07. März 2009
Wünschenswert: Ein Ende mit Schrecken
Wenn ich einen Wunsch frei hätte, dann würde ich den großen Bären bitten,
jetzt gleich das zu machen, war er wahrscheinlich ohnehin vorhat: Nämlich
den Dow Jones Index in Richtung 4.000 Punkte fallen zu lassen. Aktuell
befindet sich der Dow Jones Index bei etwa 6.500 Punkten.
Warum hat der große Bär dies vor? Zwei Gründe sprechen dafür: Erstens
beträgt der reale Verlust des Dow Jones Index in den bisherigen fünf
großen Bärenmärkten seit 1800 durchschnittlich 73 Prozent. 4.000 Punkte im
Dow bedeuten einen Verlust von mehr als 70% vom Hoch. Wir haben diesen
Wert auf dem nächsten Chart eingezeichnet.
Zweitens rutscht das Kurs-Gewinn-Verhältnis auf dem Tiefpunkt großer
Bärenmärkte regelmäßig unter 10. Da das normale Kurs-Gewinn-Verhältnis für
den S&P 500 bald nicht mehr berechenbar sein wird - die Gewinne brechen
weg, hilft die Betrachtung des KGV10 (Definiton: aktueller Kurs des S&P500
durch den durchschnittlichen Gewinn der vergangenen zehn Jahre; nach Prof.
Robert Shiller). Das aktuelle KGV10 befindet sich im Bereich von 13. Bei
einem Stand des S&P 500 von etwa 430 Punkten (entsprechend etwa Dow 4.000)
würde sich das KGV10 bei etwa 8,6 befinden. Das wäre ein für ein Tief
eines großen Bärenmarktes akzeptabler Wert. Wir haben ein solches Szenario
auf dem folgenden Chart vorweggenommen.
Zugegeben: Ein weitere Fortsetzung der schnellen Abwärtsbewegung würde
einen großen Scherbenhaufen hinterlassen – mit allen Konsequenzen bis hin
zu einer möglichen Währungsreform. Aber würden weitere fünf Jahre
Bärenmarkt die Menschen nicht noch deutlich mehr ausmergeln, noch deutlich
mehr Hoffnungen zerstören und die Wirtschaft noch viel härter treffen?
Wenn es wahrscheinlich ist, dass das KGV unter 10 und der Dow in die Nähe
der 4.000-Punkte-Marke fallen muss, bevor der Bärenmarkt beendet ist:
Sollten wir uns für die nachfolgenden Generationen nicht wünschen, dass
sie die Möglichkeit erhalten, bereits 2009 und nicht erst 2013 oder 2014
mit dem Wiederaufbau beginnen zu können? Lieber ein Ende mit Schrecken als
ein Schrecken ohne Ende.
Aber so einfach und zeitnah entlässt „Mr. Market“ die Finanz- und
Realwirtschaft wohl nicht aus seinen Fängen. Ein in Kürze beginnender,
nicht nachhaltiger Anstieg mit einer anschließenden, mehrjährigen
Fortsetzung des Bärenmarktes in den nächsten Jahren erscheint nach wie vor
als die wahrscheinlichere Alternative.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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