19. Juli 2008
Banken plus 35 Prozent – geht’s so
weiter?
Der
US-Banken-Index konnte seit Dienstag um 35 Prozent zulegen. Das klingt
imposant. Wir hatten in der Ausgabe vom vergangenen Wochenende auf ein
mögliches Zwischentief hingewiesen. Nicht vergessen sollte man aber zwei
Dinge. Erstens gab es eine solche Rallye schon mal diesem Jahr, und zwar
im Januar. Damals konnte der US-Banken-Index (BKX) knapp 30 Prozent
innerhalb von neun Handelstagen zulegen. Zweitens wurde der Verlust vom
Hoch im Februar 2007 von 60 Prozent (Dienstag) auf jetzt 48 Prozent
reduziert. Das bedeutet, dass diejenigen, die den Finanzwerten von oben
herab treu geblieben sind, ihren Verlust in den letzten Tagen lediglich um
12 Prozent reduzieren konnten.
Charttechnisch gerät der Index jetzt in eine Kampfzone, in der mit
erheblichen Widerständen zu rechnen ist. In diesem Bereich finden sich die
Tiefs der Jahre 1998, 2000, 2002 und 2003. Die Zone ist auf dem folgenden
Chart grau gekennzeichnet.
US-Banken-Index Monatschart
Es mag
jedermanns Phantasie überlassen bleiben, inwieweit man glaubt, dass diese
Zone kein Problem darstellen wird. Aus charttechnischer Sicht lässt sich
nichts anderes anmerken, als dass eine Überwindung dieser Zone nur mit
sehr viel Kaufdruck gelingen kann. Die Shorties sind jetzt weitgehend
eliminiert, der Kaufdruck muss demnach ein echter sein (Longseite). Den
Käufern muss auch der Glaube innewohnen, dass die Finanzkrise im Tal
angekommen ist und auch eine US-Rezession vermieden werden kann. Zudem
muss die Angst vorhanden sein, dass ein Fondsmanager, der jetzt nicht
kauft, unweigerlich von den Fondszeichnern und/oder bei den Bonuszahlungen
am Jahresende abgestraft wird (= Kaufpanik).
Wie
viel Überzeugung ist im Markt vorhanden? Anders als beispielsweise im März
2003 kam es vor dem Tief vom Dienstag nicht zu einer Kapitulation. Im März
2003 wurde - einen Tag vor dem Tiefpunkt - an der NYSE ein Tag mit einem
Abwärtsvolumen von 95% registriert (= Kapitulation). Fünf Tage später kam
es zu einem Tag mit einem Aufwärtsvolumen von 93%. Jener Tag bedeutete,
dass die Longseite ab sofort im Fahrersitz saß. Die Shortseite wurde in
den Kofferraum verbannt.
Heute
erreichen die Märkte solche Werte weder auf der Abwärtsseite noch auf der
Aufwärtsseite (jedenfalls bisher). Das Tief fand damals wie heute an einem
Dienstag statt, was aufgrund der häufigen Funktion des Dienstag als „Turnaround
Tuesday“ nichts Ungewöhnliches ist.
Am Montag nach dem
2003er-Tief ereignete sich ein 90%-Aufwärtstag.
Würde sich die Parallele zu 2003 tatsächlich fortsetzen, so müsste am
jetzigen Montag (21.07) ebenfalls ein solcher 90%-Aufwärtstag (=
„Kauf–Panik“) erfolgen. Solange kein Kauf-Panik-Tag notiert wurde, halten
wir die Überzeugung auf der Long-Seite nicht für hoch genug, um die für
eine Fortsetzung der Rallye benötigten Anschlusskäufe zu generieren.
Es ist
unschön, dass der Nasdaq-Index am Freitag nicht performte. Die Gefahr der
Ausbildung einer Schulter-Kopf-Schulter-Formation kommt jetzt ins Spiel.
Nasdaq 100 Future Tageschart
Fazit:
Der Anstieg der Banken ist bisher beeindruckend. Charttechnisch gerät der
Banken-Index bald in ein Widerstands-Minenfeld. Eine Kauf-Panik gab es
bisher im breiten Markt nicht. Der Nasdaq 100 muss die Ausbildung einer
SKS vermeiden, damit es nicht sofort zu weiterer Marktschwäche kommt.
Verfolgen Sie unsere Markteinschätzung im Rahmen unserer handelstäglichen
Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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