30. Mai 2009
Zinsstruktur unterstützt Goldpreis
Aktuell ist die US-Zinsstrukturkurve sehr steil. Einem Zinssatz von 0,13
Prozent bei den 3-monatigen US-T-Bills steht ein Zinssatz von 3,47 Prozent
bei den 10jährigen US-Staatsanleihen gegenüber. Das bedeutet eine
Zinsspanne von 3,34 Prozent. In der Spitze betrug die Zinsspanne in der
vergangenen Woche 3,60 Prozent.
Eine solch steile Zinsstrukturkurve ergibt sich immer dann, wenn die
Erwartungshaltung der Bonds-Händler auf den wirtschaftlichen Aufschwung,
aber auch auf Inflation ausgerichtet ist. Beides ist kaum voneinander zu
trennen: Steigende Inflationsraten sind ein immerwährender Begleiter
wirtschaftlicher Aufschwungphasen. Die Bonds-Trader verkaufen in diesem
Fall Anleihen, weil sie wissen, dass steigende Inflationsraten ihre
Real-Renditen schmelzen lassen.
Welche Auswirkung hat eine steile Zinsstrukturkurve (hohe Zinsspanne) auf
den Goldpreis? Seit Beginn der 70er Jahre ist der Goldpreis nicht mehr
staatlich festgeschrieben. Er kann demnach auf die Marktkräfte reagieren.
Die nachfolgende Grafik veranschaulicht den Zusammenhang.
Wie der Chart zeigt, wirkt eine hohe Zinsspanne auf den Goldpreis
unterstützend (siehe Pfeil). Hohe Inflationserwartungen – und nichts
anderes drückt eine steile Zinsstrukturkurve aus – beeinflussen den
Goldpreis positiv.
Der Verlaufsvergleich zwischen Gold in US-Dollar und Gold in Euro zeigt,
dass Gold in Euro den Anstieg des Goldpreises in US-Dollar aktuell nicht
nachvollzieht.
Auch Gold in Yen, Franken oder Rand vollziehen den Preisanstieg nur in
geringem Maße mit. Dieses Verhalten ist der aktuellen Schwäche der
US-Währung gegenüber fast allen anderen Währungen geschuldet.
Fazit: Solange sich der Goldpreisanstieg auf den US-Dollarraum beschränkt,
sollte man nicht von einer herannahenden globalen Inflation
oder gar Hyperinflation sprechen. Wenn überhaupt, sollte man derartige
Aussagen auf den Dollar-Raum beziehen. Die US-Zinsstrukturkurve zeigt eine
deutlich gestiegene Inflationserwartung an. In der Vergangenheit
unterstützten derartige Erwartungen eine Aufwärtsbewegung des Goldpreises
in US-Dollar.
Verfolgen Sie das Marktgeschehen in
unserer handelstäglichen Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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