Der Wellenreiter
                          Wirtschaftsthemen der Zeit

 

   

28. November 2009
China und der Dollar

China hat ein Problem mit dem Fall des US-Dollar. Die USA wiederum haben ein Problem mit der Koppelung des Yuan an ihre Währung. China hat in den vergangenen acht Jahren eine ständig steigende Anzahl von Gütern, Waren und Dienstleistungen in die USA exportiert und dafür US-Dollar erhalten. Ein Teil des Exportüberschusses wird in US-Anleihen angelegt. Noch zu Beginn des Jahres 2002 betrug der Bestand Chinas in US-Anleihen unter 100 Mrd. US-Dollar. Der Bestand hat sich seitdem verachtfacht, er beträgt jetzt 800 Mrd. US-Dollar (nächster Chart).

 

Doch was sind die 800 Mrd. Dollar wirklich wert? Bewertet in Gold hat der Bestandswert zwischen Mitte 2005 und heute praktisch nicht zugenommen.

China ist frustriert darüber, dass die aufgehäuften Dollar-Bestände durch den Dollar-Fall entwertet werden. Die Amerikaner sind frustriert darüber, dass China den Yuan weiterhin fest an den Dollar koppelt: Erstens kommt die US-Exportwirtschaft nicht zum Zuge, und zweitens fehlt der Fed der „Inflationsimport“ aus China: Ein steigender Yuan würde steigende Preise für chinesische Waren in den USA bedeuten. US-Unternehmen könnten so wieder wettbewerbsfähiger werden und Arbeitsplätze könnten – anstatt in China – vermehrt in den USA geschaffen werden. Ein „Arbeitsplatz-Re-Export“ zurück in die USA ist für die chinesische Regierung angesichts der eigenen Probleme jedoch nicht akzeptabel.

Längst ist ein Wirtschaftskrieg zwischen den USA und China im Gange, und dieser spitzt sich mit jeder weiteren Dollar-Abwertung zu. Eskalationsmöglichkeiten gäbe es genug. Steigt die US-Arbeitslosenquote weiter, so könnte der Druck auf die US-Regierung immens wachsen, protektionistische Maßnahmen zu ergreifen. Die Chinesen glauben doch nicht wirklich, dass die 800 Mrd. US-Dollar von den USA bedient werden?

Die deutsche Regierung hat sich ihrer Kriegsschulden Anfang der 1920er Jahre durch Hyperinflation und damit verbundener massiver Abwertung der Reichsmark entledigt. Durch die Koppelung des Yuan an den US-Dollar funktioniert dieser Trick nur begrenzt: Zwar werden die Produkte aus Europa, Indien und weiteren Ländern teurer, nicht aber aus China. Die USA und China sind wie zwei unterschiedliche Brüder, die jeweils an einem Bein mit einem Strick zusammengebunden sind: Sie laufen im Gleichschritt, ob sie wollen oder nicht. Während der eine Waren liefert, liefert der andere im Gegenzug Arbeitsplätze.

Wie löst sich dieser Konflikt? Hoffentlich friedlich. Letztendlich kann die Lösung nur lauten: China lässt den Yuan aufwerten. Es würden drei Dinge geschehen:

1. Die Dollar-Bestände der Chinesen verlören – gerechnet in Yuan - an Wert. Aber das wäre ein Schicksal, das China mit Japan teilen würde.

2. Arbeitsplätze würden nicht mehr bevorzugt in China, sondern wieder stärker in den USA geschaffen. Ein Problem für Chinas Politiker, die die Einheit der Partei - z.B. durch aufkommende soziale Unruhen - nicht gefährden wollen.

3. China würde Inflation in die USA exportieren. Damit würde aller Voraussicht nach die Geldentwertung des US-Dollar beschleunigt werden. Was wiederum den in Punkt 1 genannten Vorgang noch beschleunigen würde.

Fazit: Die Konfrontation zwischen China und den USA bzgl. der Yuan-Bindung an den US-Dollar dürfte sich in 2010 zuspitzen. Je länger China diese Bindung aufrecht erhält, desto größer dürfte der Druck auf die US-Regierung werden, in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen. Mit sanfter Diplomatie – das musste Obama in China schmerzlich erfahren – werden die USA nicht viel erreichen. Hoffen wir, dass es – nach harten diplomatischen und ausschließlich verbalen Auseinandersetzungen – zu einer Lösung kommen wird.

Unser Finanzmarktausblick für das Jahr 2010 erscheint zum Jahreswechsel. Bestellungen per E-Mail an rrethfeld@wellenreiter-invest.de können ab sofort erfolgen (Kosten 30 Euro). Für Abonnenten (kein Schnupperabo) ist der Ausblick im Abopreis enthalten.

Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest

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Robert Rethfeld
 

 

 

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