20. September 2008
Multijahres-Zinstief erzielt
Am vergangenen Dienstag notierte der
Zinssatz für 30jährige US-Staatsanleihen kurz-zeitig bei 3,89 Prozent und
damit auf einem Niveau, das zuletzt vor genau 50 Jahren (im August 1958)
erreicht wurde. Nachfolgend ein Chart der Rendite 30jähriger
US-Staatsanleihen seit 1978.
Die US-Regierung und die Fed haben in
diesen Tagen beschlossen, die gigantischen Verluste der Privatwirtschaft
zu verstaatlichen. Insgesamt dürften die Kosten des Programms die
Eine-Billion-Dollar-Grenze überschreiten. Zum Vergleich: Das
Brutto-inlandsprodukt der USA beträgt etwa 14 Billionen, die
Staatsverschuldung etwa 9 Billionen US-Dollar.
Der sog. „Greenspan-Put“, der die
Absicherung des Aktienmarktes in Crash- und Abver-kaufssituationen mit
Hilfe von Zinssenkungen und zur Verfügung-Stellung von Liquidität
bedeutete, wird durch Paulsons und Bernankes Eingriff weit in den Schatten
gestellt.
Kann eine solche Aktion gelingen, ohne
einen Preis dafür zahlen zu müssen? Die Risiken sind ja nicht weg, sondern
wurden lediglich von der Privatwirtschaft in die öffentliche Hand
transferiert. Der plötzliche Wegfall der Risikoprämie, die auf den
Aktienmärkten lastete, hilft insbesondere den Finanzunternehmen. Jetzt
lastet die Risikoprämie dort, wo der Staat an den Finanzmärkten beteiligt
ist: Auf den US-Anleihen und damit auch auf dem US-Dollar. Der Cash-Bedarf
der Privatunternehmen verringert sich, während sich der Kapitalbedarf der
öffentlichen Hand vergrößert. Marktteilnehmer, die ihr Geld in
US-Treasuries anlegen, werden die Risikoprämie einfordern. Das bedeutet
steigende Zinssätze über alle Laufzeiten. Gleichzeitig wird der US-Dollar
durch steigende Zinsen unattraktiver. Steigende Zinsen sind für die
US-Konjunktur Gift.
Damit dürfte sich der mehr als 200 Jahren
geltende 30-Jahres-Zinszyklus ein weiteres Mal erfüllen.
Wir
gehen mit hoher Wahrscheinlichkeit davon aus, dass die lang laufenden
Zinssätze der US-Staatsanleihen am vergangenen Dienstag ein 50-Jahres-Tief
markiert haben, das für die kommenden Jahre (und vielleicht sogar
Jahrzehnte) Bestand haben dürfte. Folgen Sie unseren Analysen in unseren
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Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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