16. Juni 2007
Ein Hindenburg-Omen zum Allzeithoch
Am Mittwoch wurde das sogenannte „Hindenburg-Omen“ getriggert. Das
Hindenburg-Omen spielt in Blogs und Foren deshalb eine besondere Rolle,
weil es anscheinend häufiger vor Korrekturen und auch vor Crashes (1987)
auftritt.
Die traditionelle Definition eines
Hindenburg Omens umfasst vier Kritierien:
1. Die tägliche Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs und der
neuen 52-Wochen-Tiefs an der NYSE müssen sich beide oberhalb von 2,2% der
an dem Tag an der NYSE gehandelten Werte befinden.
2. Der NYSE 10-Wochen-GD (50-Tage-GD) steigt.
3. Der McClellan Oszillator ist an diesem Tag negativ.
4. Die Zahl der neuen 52-Wochen-Hochs darf nicht mehr als zweimal so groß
sein wie die
Zahl der neuen 52-Wochen-Tiefs. Umgekehrt ist es in Ordnung.
Warum wird eine auf dem ersten Blick verquere und unverständliche
Kombination von Faktoren gewählt, um Signale für ein Markthoch
herauszufiltern? Auf dem zweiten Blick wird klar, dass diese Kombination
Veränderungen in der Marktbreite seismografisch wahrnimmt. Wenn die Zahl
der neuen Hochs und die Zahl der neuen Tiefs sich gleichzeitig auf
einem recht hohen Niveau befindet, bedeutet dies Distribution. Viele
Aktien steigen noch, während andere Werte bereits im Niedergang begriffen
sind. Distribution kann sich an Hochs oder an Tiefs ergeben. Die zweite
Bedingung („NYSE 10-Wochen-GD steigt“) soll sicherstellen, dass nur
Distributionen nach einer vorhergehenden Aufwärtsphase erfasst werden. Die
dritte Bedingung („McClellan-Oszillator negativ“) ist ebenfalls ein
Distributionsmerkmal. Wenn der Oszillator negativ ist bedeutet dies, dass
die Marktbreite nachlässt und die Zahl der fallenden Aktien an jenem Tag
die Oberhand über die Zahl der steigenden Aktien gewonnen hat. Die vierte
Bedingung stellt schließlich sicher, dass das Omen nur dann auftritt, wenn
die Distribution gleichmäßig geschieht.
Das Auftreten aller vier Kriterien an einem Tag wird häufig als
unbestätigtes Signal bezeichnet. Ein Hindenburg-Omen gilt dann als
bestätigt, wenn es innerhalb von 36 Tagen ein zweites Mal auftritt. Häufig
wird noch als fünfte Bedingung genannt, dass die kleinere der beiden
Zahlen (neue 52-Wochen-Hochs und Tiefs) größer als 79 sein muss. Wir
halten diese Bedingung für nicht korrekt, da sich ansonsten in den 60er
und 70er Jahren keine Signale ergeben hätten.
Das wohl berühmteste und am meisten zitierte Beispiel für das rechtzeitige
Auftreten des Hindenburg-Omens betrifft den Crash von 1987. Damals wurden
zwischen dem 24. September und 6. Oktober 1987 drei Signale in Folge
generiert (blauer Pfeil nächster Chart). Der Crash erfolgte vom 15. bis
19. Oktober 1987.
Gleichzeitig erkennt man jedoch auch, dass ein Hindenburg-Omen auftrat,
ohne dass sich negativen Folgen für die Aktienmärkte ergaben. Das war z.B.
im Juli 1986 (siehe grünen Pfeil) der Fall.
Jetzt zur aktuellen Situation. Seit dem Jahr 2005 wurden ungewöhnlich
viele Signale generiert. Die meisten vor dem Hoch am 8. Mai 2006
(schwarzer Pfeil).
Jünger des Hindenburg-Omens nahmen damals an, dass es zu einem Crash
kommen würde. Das gleiche lässt sich für den September 2005 sagen (grüner
Pfeil). Damals kam es zwar zu einer Abwärtsbewegung, aber diese endete
bereits Mitte Oktober 2005. Die Signale vom Dezember 2005 und August 2006
erwiesen sich ebenfalls als Fehlsignale.
Nicht jedes Signal ist demnach ein Crash- oder Abverkaufs-Signal, aber es
gibt kaum ein Top, das nicht von einem Hindenburg-Omen begleitet wurde. Wir
werden die weitere Entwicklung in unserer handelstäglichen Frühausgabe eng
verfolgen.
Machen Sie sich selbst ein Bild.
Alle Hindenburg-Omen der vergangenen 40 Jahre präsentieren wir
übersichtlich in unserem Marktlabor, auf das im Rahmen eines Abonnements
(auch Probeabo) zugegriffen werden kann.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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