9. Januar 2010
Rohstoffe in 2010
Steigende Rohstoffpreise erzeugen Inflation, während fallende
Rohstoffpreise deflatorisch wirken. Das ist die gängige Marktmeinung, und
die ist auch nicht falsch. Wenn Rohstoffpreise und Inflation zu hundert
Prozent Hand in Hand gehen würden, müsste der inflationsbereinigte
Rohstoff-Index einer waagrecht verlaufenden Linie entsprechen. Im Groben
stimmte diese Annahme, wenn man sich auf den Zeitraum 1800 bis etwa 1980
bezieht. Doch wie der folgende Chart zeigt, geschah nach 1980 etwas
Ungewöhnliches: Die Rohstoffpreise (in Dollar gerechnet) fielen deutlich
stärker als die US-Inflationsrate (schwarzer Pfeil).
Bevor wir auf dieses seltsame Verhalten näher eingehen, erscheint uns die
folgende Feststellung wichtig: Die Rohstoffpreise waren nicht etwa in den
1970er Jahren auf ihrem inflationsbereinigten Höhepunkt. Die beiden
Hochpunkte stellen die Nachkriegszeiten des amerikanischen
Sezessionskrieges (1861-65) sowie die Zeit nach dem ersten Weltkrieg dar.
Damals waren Rohstoffe selbst im Verhältnis zur bereits hohen
Inflationsrate sehr teuer. „In der Not frisst der Teufel Fliegen“, lautet
ein altes Sprichwort. Man kann auch sagen: „In der Not steigen die
Preise“. Einer hohen Nachfrage steht kein oder ein geringes Angebot
gegenüber. In einer solchen Situation befinden sich die Märkte bisher
nicht. Im Gegenteil: Historisch betrachtet sind die Rohstoffpreise im
Verhältnis zur allgemeinen Inflation weiterhin zu preiswert.
Der starke reale Fall der Rohstoffpreise zwischen den Jahren 1980 und 2000
kann nicht mit den Schatten-Inflationsraten erklärt werden. Würde
man diese als Maßstab nehmen, dann wäre der reale Fall der Rohstoffpreise
noch stärker gewesen. Wichtig erscheint uns die folgende Erkenntnis:
Niemals zuvor in den vergangenen 200 Jahren sind die Rohstoffpreise
inflationsbereinigt (=real) derart stark angestiegen wie im Zeitraum von
2002 bis 2008. Dies wirft die Frage auf, ob sich die Rohstoffpreise in
ihre angestammte Handelsspanne (blaue Linien obiger Chart)
zurückmanövrieren können. Dazu müssten die Rohstoffpreise weiterhin
stärker steigen als die Inflationsrate. Das dürfte eine ziemliche
Herausforderung sein, da wir davon ausgehen, dass die Inflationsrate das
relativ niedrige Niveau der 90er und 00er Jahre in der jetzt beginnenden
Dekade mittel- und längerfristig überschreiten wird.
Kupfer gilt zu Recht als einer der besten Inflationsindikatoren.
Nachfolgend zeigen wir den Verlauf der US-Inflationsrate und des
Kupferpreises seit dem Jahr 2000.
Man beachte, dass sich der Kupferpreis bereits wieder nahe seinem Hoch aus
dem Jahr 2008 befindet. Sollte die US-Inflationsrate ebenfalls ihr Hoch
aus dem Jahr 2008 angreifen wollen, so müsste sie einen Anstieg in den
Bereich von fünf Prozent vollziehen. Dies dürfte dann als wahrscheinlich
gelten, wenn Kupfer tatsächlich auf ein neues nominales Allzeithoch
steigen sollte.
Der Blick auf den inflationsbereinigten Kupferchart zeigt, dass das
Basismetall bereits wieder auf dem Weg zu alter Stärke ist.
Hält die Nachfrage der Chinesen an und gewinnt die Weltwirtschaft weiter
an Fahrt, so dürfte sich der Preis für Kupfer auch real Richtung
Allzeithoch bewegen (obere blaue Linie). Es fällt auf, dass Kupfer
deutlich stärker agiert als der CRB-Rohstoff-Index.
Der nominale Verlauf von Kupfer zeigt einen Trendkanal.
Der steile Aufwärtstrend ist nach wie vor intakt, so dass wir davon
ausgehen, dass Kupfer in 2010 an sein Allzeithoch von 2008 heranlaufen
kann. In der Nähe dieses Hochpunktes ist jedoch mit einem Abprallen und
einer „Verschnaufpause“ zu rechnen, so dass der Kupferpreis in 2010
zunächst toppen dürfte.
Dies war ein Auszug aus unserem
Jahresausblick 2010. Mehr zu den Rohstoffen - sowie zu Aktien, Anleihen,
Edelmetallen und Währungen - finden Sie in eben jenem Jahresausblick, der
über
http://www.wellenreiter-invest.de/ausblick2010.html abrufbar ist und
auch einen Dekadenausblick enthält.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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