13. Juni 2009
Kaufen, wenn die Welt untergeht
„Für heute ist der Untergang der Welt prophezeit worden. Der Collmbergwirt
macht in einer Anzeige bekannt, daß vom Berge aus der Untergang gut zu
beobachten ist, und veranstaltet aus diesem Anlaß ein Konzert“ (aus der
Chronik der Stadt Mügeln/Sachsen). Aus einem Ort in Sachsen-Anhalt ist
überliefert, dass sich die Menschen vor einer Kirche einfanden, um dem
Ende – das für 3 Uhr vorausgesagt worden war – entgegenzusehen. Als nichts
passierte, seien die Leute wüst drohend und schimpfend wieder nach Hause
gegangen.
Man schrieb den 13. Juni 1857.
Zu jenem Zeitpunkt erreichte die erste Weltwirtschaftkrise ihren
Höhepunkt. Der Glaube an den Weltuntergang war weit verbreitet. „Ein Komet
würde auf die Erde herabstürzen. Angeblich erlitten Frauen damals
Fehlgeburten und geschäftstüchtige Scharlatane verkauften eine spezielle
Kometen-Schutzkleidung sowie besondere Kometen - Versicherungen“
(Taunuszeitung 12. Juni 2009).
Auf dem nachfolgenden Chart des zurückgerechneten Dow Jones Index sind die
drei großen bisherigen Weltwirtschaftskrisen verzeichnet.
Es mag Zufall sein, dass just im Jahr 1857 ein wichtiges Aktienmarkttief
markiert wurde. Aber wir haben uns den zurückgerechneten Verlauf weiterer
- in dem Zeitungsartikel erwähnten - angeblicher Weltuntergangsjahre
(nämlich 1827 und 1843) angesehen. Auch in jenen Jahren wurden an den
US-Aktienmärkten jeweils wichtige Tiefpunkte verzeichnet.
Ein Sprung in die Aktualität: Googelt man unter „Weltuntergang 2012“, so
kommt die Suchmaschine auf immerhin 20.000 Ergebnisse; der Begriff „Apocalypse
2012“ bringt es auf mehr als 700.000 Resultate. Immer wieder als
Weltuntergangsdatum wird der 21. Dezember 2012 genannt.
Während in Bullenmärkten Weltuntergangsszenarien meist wenig Beachtung
finden, ist die Psyche vieler Anleger in Bärenmärkten angeschlagen. Der
Glaube an die Fähigkeiten von Wirtschaftsführern und Politikern schlägt in
Besorgnis, Angst und Zynismus um. Je länger eine Krise andauert, desto
stärker setzt sich bei Menschen und Medien eine pessimistische
Grundeinstellung durch (man denke nur an den Business-Week-Artikel namens
„Der Tod der Aktien“ Ende der 1970er Jahre). Die aktuelle Weltfinanzkrise
begann im Oktober 2007; sie ist nicht einmal zwei Jahre alt. Es käme einem
Wunder gleich, wenn eine derart dramatische Krise bereits nach derart
kurzer Zeit beendet sein würde.
Im Jahr 2012 würde die Krise ein Alter von fünf Jahren erreichen: Dies
würde einer realistischen Zeitspanne entsprechen. Sollten sich bis dahin
keine nennenswerten Verbesserungen einstellen, würde der Zermürbungsgrad
der Anleger bis dahin recht hoch sein. Man sollte auch berücksichtigen,
dass in Krisenzeiten die Dinge, die schiefgehen können, dazu neigen,
tatsächlich auch schiefzugehen. Die Folgeerscheinungen großer
Weltwirtschaftskrisen (US-Sezessionskrieg, 2. Weltkrieg) sind ja bekannt.
Momentan stehen - als übergeordnete Themen - Nordkorea oder auch die
Schweinegrippe auf der Tagesordnung.
Ein Tief in 2012/13 klingt daher plausibel. Zudem würde ein solches Tief
den Verlauf unseres Blasenmusters bestätigen (siehe Kreis folgender
Chart).
Danach würde das Jahr 2009 als ein durchaus passables Aktienmarktjahr in
die Geschichtsbücher eingehen. Anschließend würde es zu einer
Wiederaufnahme und Verstärkung der Krisensituation kommen.
In Abwandlung des Rothschild-Spruchs „Kaufen, wenn die Kanonen donnern“
heißt es möglicherweise Ende 2012: „Kaufen, wenn die Welt untergeht“!
Verfolgen Sie die Finanzmarktsituation in unserer handelstäglichen
Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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