14. April 2007
US-Hausbau-Blase: Noch ein Jahr
Im November 2004 veröffentlichten wir einen Artikel namens „Demographie
lässt Immobilienblase platzen“. Wie sahen das Ende des US-Immobilienbooms
kommen. Das war keine Kunst, viele andere Marktbeobachter sahen das auch.
Wir schrieben in dem Artikel in Anlehnung an die Überlegungen von Harry
Dent, dass die spendierfreudigen Jahrgänge in den USA spätestens ab 2007
bzw. 2008 schrumpfen werden.
http://www.wellenreiter-invest.de/WellenreiterWoche/Wellenreiter041126.htm
Was gewesen ist, ist das eine; Was sein wird, das andere. Die Frage stellt
sich, wie lange die Immobilien-Malaise auf dem US-Markt noch anhalten
dürfte. Doch bevor wir diese Frage aufgreifen, wollen wir folgendes
feststellen: Das Platzen der US-Immobilienblase hat sich bisher nicht
negativ auf andere bedeutende Immobilienmärkte ausgewirkt. Der Bauboom in
Dubai und Umgebung erscheint ungebrochen. Im spanischen Immobilienmarkt
mag sich eine Blase gebildet haben: Stolze 82 Prozent aller Spanier
besitzen ein Eigenheim. Geplatzt ist die Blase noch nicht.
Es ist jedoch ein ungewöhnliches Zeitzeichen, wenn 50.000 Mallorquiner –
wie im vergangenen Monat in Palma geschehen – gegen den ungezügelten
Bauboom und die Zerstörung der Landschaft demonstrieren.
http://www.spiegel.de/reise/aktuell/0,1518,472345,00.html
Derart massive Demos (Mallorca hat eine Million Einwohner) finden nicht zu
Beginn, sondern am Ende von langjährigen Entwicklungen oder Missständen
statt.
Als Mess-Instrument für Blasenverläufe stehen uns lediglich historische
Vergleiche zur Verfügung, die jedoch in sich stimmig sind. Ist eine Blase
erst einmal geplatzt, so dauert es in der Regel zweieinhalb Jahre, bis ein
erster Boden erreicht ist. Beispielsweise toppte der Dow Jones Index im
September 1929 und bildete nach gut zweieinhalb Jahren (im Sommer 1932)
einen Boden aus. Das gleiche geschah im Goldpreis (Blase platzte 1980,
Tief in 1982), im Nikkei Index (Blase von 1990, Tief in 1992) oder im
Nasdaq Index (Blase 2000, Tief in 2002).
Lassen Sie uns stellvertretend für den US-Hausbau-Markt den Blue Chip
„Toll Brothers“ betrachten. Der Wert toppte im Juli 2005. Anschließend
fiel er um 60 Prozent. Seit einem halben Jahr befindet sich die Aktie in
einer kleineren Aufwärtsbewegung. Der Chart vergleicht die zeitlichen und
prozentualen Verläufe von Toll Brothers mit den Verläufen des Nikkei ab
1990 und des Nasdaq ab 2000.
Folgt Toll Brothers dem üblichen Blasenmuster, so würde sich die
kleinere Aufwärtsbewegung noch zwei bis drei Monate fortsetzen, bevor eine
etwa siebenmonatige finale Abwärtsbewegung einsetzen würde. Am Ende dieser
Abwärtsbewegung stünde ein belastbarer Boden.
Falls sich das Szenario in dieser Art entwickeln würde, würden die USA um
eine Rezession wohl nicht herumkommen. Gleichzeitig ist jedoch zu
erkennen, dass das Platzen einer Blase kein linearer Prozess ist. Die
aktuelle kleinere Aufwärtsbewegung kann durchaus noch eine Weile tragen.
In der kommenden Woche werden am Montag der Hausbau-Sentiment-Index (NAHB-Housing-Index)
und am Dienstag die Baubeginne neuer Häuser veröffentlicht. Man sollte
insbesondere auf die Entwicklung des Sentiment-Index achten, der die
Stimmung bei den Hausbau-Firmen reflektiert. Der Index erreichte sein
bisheriges Verlaufstief bereits im September 2006.
Seitdem blieb die Stimmungslage zwar insgesamt schlecht, konnte aber im
Rahmen dieses Niedrigniveaus kontinuierlich verbessern (Ausnahme März).
Falls die Veröffentlichung am Montag wider Erwarten ein gestiegenes
Sentiment anzeigt, würde sich wahrscheinlich das, was wir weiter oben
andeutet haben, fortsetzen: Die Kurse der Hausbauer würden zulegen.
Doch das wäre unserer Meinung nach lediglich ein temporäres Ereignis.
Sollte im Sommer die finale Phase der Abwärtsbewegung des Immobliensektors
beginnen, dürfte die Immobilienkrise ihre regionale Beschränkung aufgeben.
Auch in Dubai und in Spanien wäre das Zittern der Immobilienmärkte - und
nicht nur dieser - zu
hören.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
P.S. Ein kostenloses 14tägiges Schnupperabonnement erhalten Sie unter
www.wellenreiter-invest.de
|