18. Oktober 2008
Weltfinanzretter auf Talfahrt
Blickt man auf die internationalen Indizes, so fragt man sich, ob schon
Länder-Leitindizes existieren, die Ihr Bärenmarkttief von 2002/03
unterboten haben. Der DAX ist davon noch mehr als 2.500 Punkte entfernt.
Der italienische Leitindex MIBTEL bietet bereits ein anderes Bild: Er hat
das Tief von 2002 in der vergangenen Woche auf Schlusskursbasis
unterboten.
Angeblich sollen die Wochenmärkte in den großen Städten wie Rom oder
Mailand bereits deutlich schwächer besucht sein, weil die Italiener ihren
Konsum einschränken müssen. Berlusconi versucht verzweifelt, die Alitalia
an Lufthansa oder Air France zu verhökern. Man kann nur hoffen, dass die
Lufthansa hier genau nachrechnet. Die Kombination aus hoher
Staatsverschuldung in Kombination mit einer Rezession dürfte im kommenden
Jahr zu einem italienischen Haushaltsdefizit von 5,5% führen, so Analysten
der UBS. Wer erinnert sich noch an die Maastricht-Grenze von 3 Prozent?
Der Zinssatz für 10jährige italienische Staatsanleihen befindet sich bei
mehr als 70 Basispunkten (= 0,7 Prozentpunkte) oberhalb der entsprechenden
deutschen Staatsanleihen. Der Spread ist damit so hoch wie noch nie seit
Einführung des Euro.
Derweil streiten sich die europäischen Staatschefs darum, wer sich mit dem
Titel „Weltfinanzretter“ brüsten darf
http://tinyurl.com/5cdkbo.
Spätestens dann, wenn die IWF-Leute in die Euro-Zone einrücken –
wahrscheinlich zuerst nach Italien -, dürfte Sarkozy, Brown und den
anderen Staatslenkern das Lachen vergehen. Im kommenden Jahr dürfte die
Schwäche Italiens zu Verwerfungen innerhalb der EU führen. Man wird dann
sehen, wie weit sich jeder selbst der nächste ist und wie weit die
Solidarität untereinander hält. Der Euro steht vor einer echten
Bewährungsprobe, weil die Ungleichgewichte im Rahmen der Finanzkrise immer
stärker hervortreten werden.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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