Wochenend-Wellenreiter vom 31. Juli 2010
Langfrist-Abwärtstrend im US-Dollar intakt
Der US-Dollar verliert seit Ende der 1960er Jahre stetig gegenüber dem
Euro (vor 1999: Deutsche Mark) stetig an Wert. Wir stellen diesen Verfall
mit dem folgenden Dollar/Euro-Chart dar.
An diesem großen Bild hat auch
die Dollar-Stärke im ersten Halbjahr 2010 nichts geändert.
Auf dem nächsten Chart ist der
Verlauf des Euro/Dollar seit 1970 inklusive der US-Rezessionen
eingezeichnet.
Die roten Pfeile bezeichnen Hochpunkte im Euro/Dollar. Es ist zu erkennen,
dass US-Rezessionen jeweils zu Schwächephasen im Euro/Dollar führten. Da
Euro/Dollar und die Rohstoffpreise positiv korreliert sind und eine
Rezession in der Regel fallende Rohstoff-preise nach sich zieht, ist ein
Fall des Euro/Dollar in Rezessionen plausibel. Zudem werden in solchen
Situationen die Risiken verringert; die Amerikaner holen ihr im Ausland
angelegtes Geld verstärkt zurück und lösen dabei ihre Carry-Trades auf.
Nur in der Rezession von 2001 folgte der Wechselkurs dem Euro/Dollar
diesem Schema nicht.
Die jüngste Wende des Euro/Dollar zum Positiven erfolgte Anfang/Mitte
Juni. Am Samstag, den 19. Juni 2010 hatte die chinesische Regierung die
„Flexibilisierung“ des Yuan angekündigt. Seitdem befindet sich der
Wechselkurs Yuan/Dollar im Aufwärtstrend, die Zunahme beträgt etwa ein
Prozent. So gering die Aufwertung des Yuan gegenüber dem US-Dollar bisher
sein mag: Die Devisenmärkte haben dieses Signal als den Beginn einer
allgemeinen Schwächephase des US-Dollar gegenüber allen anderen
bedeutenden Währungen verstanden. Ob Australischer Dollar, Kanadischer
Dollar, Euro, Schweizer Franken, Britisches Pfund oder der japanische Yen:
Gegenüber sämtlichen wichtigen Währungen zeigt der US-Dollar derzeit
Schwäche. Die gegenwärtige Euro-Stärke ist demnach keine Euro-Stärke,
sondern eine Dollar-Schwäche.
Und diese Schwäche ist politisch erwünscht. Am 27. Januar 2010 verkündete
US-Präsident Obama sein Ziel, den Exportanteil der USA binnen fünf Jahren
verdoppeln zu wollen. Damit sollen zwei Millionen US-Arbeitsplätze
gesichert werden. Exporte erhöht man am effektivsten, indem man den
Außenwert seiner Währung verringert. Wie es geht, zeigt die deutsche
Exportwirtschaft, die im vergangenen Halbjahr von einem schwachen Euro
profitiert hat.
Interessant ist ein Verlaufsvergleich des Euro/Dollar mit dem Verlauf, der
im Jahr 1984 begann.
Wir haben diesen Vergleich
schon länger in unserem „Köcher“. Es gab sicherlich Abweichungen, aber im
Großen und Ganzen behält dieser Vergleich bisher seine Gültigkeit. Danach
würde sich in diesem Jahr ein Tiefpunkt im Euro/Dollar-Kurs ausbilden. Für
2011 müsste man einen deutlichen Euro-Anstieg erwarten. Die Erfüllung
einer solchen – von der US-Führung gewünschten - Entwicklung würde nicht
nur eine potentielle Verbesserung der Exportstärke der USA, sondern ein
Ankurbeln der US-Inflation bedeuten. Beispielsweise würden sich
Rohstoffpreise in US-Dollar verteuern. Auch dies wäre ein gewünschter
Effekt, der es der amerikanischen Zentralbank ermöglichen würde, die
Nullzinspolitik aufzugeben. Die Nullzinspolitik ist ein Instrumentarium
zur Bekämpfung der Deflation.
Fazit: Der US-Dollar ist - als
Ankurbelungsinstrument im Rahmen des Wettbewerbs um globale Exportanteile
– bisher nicht richtig in Fahrt gekommen. Mit der Ankündigung der
Aufwertung des chinesischen Yuan im Juni hat sich die Situation geändert.
Diese Ankündigung kann als Initialzündung für den Beginn des Kampfes der
US-Industrie um eine Verstärkung des globalen Exportanteils gewertet
werden. Eine Schwächung des US-Dollar ist aus Sicht der politischen
Führung der USA – unter Inkaufnahme steigender Inflationsraten -
stillschweigend ausdrücklich erwünscht. Wir sehen deshalb das Potential
für einen weiteren Anstieg des Euro/Dollar als gegeben an; der
langfristige Abwärtstrend des US-Dollar sollte sich fortsetzen. Damit
entstehen – über kurz oder lang – Risiken für die deutsche
Exportindustrie.
Verfolgen Sie das Geschehen an den
Finanzmärkten in unserer handelstäglich erscheinenden Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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