07. November 2009
US-Arbeitslosigkeit nähert sich vorläufigem Hochpunkt
Seit dem Jahr 1995 wird vom US-Arbeitsministerium eine Statistik geführt,
die als „alternative Arbeitslosenquote“ bezeichnet wird. Sie enthält –
neben den offiziell Arbeitslosen – auch diejenigen, die momentan nicht
arbeiten und nicht auf Arbeitssuche sind, obwohl sie sich in der jüngeren
Vergangenheit immer wieder nach Jobs erkundigt haben. Zudem enthält sie
die Arbeitnehmer, die Teilzeit arbeiten müssen, obwohl sie Vollzeit
arbeiten wollen.
Während die reguläre US-Arbeitlosenquote im Oktober auf 10,2 Prozent
stieg, befindet sich die alternative US-Arbeitslosenquote (roter Verlauf)
im Oktober bei 17,5 Prozent.
Diese Quote erscheint auch deshalb wichtig, weil ja nicht nur die
tatsächlich Arbeitslosen, sondern auch diejenigen, die nur Teilzeit
arbeiten dürfen - obwohl sie üblicherweise auf Vollzeitarbeit angewiesen
sind - das Konsumverhalten in den USA insgesamt negativ beeinflussen.
Jedoch stellt sich die folgende Sentiment-Frage: Diese Daten sind seit
1995 rückwirkend ab dem Jahr 1994 Bestandteil der offiziellen
US-Statistik. Sie werden jedoch erst in dieser Situation von Zeitungen wie
der New York Times
http://tinyurl.com/yezz77j
analytisch aufgearbeitet. In dem verlinkten Artikel wird das Ausmaß der
aktuellen Arbeitslosenquote mit derjenigen der großen Depression in den
30er Jahren verglichen. Hallo? Ein Vergleich mit den 30er Jahren scheint
doch ziemlich gewagt. Damals betrug die „normale“ Arbeitslosenquote in der
Spitze bis zu 25 Prozent (siehe Chart).
Diese Sentimentsicht legt nahe, dass aktuell ein zumindest vorläufiger
Höchststand der US-Arbeitslosenquote erreicht sein sollte. Bestätigt wird
eine solche Sichtweise durch die seit April rückläufige Zahl der
Erstanträge auf US-Arbeitslosenhilfe.
Betrachtet man die Korrelation zwischen den Erstanträgen und der
US-Arbeitslosenquote, so wird die voraus laufende Funktion der Erstanträge
erkennbar (nächster Chart).
Der Zeitverzug beträgt zwischen zwei und dreizehn Monaten, wobei der
Median sich im Bereich von vier bis fünf Monaten bewegt. Seit Anfang
April sind bereits sieben Monate vergangen. Ergo: Es wird Zeit für ein
baldiges Top an den US-Arbeitsmärkten. Angesichts unserer Erwartung einer
Art Double-Dip-Rezession dürfte dieses Hoch zwar nur vorläufig sein, aber
es sollte doch für einige Monate Bestand haben.
Historisch ist die Entwicklung der Arbeitslosenquote der beste Indikator
für anstehende Leitzinserhöhungen gewesen (nächster Chart).
Wenn die monatliche Arbeitslosenquote einen oberen Wendepunkt erreicht
hatte, dann reagierte die FED mit leichter Zeitverzögerung. Mit Blick auf
die Entwicklung der Komponente Beschäftigung in den monatlichen
Einkaufsmanagerindizes ist ein Aufbau an Beschäftigung bis dato nur im ISM
Index für das verarbeitende Gewerbe (Anstieg von 46,2 auf 53,2 deutet auf
Beschäftigungsaufbau hin) zu beobachten gewesen, das Momentum des
Arbeitsplatzabbaus hat jedoch auch in den anderen Einkaufsmanagerindizes
nachgelassen. Im für die Volkswirtschaft wichtigeren Dienstleistungssektor
ergibt sich noch keine Verbesserung bei der Beschäftigungskomponente.
Die ganze Diskussion um eine „Exit-Strategie“ ist aber solange als eine
Nebelbombe anzusehen, solange die Notenbanken weiteres Geld in den
Kreislauf pumpen. Die FED wird bis Ende März 2010 weitere Anleihen im
Volumen von bis zu 500 Mrd US-Dollar kaufen, die englische Notenbank hat
in der vergangenen Woche eine geringe Auf-stockung ihres
Wertpapierkaufvolumens um 25 Mrd Pfund bekannt gegeben (Abschluss des
Programms in 3 Monaten). Der Trend der monetären Einschussphase hält bis
über den Jahreswechsel an.
Fazit: Wir nehmen an, dass sich in den kommenden zwei bis drei Monaten
eine leicht positive Tendenz im Bezug auf die US-Arbeitslosenquote ergeben
dürfte. Das sollte den Blick jedoch nicht dafür verstellen, dass die
US-Arbeitslosigkeit im Zuge einer Double-Dip-Rezession bereits ab dem
Frühjahr/Sommer kommenden Jahres erneut zu steigen beginnen dürfte.
Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen
Frühausgabe.
Anmerkung: Der „Traders
Award“ wird in diesem Jahr zum sechsten Mal vergeben. Wir freuen uns über
die Nominierung. Heute ist der letzte Tag der Abstimmung. Natürlich würde
ich mich über Ihre Stimme freuen. Weitere Informationen und der Link zur
Wahl unter
http://tinyurl.com/yf8stx7
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
P.S. Ein kostenloses 14tägiges Schnupperabonnement erhalten Sie unter
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