23. Februar 2008
Kreditderivate lassen ruhige Hand der
Fed zittern
"The
central bank needs to monitor credit spreads and other incoming data for
signs of financial market recovery and should be prepared to take back the
insurance once the recovery becomes clearly established,'' Fed Governor
Frederic Mishkin said in a Feb. 15 speech (Quelle: Bloomberg).
Ein Credit Default Swap (CDS) ist ein Kreditderivat zum Handeln von
Ausfallrisiken von Krediten, Anleihen oder Schuldnernamen (Definition
Wikipedia).
Die Bundesbank hatte in Ihrem Monatsbericht im Dezember 2004 alle Fakten
zum Thema Credit Default Swaps zusammengestellt.
http://www.bundesbank.de/download/volkswirtschaft/mba/2004/200412mba_cds.pdf
Darin heißt es u.a.: „Eine breitere Verteilung der Kreditrisiken
verbessert insgesamt die Fähigkeit des Finanzsystems, Schocks zu
absorbieren. Auf der anderen Seite kann die Entwicklung der CDS-Märkte
auch mit Risiken verbunden sein, etwa dann, wenn die Gefahr systemischer
Krisen auf Grund neu entstandener Ansteckungskanäle zunimmt. Eigene
Untersuchungen deuten darauf hin, dass die CDS-Märkte durch die schnellere
Verarbeitung neuer Marktinformationen gegenüber den Anleihemärkten eine
Preisführerschaft aufweisen und einen deutlichen Vorlaufcharakter vor
Kreditwürdigkeits-Herabstufungen durch Ratingagenturen haben.“
Der iTraxx® Europe 5-year Index bildet ein gleichgewichtetes Portfolio der
125 liquidesten europäischen Referenzschuldner für Credit Default Swaps (CDS)
im Investment Grade-Bereich ab (Investment Grade = gute Bonität). Ein ETF,
der diesen Index nachbildet, wurde von der Deutschen Bank begeben.
Nachfolgend bilden wir den Verlauf des ETF gemeinsam mit dem Verlauf des
S&P 500 ab.
Man erkennt, dass der Index und der S&P 500 seit Juli in etwa parallel
verlaufen (Man hätte auch den EuroStoxx anstelle des S&P 500 nehmen
können). In jüngster Zeit - seit Anfang Februar - ist der Gleichlauf
jedoch gestört. Während sich der S&P 500 in einer Seitwärtsbewegung
befindet, stürzt der ITRAXX-ETF ab. Das bedeutet, dass sich der Credit
Default Swap Index und damit die Versicherung von Konkursrisiken
verteuern. Die Marktteilnehmer glauben, dass Unternehmen zunehmend
Schwierigkeiten haben, ihre Kredite zu bedienen. Einige Brokerhäuser
halten es für sehr wahrscheinlich, dass sich die Differenz zwischen der
offensichtlichen Erhöhung der Kreditrisiken auf Unternehmensebene und dem
Aktienmarkt nicht lange wird halten können. Zumindest das Januar-Tief
sollte an den Aktienmärkten nochmals getestet werden.
Der
Umstand, dass Fed-Präsident Mishkin einen besonderen Wert auf die
Beobachtung von Credit Spreads und damit auf den CDS-Markt legt, ist
bezeichnend. Solange sich diese Risiken offensichtlich weiter vergrößern,
dürfte die Fed die Zinsen weiter senken bzw. im Bereich von 2,0 bis 2,5
Prozent belassen. Sollten sich die Risiken jedoch vermindern, würde
wahrscheinlich auch der Leitzins schnell wieder angehoben werden. Über
diese Anhebung denkt die Fed momentan offen nach (siehe den folgenden
Link), schon um den offensichtlichen Inflationsrisiken zu begegnen.
http://www.bloomberg.com/apps/news?pid=20601109&sid=aIYk0W9vfTh0&refer=home
Das zeigt, dass die „ruhige Hand“ der Fed nicht mehr existiert. Die Fed
wird aggressiv in jede Richtung gehen, in die der Markt sie drängt. Damit
dürfe eine hohe Volatilität und Nervosität an den Aktienmärkten für das
Restjahr gesichert sein.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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