Wochenend-Wellenreiter vom 11. September 2010
Kapitalflüsse mit ungeahnten Folgen
US-Anleger haben im Rahmen der
seit März 2009 laufenden Rallye an den Aktienmärkten eine klare Wahl
getroffen. Sie zogen laut Daten des ICI-Instituts massiv Kapital aus
US-Aktienfonds ab…,
...und legten es zum Teil in Aktienfonds an, die in ausländische Märkte
investieren.
Der Kapitalabfluss aus dem eigenen Markt wird ein wenig dadurch gemildert,
dass verstärkt von Aktienfonds in ETFs umgeschichtet wurde. Dies erklärt
jedoch lediglich ein Drittel der Kapitalabflüsse aus US-Aktienfonds.
Welche Länderindizes profitieren von den vermehrten US-Kapitalflüssen in
ausländische Märkte? Die BRIC-Staaten haben anfangs (zwischen März und
September 2009) die Gelder aufgesogen. Aber dann? Die Aktienmärkte
Brasiliens, Russlands, Indiens und Chinas laufen seit dem vierten Quartal
mehr oder weniger seitwärts.
Wie der obige Chart zeigt, wurde das Hoch aus 2007/08 bisher von keinem
BRIC-Staat wieder erreicht. Lediglich der indische Aktienmärkt entwickelt
sich in jüngster Zeit dynamisch genug, um von einem intakten Aufwärtstrend
sprechen zu können. Immerhin hat der indische Leitindex (BSE 30) in diesem
Jahr um acht Prozent zulegen können.
Während die Indizes vieler Industriestaaten gegenüber dem Jahresbeginn
kein oder nur eine geringes Plus aufweisen, liegt der chilenische
Aktienindex (dank der Kupferrallye) um 32 Prozent vorn. Ein besonderes
Augenmerk gilt dem Südostasiatischen Raum. Die Indizes Indonesiens und
Malaysias weisen zweistellige Zuwachsraten auf. Den Vogel schießen die
Philippinen ab. Der Leitindex der Börse Manila hat in den vergangenen zwei
Wochen um 11 Prozent zulegen können (in 2010 um 28 Prozent). In der
vergangenen Woche wurde mit einem Indexstand von 3.902 Punkten ein neues
Allzeithoch erreicht (nächster Chart).
Zwischenfazit: US-Anleger verschieben ihr Kapital seit März 2009 verstärkt
in Schwellenländer. Zunächst waren die BRIC-Staaten das Ziel. Derzeit
scheint insbesondere der südostasiatische Raum von Kapitalzuflüssen zu
profitieren.
Die Philippinen zählen zu den größten Reis-Importeuren der Welt. Anders
als im Frühjahr 2008 - als Hungersnöte wegen des hohen Preises für Reis
befürchtet wurden – sind die Lager diesmal voll. Im Gegensatz zu den
Kursen für Weizen oder Mais bewegt sich der Reispreis nur lethargisch nach
oben. Man sollte jedoch beachten, dass die Preis von Reis und Mais nicht
gänzlich unabhängig voneinander operieren.
So waren die Preishochs von 1994, 2004 und 2008 gemeinsame bzw. um wenige
Monate verschobene Preishochs. Der Reispreis agierte meist nachlaufend.
Die Stärke der Indizes in Südostasien - und auch in Indien - sprechen
dafür, dass die Inflation in diesen Ländern Luft nach oben hat. Dies
wiederum dürfte dazu führen, dass der Reispreis den Preisen für Mais und
Weizen – wenn auch nachlaufend – folgt.
Reis gilt für mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung als
Hauptnahrungsmittel. Wir mögen noch etwas weg sein von der
Hunger-Diskussion aus dem Jahr 2008. Aber schon jetzt wird in
Zeitungsartikeln auf die angeblichen oder tatsächlichen Spekulanten
geschossen. Sollte sich der derzeit moderate Anstieg des Reispreises
versteilern (wovon wir ausgehen), so würde die Diskussion um die
Spekulanten verschärfen.
Verfolgen Sie diese Thematik sowie die
Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglich erscheinenden
Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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