Wellenreiter-Kolumne vom 26. Februar 2011
Sonnenaktivität und Finanzmärkte
Die Aktivität der Sonne
pulsiert in einem etwa 11 Jahre andauernden Zyklus. Zu Beginn des Zyklus
ist die solare Aktivität – gemessen an der Zahl der Sonnenflecken – sehr
gering. Die Aktivität steigert sich innerhalb von 3 bis 4 Jahren deutlich,
um anschließend ein Top auszubilden und in den Folgejahren gegen Null zu
fallen.
Die Zyklenlängen variieren
genauso wie die Amplituden. Forscher beschreiben eine wichtige
Abhängigkeit: Je länger ein Zyklus dauert, desto geringer ist die
Amplitude im nachfolgenden Zyklus. Deshalb nimmt u.a. die NASA an, dass
der gerade begonnene Zyklus eine ähnlich geringe Amplitude erreicht wie zu
Beginn des 19. Jahrhunderts (siehe schwarzen Pfeil obiger Chart.
Überhaupt lässt sich –
verfolgt man den Zyklus der Sonnenaktivität noch weiter zurück – ein
200-Jahres-Zyklus herausarbeiten, der mit niedrigen Amplitudenhöhen
verbunden ist. Klimaforscher stellen einen Zusammenhang zwischen niedrigen
Amplituden und einer Periode kühleren klimatischen Bedingungen her. So war
beispielsweise der Zeitraum zu Beginn des 19. Jahrhunderts von eher kühlen
Wetterlagen geprägt (man denke an das „Jahr ohne Sommer“, so wurde das
Jahr 1816 genannt).
Genauso wie der Einfluss der
Sonne auf das Klima unter Klimaforschern umstritten ist, sind es auch
eventuelle Auswirkungen der Sonnenaktivität auf die Finanzmärkte.
Beispielsweise haben wir
versucht, einen Zusammenhang zwischen der Bewegung des Dow Jones Index und
dem Zyklus der Sonnenaktivität zu finden. Es ist uns nicht gelungen
(folgender Chart).
Schon eher ist ein
Zusammenhang zwischen der US-Inflationsrate und dem Sonnenfleckenzyklus zu
vermuten (folgender Chart).
Es fällt auf, dass
Inflationsspitzen häufig in der Nähe von Spitzen solarer Aktivität zu
finden sind. So in den Jahren 2000, 1990, 1980, 1969, 1957, 1947, 1937,
1929 und 1917. Eine Korrelation zwischen Inflationsspitzen und der Höhe
der Amplitude der solaren Aktivität ist jedoch nicht gegeben.
Interessant ist auch, dass die
großen US-Deflationen zu Beginn der 1920er und 1930er Jahre ihren
Höhepunkt erreichten, als die Zahl der Sonnenflecken sehr gering war
(siehe Pfeile obiger Chart). Die Deflation in der zweiten Jahreshälfte
2008 - in den USA „Great Recession“ genannt – fiel ebenfalls mit einem
Zeitraum geringer bis nicht vorhandener Sonnenfleckenaktivität zusammen.
Noch auffälliger sind die
Zusammenhänge zwischen solarer Aktivität und US-Rezes-sionen. Der Chart
zeigt, dass der Hochpunkt eines Sonnenaktivitätszyklus seit den 1930er
Jahren stets mit einem Tiefpunkt des US-Wirtschaftszyklus (sprich:
Rezession) einhergeht. Der folgende Chart zeigt diesen Zusammenhang.
Sieben Rezessionen sind an
Hochpunkten zu finden, keine in Aufwärtsphasen des Zyklus. Drei
Rezessionen (1954, 1973/74 und 2007-2009) fanden in der Bodenbildungsphase
eines Zyklus statt.
Wir schrieben bereits Mitte
2008: „Es fällt auf, dass Phasen der Zunahme der Sonnen-aktivität stets
außerhalb von US-Rezessionen stattfanden. Insofern könnte man
schlussfolgern, dass die bevorstehende Aufwärtsphase der Sonnenaktivität
eine US-Rezession zwischen 2009 und 2012 ausschließt.“
http://tinyurl.com/ycbkwso
Aufgrund der Beobachtung, dass
Hochpunkte der Zyklik mit Rezessionen verbunden sind, müsste man für das
Jahr 2013 eine US-Rezession erwarten.
Fazit: Genauso wie der
Einfluss der solaren Aktivität auf den Klimawandel kontrovers diskutiert
wird, ist die Betrachtung eines Zusammenhangs zwischen solarer Aktivität
und dem Verhalten der Finanzmärkte umstritten. Wir betrachten diese
Thematik von Zeit zu Zeit, weil wir davon überzeugt sind, dass zyklische
Zusammenhänge insgesamt zu wenig Beachtung erfahren. Anhand der gezeigten
Charts kann sich jeder selbst ein Bild machen.
Auch die amerikanische FED hat
das eine oder andere Strategiepapier zu diesem Thema im Archiv. So wurde
im Jahr 1996 ein Zusammenhang zwischen von der Sonne ausgehenden
geomagnetischen Stürmen und dem Verhalten des Aktienmarkts entdeckt:
http://tinyurl.com/6e3l54f
Während sich uns ein
Zusammenhang zwischen dem Verlauf des Dow Jones Index und der
Sonnenaktivität nicht erschließt, lässt sich feststellen, dass
Inflationsspitzen häufig in der Nähe von Spitzen des Sonnenfleckenzyklus
auftreten. Genauso auffällig ist das Nicht-Vorhandensein von
US-Rezessionen in Aufwärtsphasen des Sonnenfleckenzyklus. Die nächste
Spitze des Sonnenfleckenzyklus wird von der NASA für das Jahr 2013
erwartet.
http://tinyurl.com/ye882j
Unbestritten befindet sich die
Sonnenaktivität am Beginn eines neuen Aufwärtszyklus. Auch wenn dessen
Amplitude vorrausichtlich ein geringes Niveau erreichen wird, so muss man
konstatieren, dass – bei einem Fortbestand des Zusammenhangs – die
deflationäre Phase vorüber ist und eine inflationäre Phase die
Regentschaft übernommen hat. Diese sollte bis zum Eintreffen einer neuen
Rezession marktbeherrschend agieren. Eine US-Rezession müsste man - gemäß
dem Sonnenfleckenzyklus - für das Jahr 2013 erwarten (kann auch einige
Monate früher sein, eine Rezession dauert meist länger als ein Jahr).
Verfolgen Sie die Entwicklung der Finanzmärkte in unserer handelstäglichen
Frühausgabe.
Robert Rethfeld
Wellenreiter-Invest
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