05. Mai 2007
Gier treibt die Aktienmärkte
“The point is, ladies and gentlemen, that: Greed, for lack of a better
word, is good. Greed is right; greed works. Greed clarifies, cuts through,
and captures the essence of the evolutionary spirit. Greed, in all of its
forms, greed for life, for money, for love, knowledge has marked the
upward surge of mankind and greed - you mark my words — will save not only
Teldar Paper but that other malfunctioning corporation called the USA.”
Michael Douglas als Gordon Gekko in “Wall Street, 1987”
Sucht man im Internet nach dem Filmtitel „Wall Street“, so ergeben sich
zwei weitere Treffer: Auch 1916 und 1929 wurden Filme produziert, die den
Titel „Wall Street“ trugen. Die Gemeinsamkeit besteht darin, dass der Dow
Jones Index in den Jahren vor 1916, 1929 und 1987 jeweils längere
Bullenmarktphasen für sich in Anspruch nahm. Das Hoch von 1916 bedeutete
ein neues Allzeithoch. Der Dow verdoppelte sich zwischen Ende 1914 und
November 1916. Im anschließenden Bärenmarkt fielen die Kurse innerhalb von
einem Jahr um mehr als 30 Prozent. Zu 1929 und 1987 muss man an dieser
Stelle keine weiteren Worte verlieren. Filme werden nur dann mit dem Titel
„Wall Street“ versehen, wenn das die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit
garantiert. Das ist in länger anhaltenden Bärenmarktphasen sicher nicht
der Fall und auch nicht in Bullenmärkten, in denen die Beteiligung des
Publikums fehlt.
Die aktuellen Umfragezahlen der American Associaton of Individual
Investors (AAII) sind kaum zu glauben: Mehr als die Hälfte der
Umfrageteilnehmer ist bärisch eingestellt (54%). Hingegen ist die Zahl der
bullischen Investoren mit 29% so gering wie zuletzt am Boden im Juni/Juli
2006. Der Chart verdeutlicht diesen Zusammenhang.
Es ist einer der seltsamsten Bullenmärkte der Geschichte. Der Dow befindet
sich auf einem neuen Allzeithoch, der S&P 500 steht kurz davor, der DAX
ist seit dem März-Tief mehr als 1.000 Punkte gestiegen. Von Massen-Euphorie
ist weit
und breit nichts zu sehen.
Wir sind seit Mitte März bullisch für die Aktienmärkte (siehe folgenden
Link)
http://www.wellenreiter-invest.de/WellenreiterWoche/Wellenreiter070324.htm
und sehen momentan keinen Grund, unsere Meinung zu ändern. Auch das smarte
Geld zieht weiter mit, wie unser Smart Money Flow Indikator anzeigt.
Auch wenn die Öffentlichkeit im Hinblick auf ihre eigenen
Investmententscheidungen überwiegend skeptisch bleibt: Gordon Gekkos
Mantra „Gier ist gut“ ist auf Unternehmensseite das Motto der Stunde.
Microsoft möchte Yahoo übernehmen und auch die Nachrichtenagentur Reuters
erhielt ein Übernahmeangebot. In
den vergangenen Jahren hatten Private Equity-Firmen wie Blackstone oder
Kohlberg Kravis Roberts (KKR) das Rampenlicht betreten und die Zahl der
Übernahmen mit billigem Geld stetig nach oben gepuscht. Das
Übernahmefieber steigt merklich an.
Solch ein Klima entsteht dann, wenn es ultimativ heißt: „Fressen oder
gefressen werden“. Angesichts der aktuellen Liquiditätsschwemme kann sich
kein Unternehmen mehr zurücklehnen. Der US-Broker-Index stieg gestern auf
ein neues Allzeithoch. In solchen Zeiten ist die Arbeit – und natürlich
auch der Lohn - für die Morgan Stanleys dieser Welt besonders groß: Sie
dürfen die anstehenden Deals abarbeiten. Und die Zeit dafür scheint
begrenzt: Der frühe Vogel frisst den Wurm, heißt ein Sprichwort; oder
auch: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst. Für diejenigen, die zu spät kommen,
bleibt lediglich der Durchschnitt übrig. Gier ist häufig kein Selbstzweck,
sondern entsteht aus der Angst heraus, selbst gefressen zu werden. Es ist
auch klar, dass es jetzt um die Übernahme hoch kapitalisierter Firmen
geht. Dies ist ein Grund (neben dem fallenden US-Dollar), warum gerade der Dow
Jones Index und der S&P 500 besonders stark steigen.
Die zeitliche Begrenzung dieses Fiebers ist zwar absehbar. Allerdings
sollte sich die zunehmende Zahl dieser Deals zunächst weiter positiv auf
die Aktienmarktentwicklung auswirken.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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