2. Januar 2010
Ausblick 2010: Schuldenkrise steht bevor
Nachfolgend ein Auszug aus unserem gerade publizierten Jahresausblick
2010: Gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts schien es, als könnten sich
die öffentlichen Haushalte in vielen Ländern sanieren. „Den Vereinigten
Staaten geht es so gut wie nie zuvor“, titelte die Rheinische Post am
28.01.2000:
In den USA konnte im Jahr 2000 ein Haushaltsüberschuss erwirtschaftet
werden. Auch der damalige deutsche Finanzminister Hans Eichel sprach im
Jahr 2000 von einem langfristigen Schuldenabbau bis zum Jahr 2010. Soweit
zum Thema Politiker und Wirtschaftszyklen.
Die erste Dekade des neuen Jahrhunderts bedeutete einen massiven
Schuldenaufbau. In den USA stieg der Anteil der öffentlichen Verschuldung
am Bruttoinlandsprodukt von 60 Prozent im Jahr 2000 auf aktuell etwa 90
Prozent.
Entscheidend ist nicht die absolute Verschuldungshöhe, auch nicht der
Prozentsatz der Verschuldung von BIP. Wichtig ist die Fähigkeit, die
Zinslast tragen zu können. Ein Blick auf die Entwicklung in den USA zeigt,
dass die Zinslast der dortigen öffentlichen Hand seit Mitte der neunziger
Jahre weitgehend konstant ist (etwa 400 Mrd. US-Dollar jährlich).
Warum ist das so? Betrug der Zinssatz für die „Public Debt“ Anfang der
80er Jahre etwa 12 Prozent, rutschte sie im Verlaufe der vergangenen 30
Jahr auf aktuell drei Prozent ab.
Gemäß unserem 30-Jahres-Zyklus sollten die Zinsen jedoch um das Jahr 2010
herum ihren Boden erreichen. Wir haben nachfolgend projektiert, was es
bedeuten würde, wenn die Zinsen in den kommenden Jahren von 4 Prozent in
2010 auf 6,5 Prozent im Jahr 2015 ansteigen würden. Dies ist angesichts
der Erwartung eines steigenden Zinszyklus nicht unrealistisch.
Das Ergebnis: Die Doppelbelastung aus steigender Verschuldung und
steigenden Zinsen würde den Zinsdienst stark anschwellen lassen (nächster
Chart).
Von unter 400 Milliarden US-Dollar im Jahr 2009 wurde der Zinsdienst auf
knapp 1,2 Billionen US-Dollar im Jahr 2015 steigen. Das wäre eine
Verdreifachung innerhalb von sechs Jahren und würde den Zinsdienst zu
einem der Top-US-Haushaltsposten aufwerten. Die Finanzierung dieses
Dienstes wäre nur mit neuen Schulden zu machen, so dass sich die
Schuldenspirale noch stärker nach oben schrauben würde als hier
dargestellt. Die USA würden das AAA-Rating wohl schon früher verlieren,
was die Zinsen noch stärker ansteigen ließe. In der gerade angelaufenen
Dekade zwingt sich eine Neuordnung des Finanzsystems geradezu auf, zumal
dieses Problem keineswegs auf die USA beschränkt ist. Japan befindet sich
in einer noch prekäreren Situation. Wenn den beiden größten
Volkswirtschaften der Welt eine Schuldenkrise bevorsteht, ist ein „weiter
so“ keine Option.
Mehr dazu sowie zu Aktien, Anleihen,
Rohstoffen und Währungen finden Sie in unserem Jahresausblick für 2010,
der über
http://www.wellenreiter-invest.de/ausblick2010.html abrufbar ist und
auch einen Dekadenausblick enthält.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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