05. Juli 2008
Der Bär auf Weltreise
Lassen
Sie uns mit dem Finger auf der Landkarte einen Blick auf die Börsen der
Welt werfen. Beginnen wir bei unserem nordwestlichen Nachbarn
Großbritannien, wo der Aktienmarkt nicht nur wegen „Northern Rock“ wie ein
Stein gefallen ist. Der Verlust im FTSE beträgt mittlerweile 20 Prozent.
Bei
uns daheim sieht es ähnlich aus. Auch der DAX befindet sich mit einem
Minus von knapp 21 Prozent bereits im Bärenmarktterritorium.
Wer
glaubt, dass diese Verluste zu den größten Verlusten von Leitindizes
europäischer Börsen zählen, der irrt. In Wien und Madrid türmen sich die
Verluste bereits auf 25 Prozent, in Zürich und in Paris auf 30 Prozent, in
Brüssel und in Mailand auf 35 Prozent. Den Vogel schießen Athen und
Istanbul mit einem Verlust von fast 40 Prozent seit dem Herbst 2007 ab.
Die rohstoffreichen Länder Russland und Norwegen verfügen dagegen über
stabile Aktienmärkte.
Hinüber von Europa auf den indischen Subkontinent. Der Verlauf des
indischen Leitindex Sensex an der Bombay Stock Exchange ähnelt dem Verlauf
des Nikkei Index Anfang der 90er Jahre.
Seit
dem Hoch Anfang Januar 2008 hat der Sensex mehr als 35 Prozent verloren.
Alle
Angaben zu den Verlusten an den ausländischen Börsen sind nicht
währungsbereinigt. Für den Europäischen Anleger sind die Verluste an den
außereuropäischen Börsen aufgrund der Stärke des Euro prozentual meist
noch höher als auf den Charts angezeigt.
Der
Finger auf der Landkarte bewegt sich weiter nach Osten, vom bald
bevölkerungs-reichsten Land der Welt (Indien) zum noch
bevölkerungsreichsten Land der Welt, nach China. In Shanghai ist die Blase
noch aufgeblasener als in Indien. Der Verlust im Shanghai Composite Index
beträgt mittlerweile 56 Prozent. Hier ist ein direkter – sogar nominal
richtiger – Vergleich mit dem Nasdaq Index aus den Blasenjahren 1999/2000
angebracht.
Danach
würde sich die Abwärtsbewegung zwar langsam abschwächen, wäre aber
keinesfalls beendet. Der Nasdaq 100 Index verlor übrigens vom Top mehr als
82 Prozent.
Insgesamt halten sich die Verluste in Asien auf europäischem Niveau.
Südkorea, Japan, Malaysia und Singapur liegen bei 25 Prozent, in Manila
und Hongkong beträgt der Verlust 35 Prozent. Asien ist demnach von der
Finanzkrise ähnlich betroffen wie die europäischen Märkte.
Hinüber über den Pazifik nach Nordamerika. Hier hat der Dow Jones Index
die „Bärenmarkt-Marke“ von 20% knapp nach unten überwunden. Die Börse des
rohstoffreichen nördlichen Nachbarn Kanada spielt gegen den
internationalen Trend. Sie hat im Juni 2008 ein neues Allzeithoch erzielen
können. Fast das gleiche gilt für das Öl-Land Mexiko, wo im Juni ein neues
Allzeithoch nur knapp verfehlt wurde.
Weiter
südlich läuft es an den Börsen noch recht rund. Argentinien und Brasilien
haben die Marke von 20 Prozent Minus noch nicht unterschritten. Beide
Märkte zeigen jedoch seit Anfang Juni Schwäche.
Weiter
geht es von Argentinien quer über die Antarktis zum fünften Kontinent. In
Australien kühlt sich der Aktienmarkt nach der seit 2003 laufenden Hausse
deutlich ab. Das Minus seit dem Hoch im Oktober 2007 beträgt 26 Prozent.
Auch an der neuseeländischen Börse ist nicht mehr alles in Butter: Das
Minus beläuft sich auf 28 Prozent.
Hier
endet unsere Reise über die Kontinente. Als Fazit lässt sich feststellen,
dass
1.
die
weltweiten Aktienmärkte fast allesamt in Bärenmärkten befinden;
2.
der
chinesische Aktienmarkt (und auch der indische) einer Blase gleicht und
3.
die
Aktienmärkte der rohstoffreichen Länder sich noch in einer Hausse
befinden, aber bereits erste Schwächen zeigen.
Nicht nur die internationalen Charts, sondern auch viele wenig übliche,
aber aussagekräftige Marktindikatoren lassen sich mit Hilfe unseres
Abo-Services verfolgen.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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