15. Dezember 2007
Verhalten von Anlageklassen in US-Rezessionen
In den USA wird die Ausformung einer Rezession immer wahrscheinlicher.
Seit dem zweiten Weltkrieg ist einer Inversion zwischen
US-Dreimonats-Anleihen und 10jährigen US-Anleihen in jedem einzelnen Fall
eine Rezession gefolgt. Den folgenden Chart hatten wir bereits in unserem
Jahresausblick für 2007 gezeigt.
Die roten Säulen bezeichnen Rezessionen
Aktuell setzt der „Kamineffekt“ ein, im englischen Sprachgebrauch auch „baerish
steepening“ genannt. Kurz vor und zu Beginn einer Rezession fallen die
Zinsen am kurzen und steigen die Zinsen am langen Ende, was zu einer
scharfen Ausweitung des Spreads führt. Aufgrund der steilen Ausformung der
Zinsstrukturkurve muss man davon ausgehen, dass sich die USA entweder
bereits im Dezember in die Rezession begeben haben oder sich spätestens im
Januar darin wiederfinden werden. Die Daten dürften diese Einschätzung im
Nachhinein bestätigen. Wenn dem sich ist, erscheint es sinnvoll, sich mit
dem Verhalten einzelner Anlageklassen in Rezessionen zu beschäftigen.
Nachfolgend zeigen wir das Verlaufsverhalten diverser wichtiger Märkte in
Rezessionen. Um diesen Chart überhaupt zeigen zu können, mussten wir die
Länge der Rezessionen auf eine Standard-Länge eindampfen bzw. ausdehnen.
Diese haben wir mit neun Monaten festgelegt, was in etwa der
durchschnittlichen Rezessionslänge entspricht. Wir haben dabei Wert darauf
gelegt, die Anfangs- und Endwerte zu erhalten. Zudem haben wir die
Rezession von 1973/74 herausgenommen. Sie verzerrt das Bild stark
zugunsten des Gold- und Silberpreises. Sie hätte alle anderen Rezessionen
überblendet.
Wir glauben, dass der nachfolgende Chart eine einigermaßen realistische
Einschätzung von Verläufen verschiedener Anlageklassen in Rezessionen
darstellt.
Aktien (blau): Man erkennt den typischen Verlauf. Aktien beginnen kurz
nach der Hälfte einer Rezession bereits wieder mit dem Anstieg.
Anleihen (rot): Der Zinsspike zu Beginn einer Rezession ist deutlich
erkennbar. Danach fallen die Zinsen wieder (Anleihen steigen). Das führt
letztendlich zur Verfügungstellung billigen Geldes, was den Markt gegen
Ende einer Rezession stimuliert.
Euro (grün): Der Euro gibt zu Beginn einer Rezession nach (Dollar steigt,
vielleicht aufgrund des Cash-Bedarfs der Unternehmen). Anschließend zieht
der Euro wieder an, nur um zum Ende einer Rezession zu fallen.
Gold (gelb): Der Goldpreis beginnt kurz nach dem Beginn einer Rezession
mit einer Ab-wärtsbewegung. Die Kurve verläuft analog zu den Aktien. Der
Goldpreis lag nur in drei der sieben Rezessionen seit 1960 zum Ende der
Rezession niedriger als zu Beginn.
Silber (grau) und Kupfer (braun): Die beiden Industriemetalle sind die
Verlierer einer Rezession. Während sich Silber gegen Ende einer Rezession
fängt, gibt Kupfer weiter nach. Der Silberpreis befand sich in vier der
sieben Fälle seit 1960 zum Ende einer Rezession niedriger als zu Beginn.
Der Kupferpreis lag in allen sieben Fällen zum Ende niedriger.
Fazit: Zu Beginn von Rezessionen fallen alle Anlage-Klassen (auch die
Anleihen). Die Anleihen sind etwa sechs Wochen nach Beginn einer Rezession
die erste Anlage-Klasse, die ein Comeback feiert. Zur Mitte der Rezession
folgt der Aktienmarkt. Erst zum Schluss wird der Rohstoffmarkt
interessant, wobei Gold (auch Silber) bereits früher attraktiv ist.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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