Wellenreiter-Kolumne vom 20. November 2010
Renditeanstieg
Bereits in den 1970er Jahren
beobachtete die Kansas City Fed eine Zeitverzögerung von zwei Jahren,
bevor sich die Entwicklung der Geldmenge sich auf die Inflation auswirkt.
http://tinyurl.com/2ezr5ed
Dies galt für die 1970er Jahre, später schwächte sich diese Korrelation ab
(folgender Chart).
Nichtsdestotrotz beobachten
wir seit Jahren Zusammenhänge, die mit einer Verzögerung von etwa zwei
Jahren ablaufen. So gilt die Entwicklung der Zinsspanne („Zinsstruktur“)
als ein voraus laufender Indikator für die Entwicklung des
US-Wirtschaftswachstums.
Durch die Nullzinspolitik der
Fed könnte diesem Indikator jedoch die Aussagekraft genommen worden sein.
Denn wie soll der Zinssatz der 10jährigen US-Anleihen unter den
US-Leitzins fallen (dies zeigt üblicherweise eine Rezession an), wenn sich
der Leitzins bei null befindet?
Einen weiteren Zusammenhang
finden wir, wenn wir den Silberpreis und die Rendite der 30jährigen
US-Bonds übereinander legen. Silber tendierte bis in die 1990er Jahre zu
einem Vorlauf von zwei Jahren gegenüber der Renditeentwicklung.
Die anschließende Abweichung
dürfte auf den sich verstärkenden Kauf von US-Staats-anleihen durch China
zurückzuführen sein. Die Handelsbilanzüberschusse mussten recycelt werden,
also legte man die Reserven in US-Anleihen an. Diese beständige Nachfrage
drückte die Renditen. Zudem sorgte – und sorgt weiterhin - der chinesische
Boom für eine erhöhte Rohstoffnachfrage. Das Resultat: Die Korrelation
ging verloren.
Seit vergangenem Jahr
diversifiziert China seine Reserven zunehmend in andere Währungen. Kaufen
China und andere Staaten weniger US-Anleihen, steigen die Zinsen. Die
US-Fed möchte diesen Negativ-Effekt durch „QE II“ ausgleichen. Gelingt
dies nicht – weil die Investoren zunehmend höhere Risikoprämien einfordern
–, so würden die Renditen den durch Silber vorgezeichneten Weg gehen. Und
der führt nach oben. Selbst wenn die Rohstoffpreise jetzt ein Hoch
markieren würden, könnten die Renditen weitere zwei Jahre steigen, ohne
dass die Korrelation Silber/Renditen außer Kraft gesetzt werden würde.
Eine Umfrage der American
Association of Individual Investors zeigt, dass die Anleihen-quote in den
USA derzeit so hoch ist wie zu Spitzenzeiten der 1990er Jahre.
Seit dem Frühjahr 2009 fließen
enorme Mittel Anleihenfonds (nächster Chart).
Fazit: Die Allokation der
Anleger in US-Staatsanleihen befindet sich auf einem historisch hohen
Niveau, die Kapitalflüsse in US-Anleihen sind enorm hoch. China hält sich
hingegen vornehm zurück. Die Anleger steigen ausgerechnet dann in
US-Anleihen ein, wenn die Staatenlandschaft zu wanken beginnt. Das ist ein
Treppenwitz der Geschichte. Wir dürften am Beginn einer Phase eines
deutlichen Renditeanstiegs sehen. Dafür lässt sich als praktischer Beleg
der Sprung der Rendite für fünfjährige US-Anleihen von 1,0% auf 1,5%
innerhalb von sieben Handelstagen anführen. Dazu beitragen dürften die von
den Zentralbanken im Herbst 2008 durchgeführten Unterstützungsmaßnahmen
(rasante Ausweitung der Geldmenge), die sich möglicherweise mit einer
Verzögerung von zwei Jahren auswirken.
Verfolgen Sie die Entwicklung der
Finanzmärkte in unserer handelstäglich erscheinenden Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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