. Insgesamt sind siebzehn Börsen
Mitglied der ASEA (African Stock Exchanges Association). Doch so
unterschiedlich sich die afrikanische Börsenlandschaft gestaltet, so groß
sind die Gemeinsamkeiten.
Bei Betrachtung der Börsenverläufe fällt auf, dass die Jahre 2002/03 eine
Art Weckruf für die afrikanischen Börsen bedeutet haben. Schaut man nach
Nairobi, so endete die jahrelange Börsenbaisse Ende 2002. Seitdem steigen
die Kurse deutlich. Das Allzeithoch aus dem Jahr 1994 konnte Ende 2006
übertroffen werden.
Einige tausend Kilometer weiter nördlich legt der ägyptische CCSI-Index
seit 2002 ein ähnliches Verhalten an den Tag. Der Index konnte sich –
genauso wie der NSE 20 – in den vergangenen fünf Jahren verfünffachen.
Da möchte die nordwestliche Ecke Afrikas nicht zurückstehen. Auch in Casablanca ging es
insbesondere in den vergangenen beiden Jahren dramatisch aufwärts.
Zuletzt zeigen wir noch den Index der südafrikanischen Leitbörse in
Johannesburg. Die Börse ist die mit Abstand größte Börse Afrikas und zählt
zu den 10 größten der Welt. Auch hier das gleiche Bild: Insbesondere in
den vergangenen beiden Jahren konnte der südafrikanische Aktienindex
deutlich zulegen.
Es fällt auf, dass offensichtlich nicht nur die rohstoffreichen Länder
Afrikas über überaufstrebende Finanzmärkte verfügen, sondern Staaten ganz
unterschiedlicher Ausprägung von der Globalisierung profitieren. Die
angesagten Industrie- und Dienstleistungsstandorte heißen derzeit Indien
oder China. Doch die kapitalistische Marktwirtschaft erfordert vom
Unternehmer die unermüdliche Suche nach billigen Arbeitskräften. Die
Lohnniveaus in den aktuellen „Hotspots“ der Industrialisierung werden
steigen, und dann dürfte das vagabundierende Kapital in Richtung Afrika
driften.
An dieser Stelle soll auch gesagt sein, dass bisher nur eine Handvoll
afrikanischer Börsen reibungslos funktionieren. Es fehlt an Investoren, an
Firmen und am Handelsvolumen. Doch wenn die Anzeichen nicht täuschen
(siehe obige Börsenverläufe), befinden sich die afrikanischen Börsen auf
einem guten Weg.
Übrigens sind handelbare Instrumente in Deutschland für afrikanische
Indizes mager. Von ABN Amro gibt es lediglich Zertifikate auf den
südafrikanischen und marokkanischen Index, von anderen Finanzinstituten
ist uns nichts darüber hinaus Gehendes bekannt.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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