19. Dezember 2009
Sagt mir, wo die Bären sind
In den USA werden hauptsächlich zwei Umfragen im Bezug auf das
Aktienmarkt-Sentiment beobachtet. Zum einen betrachtet der Branchendienst
„Investors Intelligence“ die Stimmung der Verfasser von US-Börsenbriefen,
zum anderen ermöglicht eine wöchentliche Umfrage der „Association of
Individual Investors“ (AAII) einen Blick auf die Stimmung der
Privatanleger. Beide Umfragen verfolgen wir im Rahmen unseres
Tagesdienstes.
„Sagt mir, wo die Bären sind“ (frei nach Joan Baez und Marlene Dietrich)
ist die passende Überschrift für diese Kolumne. Die individuellen
Investoren sind nur noch zu 28,4% baerisch (Vorwoche 33%). Das ist der
zweitniedrigste Stand der vergangenen beiden Jahre.
Bei Investors Intelligence herrscht schon seit einigen Wochen
„Bärenflaute“. Gegenüber der Vorwoche bleibt der aktuelle Wert (16,7%)
nahezu unverändert.
In den vergangenen Wochen flohen viele zuvor bearisch eingestellte
Börsenbriefschreiber in das neutrale Lager. In das Bullencamp wagten sie
sich noch nicht. Das hat sich in der vergangenen Woche verändert. Ein Teil
der Anleger, die das neutrale Camp besiedelten, sind jetzt ins Bullenlager
übergewechselt. Dort herrscht zwar noch kein Gedränge (der bullishe Anteil
bleibt mit 52,2 Prozent unterhalb früherer Höchstwerte; erst 60% bedeuten
„Euphorie“).
Dank des ausgetrockneten Bärenlagers ergibt sich dennoch eine interessante
Situation: Die Differenz zwischen Bullen und Bären ist annähernd so groß
wie auf dem Höhepunkt des Interims-Bullenmarktes, der im Oktober 2007
endete (folgender Chart).
Fazit: Die Bären sind geflüchtet. Sie fanden Unterschlupf im neutralen
Lager. Der Druck vom neutralen Lager ins Bullenlager wechseln zu müssen,
wächst mit jeder positiven Wirtschaftszahl aus den USA, und die gibt es
momentan reichlich. Das Umfrage-Sentiment hatte die Aufwärtsbewegung an
den Aktienmärkten monatelang unterstützt, ja hatte sie sogar eingefordert.
Davon kann jetzt keine Rede mehr sein. Aus Sentiment-Sicht ist an den
Aktienmärkten zunehmende Vorsicht angebracht, auch wenn zwischen den
Feiertagen sinkende Kurse historisch betrachtet unwahrscheinlich sind: Um
den 20. Dezember herum beginnt üblicherweise eine positive
Weihnachtsanomalie mit steigenden Kursen bis Anfang Januar.
Anomalien und Sentimentverläufe sind Bestandteil unseres Ende Dezember
erscheinenden Finanzmarktausblicks (Diesmal incl. Dekadenausblick)
Bestellungen per E-Mail an
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Schnupperabo) ist der Ausblick im Abopreis enthalten.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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