Wochenend-Wellenreiter vom 4. September 2010
Japan: Drei Monate bis zum Staatsbankrott?
„Es erscheint klar, dass eine
Überwindung der 20-Dollar-Marke in Silber ein Signal für einen deutlichen
Anstieg auslösen würde. Für die Überwindung dieser Marke sehen wir im
September eine recht hohe Wahrscheinlichkeit.“ So formulierten wir in der
vergangenen Wochenend-Kolumne. Zum Ende der Woche stieg der Silber-Preis
auf knapp 20 US-Dollar; eine Beschleunigung des Silber-Anstiegs wird immer
wahrscheinlicher.
Wir würde sich ein steiler
Silber-Anstieg auf die anderen Märkte auswirken? Oder wirkt er sich in
Ansätzen bereits aus? In unserem Jahresausblick 2010 stellten wir einen
Zusam-menhang zwischen der Entwicklung des Silberpreises und der
Renditeentwicklung her. Wir zeigten den folgenden Chart.
Der Silberpreis sowie die Zinsen für langlaufende US-Staatsanleihen
entwickelten sich seit mindestens dem Jahr 1800 parallel. Auf dem Chart
sehen wir die Entwicklung seit 1920.
Im Jahresausblick argumentierten wir: „Eine Erklärung für die ab Mitte der
1990er Jahre auftretende Diskrepanz (schwarzer Doppelpfeil) bietet die
seit Mitte der 1990er Jahre anhaltende Nullzinspolitik der japanischen
Zentralbank. Seitdem konnte man sich kurzfristig nahezu zinslos in Yen
verschulden und US-Anleihen am langen Ende kaufen (Der sogenannte
Carry-Trade). Dies führte zu künstlicher Nachfrage von US-Anleihen, was
wiederum die Zinsen am langen Ende drückte, was wiederum den
US-Hausbaumarkt anheizte und schließlich zur Finanzkrise führte.“
Auf dem obigen Chart ist mit
bloßem Auge zu erkennen, dass der Silberpreis der Renditeentwicklung
voraus läuft. Wir stellen den obigen Chart nochmals dar, allerdings mit
einem Vorsprung von Silber von fünf Jahren.
Sicherlich ist die Korrelation
nicht perfekt, aber das Silber-Hoch von 1979/1980 passt auf das sekundäre
Renditehoch von 1984. Spinnt man den Gedanken weiter, so müsste die
US-Rendite jetzt beginnen, sich deutlich nach oben zu entwickeln.
Insgesamt müsste man davon ausgehen, dass die Renditen in allen
Industrieländern steigen – auch in Japan.
Ein Anstieg der 10jährigen
japanischen Staatsanleihen in den Bereich von 2 bis 2,5 Prozent würde
drastische Konsequenzen haben: Japans Zinsdienst würde deutlich teurer
werden (Refinanzierungen müssten zu höheren Zinssätzen erfolgen). Ein
weiterer Rating-Abstufungsprozess würde einsetzen. Schliesslich würde bei
den ausländischen und japanischen Gläubigern eine Panik entstehen mit der
Folge, dass dem japanischen Staat das Vertrauen schlagartig entzogen
werden würde: Japan wäre innerhalb kurzer Zeit bankrott.
Betrachten wir den folgenden
Chart. Als die Rendite 10jähriger japanischer Staatsanleihen im Oktober
1998 ihren Tiefpunkt bei 0,77 Prozent erreichte, stieg sie innerhalb der
folgenden vier Monate auf 2,43 Prozent an (roter Pfeil folgender Chart).
Als die Rendite 10jähriger
japanischer Staatsanleihen im Juli 2003 einen Tiefpunkt bei 0,43 Prozent
erreichte, stieg sie innerhalb der nachfolgenden drei Monate auf 1,61
Prozent an (orangefarbener Pfeil obiger Chart).
In beiden Fällen hatte sich
die Rendite innerhalb weniger Monate mehr als verdreifacht.
Am 18. August 2010 erreichte
die Rendite für 10jährige japanische Staatsanleihen mit 0,90 Prozent einen
Tiefpunkt. Seitdem verläuft der Anstieg recht steil. Am Freitag wurde ein
Wert von 1,15 Prozent erreicht. Das ist ein Plus von 27 Prozent innerhalb
weniger Tage. Ist dies ein Grund zur Beunruhigung?
Vordergründig scheint dies
nicht so. Der Renditeanstieg dürfte schon bald – bei 1,2 Prozent -
vorläufig gestoppt werden. Der Widerstand ist auf dem folgenden Chart
(rote Linie) deutlich erkennbar.
Aber: Eine Garantie, dass der
Renditeanstieg nicht doch den beiden vorher beschriebenen
„Gummiband-Mustern“ folgt, gibt es nicht. Würde der Widerstand überwunden
werden, so sollte sich die Fahrt nach oben beschleunigen. Dabei sollte man
annehmen, dass die Anleger/Gläubiger bei einer Rendite von etwa 1,4 bis
1,5 Prozent beginnen, sich Gedanken über die Sicherheit Ihrer Anlage zu
machen.
Fazit: Der Silberpreis steigt.
Silber und US-Renditen sind historisch betrachtet korreliert – mit einem
Vorlauf für Silber. Die Rendite 10jähriger japanischer Staatsanleihen hat
es in den letzten 12 Jahren zweimal geschafft, sich innerhalb von drei bis
vier Monaten zu verdreifachen. Sollte das Rendite-Tief vom 18. August
einen wichtigen Wendepunkt darstellen, so erinnert die Geschwindigkeit,
mit der die Rendite bisher steigt, an die beiden Ereignisse aus den Jahren
1998 und 2003.
Ein scharfer Renditeanstieg –
in den Bereich über 2 Prozent – dürfte einen Staatsbankrott Japans
auslösen. Klar ist auch, dass der finanzielle Ruin Japans große
Auswirkungen auf das Weltwirtschaftsgefüge nach sich ziehen würde.
Verfolgen Sie diese Thematik sowie die Entwicklung der
Finanzmärkte in unserer handelstäglich erscheinenden Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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