7. Juni 2008
Blitz und Donner mit Hindenburg-Omen
In den vergangenen Wochen hatte man das Gefühl, dass der Aktienmarkt einen
verspäteten Winterschlaf absolvieren würde: Es ging seitwärts, das Volumen
war weg, Extrema wurden nicht registriert. Diese Periode wurde am Freitag
mit Blitz und Donner beendet: Ein Hindenburg-Omen formte sich, es wurde
ein Tag mit 90%-Abwärtsvolumen registriert und die Volatilität schoss um
mehr als 25 Prozent nach oben.
Ein
Hindenburg-Omen trat zuletzt am 8. November vergangenen Jahres auf. Damals
wurden zwischen dem 1. und 8. November an fünf von sechs Handelstagen
Hindenburg-Omen registriert. Für die Aktienmärkte bedeutete diese Serie
ein negatives Vorzeichen. Vor gut einem Jahr haben wir in einer
Wochenend-Kolumne das Hindenburg-Omen ausführlich erläutert:
http://tinyurl.com/5u86xj
Bisher
steht das gestrige Signal allein. Wichtig erscheint zu erwähnen, dass das
Auftreten einer Serie von Hindenburg-Omen die Wahrscheinlichkeit für eine
Abwärtsbewegung an den Aktienmärkten signifikant erhöht. Ein einzelnes
Signal wie aktuell kann, muss aber nicht relevant sein. Sollte der
Aktienmarkt in der kommenden Woche weiter fallen, ist die Chance auf
weitere Hindenburg-Omen gering. Die Bedingung, dass der NYSE-10-Wochen-GD
steigt, kann dann nicht mehr erfüllt werden.
Am
Freitag betrug das Abwärtsvolumen an der NYSE 92,2 Prozent vom
Gesamtvolumen. Solche Tage sind signifikant, da sie häufig eine
Kapitulationsbewegung anzeigen.
Seit Beginn der Finanzkrise (Juni 2007)
wurden 22 solcher Tage registriert. Zum Vergleich: In den Jahren 1990 bis
1999 traten insgesamt 24 Tage mit 90% Abwärtsvolumen auf. Dies zeigt, dass
die Bereitschaft, die Strategie über den Haufen zu werfen und zu
kapitulieren, stark gewachsen ist. Dies mag mit dem Wachstum der Hedgefonds
und der Modeerscheinung der Long-/Short-Strategien zusammenhängen. Die
Fonds-Politik der ruhigen Hand ist in den 90er Jahren auf der Strecke
geblieben. Hektisches Hin- und Her macht Taschen leer.
Am Freitag kam es im S&P 500 zu einem
Vola-Sprung. Die implizierte Volatilität auf den S&P 500 stieg um 26,5
Prozent.
In der aktuellen Dekade wurde ein solcher
Vola-Sprung bisher sechsmal registriert, davon fünfmal seit dem Jahr 2006.
Interessant ist, dass der Vola-Sprung in drei Fällen - einschließlich des
aktuellen - an einem niedrigeren Hoch zustande kam (grüne Pfeile obiger
Chart). Folgt der aktuelle Verlauf seinen beiden Vorgängern, so wäre eine
Fortsetzung der Abwärts- und Kapitulationsbewegung in den kommenden Tagen
zu erwarten. Dafür spricht auch eine relativ geringe Put-Call-Ratio. Diese
zeigt an, dass die Absicherungen noch nicht hochgefahren wurden. Verfolgen
Sie unsere Indikatoren - einschließlich der hier gezeigten - in unserem
Aboraum.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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