19. April 2008
Anlageklassen im Gleichklang
Die Finanzkrise begann im Juni 2007 mit der Schieflage zweier
Subprime-Fonds des damaligen Brokerhauses Bear Stearns. Seitdem bewegen
sich Renditen, Aktien und Währungen in einem zuvor nicht zu beobachtenden
Gleichklang. Die Korrelation zwischen dem Dollar/Yen und der Rendite
10jähriger US-Anleihen beträgt nahezu 100 Prozent.
Man erkennt auf dem Chart die gleichzeitige Ausbildung eines Doppeltopps
im Juni/Juli 2007 (schwarzer Pfeil). Danach erfolgten alle Auf- und Abs im
Gleichschritt. Die enge Korrelation zwischen Dollar/Yen und der Rendite
der 10jährigen US-Staatsanleihen ex-istiert mit kleineren Unterbrechungen
seit dem Beginn des Bullenmarktes im Jahr 2003.
Die niedrigen Renditen
in Japan und die noch immer vergleichsweise höheren Renditen in den USA
lassen die Ausführung des Carry-Trades zu. Dabei wird ein Kredit in Japan zu
einem niedrigen Zinssatz aufgenommen und in - höhere Zinsen abwerfende -
US-Staatsanleihen investiert. Neben der Zinsdifferenz streicht der
Investor bei steigendem US-Dollar zusätzlich den Währungsgewinn ein.
Der von Juni 2007 bis März 2008 fallende Dollar/Yen bedeutete hingegen,
dass Carry Trades abgebaut wurden und allgemein das Risiko zugunsten der
Sicherheit geopfert wurde. Fallende Aktienkurse waren die Folge.
Noch stärker ist diese Korrelation zwischen dem Währungspaar Euro/Schweiz
und dem S&P 500 zu erkennen.
Bei fallenden Aktienmärkten ist der Franken stärker nachgefragt als der
Euro, bei steigenden Aktienmärkten ist dies umgekehrt. Diese enge
Korrelation besteht bereits seit zehn Jahren. Auch hier bietet sich der
Carry-Trade, in dem die „Hochzinswährung“ Euro gekauft und die
Niedrigzinswährung Schweizer Franken verkauft wird, als Erklärung an.
Fazit: Die Beispiele zeigen, wie eng derzeit die Anleihen, Aktien- und
Währungsmärkte miteinander korrelieren. Es ist sozusagen „alles ein Senf“.
Man sollte jedoch nicht darauf setzen, dass diese Vereinheitlichung
unbegrenzt anhält. Der Punkt, an dem die Anlageklassen zu eigenen Wegen
zurückfinden, erfordert eine Neu-Interpretation. Beispielsweise bieten
steigende Zinsen gerade in Finanzkrisen keine optimalen Voraussetzungen
für steigende Aktienmärkte. Wir verfolgen die genannten
Intermarket-Entwicklungen laufend in unserer Tagesausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
P.S. Ein kostenloses 14tägiges Schnupperabonnement erhalten Sie unter
www.wellenreiter-invest.de
|