17. Oktober 2009
Dollar-Sturzflug noch nicht vorbei
„Es
ist eine alte Weisheit, dass die weltweiten Kapitalströme in einem
bullischen globalen Finanzumfeld überwiegend in spekulativer Manier
angelegt werden, während in einer bärischen Phase der „sichere Hafen“
bevorzugt wird. Als sicherer Hafen gelten beispiels-weise die
Staatsanleihen der meisten Industrieländer oder Währungen wie der
Schweizer Franken oder Edelmetalle wie Gold oder Silber.“
So begannen wir unsere Wochenend-Kolumne vom 4. August 2007 mit dem Titel
„US-Dollar-Index akut absturzgefährdet“.
http://tinyurl.com/nzmth8
Tatsächlich fiel der US-Dollar-Index (US-Dollar
gegen einen handelsgewichteten Währungskorb, der vornehmlich aus Euro, Yen
und britischem Pfund besteht) anschließend weitere acht Monate, bevor er
im Bereich von 71 Punkten einen Boden fand.
Welche Rolle das Sentiment bei den Währungen spielt, ist dem folgenden
Chart zu entnehmen. Am 26.11.2007 erschien der Spiegel mit einem
brennenden und zu einem Flugzeug gefalteten US-Dollar-Schein.
Selten schafft es die Welt-Leitwährung auf das Titelbild eines wichtigen
Nachrichten-magazins. In Extremsituationen wie Ende 2007/Anfang 2008
gelang dies genauso wie Anfang 1985, als der US-Dollar ein seit 25 Jahren
bestehendes Verlaufshoch erzielte.
Aktuell befindet sich der US-Dollar-Index unterhalb der wichtigen Marke
von 80 Punkten; der seit März laufende Abwärtstrend ist intakt.
Die US-Inflationsrate betrug im September minus 1,5 Prozent gegenüber dem
Vorjahres-monat. Angesichts des Basiseffekts und des anziehenden Ölpreises
muss für die kommenden Monate mit steigenden Inflationsraten gerechnet
werden. Dies dürfte den Realzins am langen Ende deutlich nach unten
drücken. Im 10jährigen Bereich rechnen wir mit einem US-Realzins von etwa
zwei Prozent zum Ende dieses Jahres (nach mehr als fünf Prozent im Juli).
Anmerkung: Selbst wenn der Zinssatz für 10jährige US-Anleihen bis zum
Jahresende auf vier Prozent steigen sollte, würde der Realzins auf 2,5
Prozent fallen.
Ein fallender Realzins schreckt
potentielle Investoren ab und erhöht tendenziell den Druck auf die
Währung. Die zunehmende Risikoaversion der Anleger führt zu einer
forcierten Auflösung von Carry-Trades und damit zu einem steigenden Yen,
was den US-Dollar zusätzlich unter Druck setzt. Ein fallender Realzins
spricht demnach für eine Beibehaltung der Dollar-Schwäche.
Gemäß unserem Blasenverlaufsmuster befindet sich der US-Dollar Index im
achten Jahr nach dem Platzen der Dollar-Blase in 2001. Konsistent mit
diesem Muster war das Hoch im siebten Jahr (2008).
Ebenfalls konsistent mit dem Muster wäre ein Tief im achten Jahr
(orangefarbene Linie obiger Chart). Nach dem Blasenverlaufsmuster würde
als Tiefpunkt ein Tag in der zweiten März-Woche in Frage kommen. Erweitern
wir diese Zeitraum auf Mitte Februar bis Anfang April, so dürfte man damit
eine recht hohe Wahrscheinlichkeit für ein Dollar-Tief erfassen. Im
Umkehrschluss bedeutet dies, dass viele Rohstoffe (u.a. die Edelmetalle)
in den kommenden Monaten ein weiterhin günstiges Umfeld vorfinden sollten.
Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen
Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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